Der Bayern-Schreck ist wieder in Topform. Pünktlich zum Bundesliga-Klassiker gegen den deutschen Rekordmeister am Samstag hat sich Borussia Dortmunds Ramy Bensebaini endgültig zurückgemeldet. Zur großen Freude seiner Teamkollegen, die den Matchwinner beim 3:0 (1:0) in der Champions League bei Dinamo Zagreb ausgelassen feierten. «Ja, das ist einfach mega», bewertete Torhüter Gregor Kobel die Leistung des algerischen Linksverteidigers, der schon seit Wochen abliefert.
Gegen Freiburg war der frühere Gladbacher einer der Besten beim BVB und bereitete einen Treffer vor. In Zagreb entschied er das Spiel mit seinem Kopfballtor zum 2:0 (56. Minute), spielte erneut extrem auffällig und verteidigte exzellent. Auch Abwehrkollege Nico Schlotterbeck attestierte ihm ein absolutes «Top-Spiel». Der Lohn war die UEFA-Trophäe für den «man of the match» (Spieler des Spiels).
Als Gladbacher Borusse besiegte Bensebaini die Bayern zweimal im Alleingang
Schnell wurden Erinnerungen wach an seine Zeit in Gladbach, als er die Bayern gleich zweimal fast im Alleingang besiegte. Vor fast genau fünf Jahren schoss er die niederrheinische Borussia per Doppelpack zum 2:1 gegen die Münchner und hielt sein Team damals an der Tabellenspitze. Zwei Jahre später war er erneut mit einem Doppelpack an der 5:0-Gala im Pokal entscheidend beteiligt. «Das kann er gerne so weiterführen», sagte Schlotterbeck mit Blick auf den Bundesliga-Schlager am Samstag (18.30 Uhr/Sky).
«Jetzt gehen wir mit breiter Brust in das Spiel», meinte Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl angesichts der Machtdemonstration in Zagreb gegen einen chancenlosen Gegner. Zuvor hatte Geschäftsführer Lars Ricken mit Verweis auf die Heimstärke der Westfalen einen Prestigesieg gegen den sportlich in der Liga gerade wieder enteilten Rivalen sogar versprochen. Sechs Heimspiele, sechs Siege lautet die bislang makellose Bilanz des BVB. «Die Bayern kommen zu uns. Und da sind wir sehr gut dieses Jahr», sagte Schlotterbeck.
Sieg in Zagreb kein Gradmesser für Spiel gegen die Bayern
So weit wie Kehl oder gar Ricken wollten Spieler und Trainer aber nicht gehen. Aus gutem Grund. Das ersatzgeschwächte und völlig destruktive Dinamo-Team lässt sich nicht ansatzweise mit den Bayern vergleichen, die die Kroaten im September in der Champions League noch 9:2 deklassiert hatten und in der Bundesliga bereits zehn Punkte vor den Dortmundern liegen.
«Von viel reden hat man es noch nicht gewonnen», bemerkte Schlotterbeck. «Die Bayern sind so gut wie lange nicht mehr.» Und in der Liga noch unbesiegt. Zudem gewann Dortmund zuletzt vor mehr als sechs Jahren ein Heimspiel in einem Bundesliga-Klassiker. «Es ist mal wieder an der Zeit, die Bayern zu schlagen», meinte Kehl.
Vor allem Bensebaini weiß, wie das geht. Der 29-Jährige erinnert immer mehr an den starken Linksverteidiger, der er in seiner Gladbacher Zeit war. «Er kommt langsam in Fahrt», lobte auch Trainer Nuri Sahin: «Guter Fußballer, guter Typ.» Dass Bensebaini auch im Team ankommt, zeigte sich am Mittwochabend in einer Szene, als er mit seiner UEFA-Trophäe die Kabine betrat und spontan eine Party für den Algerier startete. «Für Ramy haben sich alle gefreut. Er hat den nächsten Schritt gemacht», sagte Kehl grinsend und konnte sich eine süffisante Bemerkung nicht verkneifen: «Anscheinend waren wir bei dem ein oder anderen Transfer nicht ganz so blind.»
Denn dass Bensebaini aktuell einer der formstärksten Dortmunder und dazu als Linksverteidiger gesetzt ist, war im Sommer nahezu undenkbar gewesen. In seinem ersten Jahr bei der westfälischen Borussia war er auch verletzungsbedingt weit unter seinen Möglichkeiten geblieben und galt schon als abgeschrieben. «Er hatte ein schweres erstes Jahr», sagte auch Sahin, der notgedrungen angesichts der Personallage in den ersten Wochen der Saison wieder auf Bensebaini setzen musste.
Sahin äußert auch deutliche Kritik an Bensebaini
Und der nutzte seine Chance und ist aktuell unumstritten. «Er hat auch gemerkt, dass er mehr kann. Ich glaube auch, dass er insgesamt noch reifer geworden ist», meinte Kehl. In der Hinsicht widersprach Sahin indes vehement und kritisierte den als Heißsporn bekannten Algerier vehement. «Er kriegt immer noch zu viele Gelbe Karten. Das ist ein Thema, das mir nicht gefällt. Das nervt mich», rügte der BVB-Coach. In Zagreb sah Bensebaini völlig unnötig seine dritte Gelbe Karte im laufenden Wettbewerb und fehlt damit im nächsten Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona. Gegen die Bayern am Samstag ist er aber wieder dabei. Zum ersten Mal im BVB-Dress. Und wieder in Topform.
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