Im nächsten riesigen Augsburger Schiri-Frust wagte Sportdirektor Jurinko Jurendic eine steile These. «Harry Kane hätte den Elfer bekommen», behauptete Jurendic mit Verweis auf eine Strafstoß-Entscheidung für den FC Bayern und dessen Torjäger Kane eine Woche zuvor beim 6:1 des Fußball-Rekordmeisters gegen Aufsteiger Holstein Kiel.
Nach dem 2:3 (1:2) in einem wilden und höchst emotionalen Fußballspiel gegen den FSV Mainz 05 mit zwei Platzverweisen und reichlich Videobeweis-Ärger entlud sich der Frust beim FC Augsburg an Schiedsrichter Sören Storks und Video-Assistent Pascal Müller. «Warum sprechen wir nach jedem Spiel über Schiedsrichter, VAR oder Entscheidungen? Warum sprechen wir nicht über das Spiel? Das tut mir leid, auch für den Fußball», klagte Trainer Jess Thorup nach einer Niederlage, welche die Augsburger extrem aufwühlte.
Insbesondere zwei Szenen erregten die Gastgeber nach der durch schülerhaftes Abwehrverhalten bei allen drei Mainzer Gegentoren von Armindo Sieb und Jonathan Burkardt sowie einem eigenen Chancenwucher größtenteils selbst verschuldeten Heimschlappe.
In der XXL-Nachspielzeit nahm Schiri Storks seine spontane Elfmeterentscheidung nach einem vermeintlichen Foul an Verteidiger Keven Schlotterbeck nach minutenlangem Videostudium zurück. Für die Augsburger war der Pfiff «keine glasklare Fehlentscheidung» des Referees. Darum hätte Video-Assistent Müller ihrer Meinung nicht eingreifen dürfen.
«Ist der VAR im Kölner Keller blind?»
«Der VAR untergräbt die Autorität der Schiedsrichter», schimpfte Jurendic. «Warum wird der Schiedsrichter rausgerufen?», fragte Kapitän Jeffrey Gouweleeuw. Schlotterbeck, der beim Schussversuch am Ball vorbei schlug, aber durch einen Gegner-Kontakt zu Boden ging, sprach von «einem Kann-Elfmeter, kein Muss-Elfmeter. Aber wenn sich der Schiri die Szene so lange anschaut, muss er ihn nicht zurücknehmen», meinte der Torschütze zum 1:2.
Es war erneuter Augsburger Elfer-Frust, nachdem ihnen beim 2:2 zum Saisonstart gegen Werder Bremen nach Video-Studium ein klarer Handelfmeter verweigert worden war. Aus FCA-Sicht macht das in der Summe drei Punkte. So hat man vier statt sieben Zähler.
Zweiter großer Aufreger war der berechtigte Platzverweis für Augsburgs 2:3-Schützen Samuel Essende in der 70. Minute. Dem Nachtreten des Angreifers gegen Dominik Kohr ging ein Ellenbogenschlag des Mainzers voraus. Die Tätlichkeit war demnach eine Reaktion auf Kohrs Aktion Sekunden zuvor. «Ist der VAR im Kölner Keller blind? Kohr streift Essende am Kopf. Und das sieht der VAR nicht», sagte Jurendic fassungslos.
Thorups scharfe Rüge für Rotsünder Essende
Hätte Kohr ebenfalls Rot gesehen, wäre das Spiel in den letzten 20 Minuten - nach der dummen Gelb-Roten Karte für den Mainzer Nadiem Amiri vor der Pause - in Augsburger Überzahl fortgesetzt worden. Thorup bestritt nicht die Unsportlichkeit von Essende, monierte aber, dass Kohrs Vergehen ungeahndet blieb. «Entschuldigung, wenn das nicht ganz klar eine Rote Karte ist, dann verstehe ich nichts von Fußball», sagte der FCA Coach.
Der Däne rügte aber nicht nur Schiedsrichter und Video-Assistent, sondern sowohl in der Kabine vor seiner Mannschaft und dann auch öffentlich den unbeherrschten Essende. «Das darf nicht sein, dass man sich über die Mannschaft stellt. Das geht bei mir nicht», sagte Thorup. Sportdirektor Jurendic sprach gleichfalls von einem «No-go», das der Mannschaft massiv geschadet habe.
Ob der Verein über die fällige DFB-Sperre hinaus eine Strafe für Essende aussprechen wird, liege nicht an ihm, bemerkte Thorup noch auf Nachfrage.
Zur Wahrheit des Spiels gehört aber auch, dass sich die Augsburger die Niederlage selbst zuschreiben mussten. Aus 29:5 Torschüssen, 14:1 Ecken, 34:5 Flanken und 73 Prozent Ballbesitz schöpften sie mit zwei Toren «viel zu wenig Ertrag», wie Mittelfeldspieler Elvis Rexhbecaj sagte: «So positiv die Leistung war, wir brauchen Punkte, Punkte, Punkte.»
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