Der FC Bayern München kann in dieser Saison gleich zweimal die Champions League gewinnen. Mit seinem Männerteam am 31. Mai 2025 sogar im eigenen Stadion. Und mit den Frauen schon eine Woche vorher in Lissabon.
Der größte Unterschied dabei ist: Nach Berechnungen des europäischen Fußball-Verbands UEFA wird der nächste Champions-League-Sieger der Männer in dem neuen Wettbewerbs-Format mehr als 150 Millionen Euro allein an Prämien kassieren. In der «Women's Champions League» kommen bei dem gleichen Erfolg nur rund zwei Millionen zusammen.
Diese Diskrepanz ist nach wie vor riesig - und trotzdem ist «der Frauenfußball seit Jahren auf dem Vormarsch», wie der neue Sport-Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, Peter Christiansen, sagt. Denn dieses Wachstum wird nach wie vor in Teilen aus den Mehreinnahmen des Männerfußballs finanziert - bei den Clubs wie den Verbänden.
So nimmt die UEFA nun 4,4 statt bislang 3,5 Milliarden Euro pro Saison durch die Vermarktung ihrer vergrößerten Champions League, Europa League und Conference League ein. Ein zweistelliger Millionenbetrag aus diesem Zuwachs wird laut «Kicker» an die Champions League der Frauen weitergereicht.
7:0-Vorsprung gegen Florenz
Nicht nur aus diesem Grund möchte der VfL Wolfsburg unbedingt dorthin zurück. Die deutschen Pokalsiegerinnen spielen am Mittwoch (18.30 Uhr/YouTube) im Playoff-Rückspiel gegen den AC Florenz um das Erreichen der Gruppenphase. Nach dem überraschend klaren 7:0-Sieg in der ersten Partie in Italien scheint das Weiterkommen nur noch eine Formsache zu sein. Und so zeigt sich die Bedeutung der Königsklasse am Beispiel der Wolfsburgerinnen auch besonders gut.
2013 und 2014 gewann der VfL den wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb. 2016, 2018, 2020 und 2023 stand er noch im Finale. Doch Weltclubs wie der FC Barcelona oder FC Chelsea drohen den besten Bundesligisten zu enteilen. Sie investieren einfach mehr Geld.
In der vergangenen Saison erreichte kein deutsches Team die K.o.-Runde der Champions League. Für die Gruppenspiele, die am Freitag ausgelost werden, gesetzt ist der FC Bayern München als Meister. Eintracht Frankfurt blieb in diesem Sommer schon in der Qualifikation hängen. 2023 war es der VfL Wolfsburg selbst, der in den Playoffs an Paris FC scheiterte. Topspielerinnen wie Dominique Janssen (Manchester United), Ewa Pajor (FC Barcelona) und Jill Roord (Manchester City) verließen in den vergangenen 15 Monaten den Verein.
Wenigstens wieder in der Gruppenphase dabei zu sein, ist für die Wolfsburgerinnen daher ein Muss. Denn wenn es dort schon keine Reichtümer zu verdienen gibt, geht es immer noch um den sportlichen Wettbewerb und das Prestige.
«Die Champions League ist wie ein Gütesiegel für den Frauenfußball beim VfL», sagt Christiansen. «Wenn wir weiter erfolgreich sein wollen, müssen wir auf der größten Bühne dabei sein. Die Attraktivität, für Spielerinnen hierherzukommen. Die Attraktivität für Spielerinnen, auch hierzubleiben: Das hat auch viel mit der Champions League zu tun.»
Im nächsten Jahr laufen bei den Wolfsburgerinnen 15 Spielerinnen-Verträge aus. Darunter die von bekannten Namen wie Alexandra Popp, Merle Frohms, Jule Brand oder Kathrin Hendrich.
Trainer Tommy Stroot wollte den Club eigentlich 2025 verlassen. Er sah beim VfL keine Perspektive mehr. Was den 35-Jährigen doch zum Umdenken bewog, war unter anderem die Ankunft von Christiansen - dem neuen Sportchef des Männer- und des Frauenteams.
«Geld ist nicht alles»
Der 49 Jahre alte Däne ist sehr direkt, sehr fordernd und sehr ehrgeizig. Er reiste ins Trainingslager der Frauen genauso mit wie zum Hinspiel in Florenz. «Ich habe an meinem ersten Tag in Wolfsburg gesagt: Der Frauenfußball beim VfL ist ein Projekt, das ich mag, das erfolgreich ist und das wir gemeinsamen weiter erfolgreich halten wollen. Das ist die Herausforderung», sagt er. «Dafür müssen wir es pushen, weil es Clubs in der Premier League, in Spanien, Italien und in Frankreich gibt, die den Frauenfußball ihrerseits stark pushen.»
Christiansen gefällt das Konzept des Wolfsburger Frauenfußball-Direktors Ralf Kellermann, Toptalente wie Brand oder die Isländerin Sveindis Jonsdottir frühzeitig an den VfL zu binden. Konkret verspricht er Trainer und Manager dazu, die die Trainingsbedingungen und die Infrastruktur des Frauenteams zu verbessern.
«Geld ist nicht alles», sagt Christiansen. «Es geht auch darum: Wie ist ein Club aufgebaut? Wie hart arbeitest du an den täglichen Basics? Wie sind die Strukturen? Das sind alles Faktoren, mit denen du es ausgleichen kannst, wenn ein anderer Club mehr Geld ausgibt.»
Den VfL sieht er da mit Stroot («Einer der besten Trainer der Welt im Frauenfußball») und Kellermann («Hat für eine sehr lange Zeit sehr gut gearbeitet») gut aufgestellt. Christiansen sagt aber auch ganz klar: «Es wäre gut für die Bundesliga, wenn noch mehr Clubs sagen würden: Lasst uns weiter und mehr in den Frauenfußball investieren.»
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