Schweißtreibender hätte die erste Trainingseinheit von Anthony Jung beim FC Ingolstadt kaum ausfallen können. Bei hohen Temperaturen absolvierte die Mannschaft am Donnerstagvormittag zunächst Schnell- und Sprungkraftübungen, anschließend gab es ein Spiel auf engem Raum.
„Das Training war ein guter, sehr intensiver Einstieg“, sagte Jung im Anschluss. Der 24-jährige Linksverteidiger wechselt zunächst für ein Jahr auf Leihbasis von RB Leipzig zum FC Ingolstadt. Im Anschluss besitzen die Schanzer eine Kaufoption. Beim Bundesligaaufsteiger, der inzwischen vom ehemaligen FCI-Trainer Ralph Hasenhüttl trainiert wird, hatte Jung in der vergangenen Saison seinen Stammplatz verloren. Nun wurde ihm „klar kommuniziert“, wie Jung sagt, „dass Marcel Halstenberg auf meiner Position weiterhin vorne liegt.“ Seinen Traum von der Bundesliga wollte sich Jung jedoch nicht auf der Bank erfüllen. Er will möglichst oft zum Einsatz kommen, selbst im Rampenlicht stehen. Daher erscheint der Schritt Richtung Ingolstadt logisch. „Hier sind die Chancen, regelmäßig zu spielen, größer“, sagt Jung, der sich „ganz klar als Linksverteidiger“ sieht. Damit ruft er den Kampf um einen Stammplatz mit dem Österreicher Markus Suttner aus. „Konkurrenz tut immer gut und bringt uns beide weiter“, sagt Jung und kündigt selbstbewusst an: „Ich gebe Vollgas, übe Druck aus und möchte spielen.“
Jung, der in Spanien geboren wurde, spielte in der Jugend einige Jahre für Eintracht Frankfurt, wechselte später zum Stadtrivalen FSV, wo er mit FCI-Angreifer Mathew Leckie zusammenspielte. Zur Saison 2013/14 ging Jung zum damaligen Drittliga-Aufsteiger RB Leipzig. Mit den Ostdeutschen gelang der Durchmarsch in die Bundesliga.
Nun setzt er seine Karriere in Ingolstadt fort. Am Dienstag absolvierte er den Medizincheck, nach dem freien Mittwoch ist er nun Bestandteil des Kaders. Wo liegen nach seinen ersten Eindrücken die Unterschiede zwischen dem finanzstarken Emporkömmling aus Leipzig und den Schanzern? „Ingolstadt ist in der Hinsicht größer“, sagt Jung, „weil der Verein schon ein Jahr in der Bundesliga spielt.“ Was das Team um das Team betreffe, „ist es hier etwas kleiner und familiärer als in Leipzig, aber darunter leidet die Qualität nicht.“ Der Zusammenhalt sei die große Stärke.
Jung ist der siebte Sommerneuzugang beim FC Ingolstadt. Zwei weitere Defensivspieler sollen noch geholt werden. In der Offensive sieht sich der Verein hingegen gut aufgestellt. Während sich Jung nun beweisen muss, haben die anderen Neuen bereits erste Eindrücke hinterlassen. Hoffnung auf einen Stammplatz darf sich Angreifer Robert Leipertz, der von Zweitligist 1. FC Heidenheim kam, machen. Auch Innenverteidiger Hauke Wahl (von Zweitligaabsteiger SC Paderborn) kam in den bisherigen Testspielen regelmäßig zum Einsatz. Im Moment scheint aber Romain Brégerie die Nase vorn zu haben.
Der 18-jährige Nico Rinderknecht gilt als Talent, war die ersten Tage im Trainingslager noch dabei, reiste dann wieder ab, um in der zweiten Mannschaft Spielpraxis zu sammeln. Der dänische Keeper Martin Hasen weist körperliche Rückstände auf und wird sich hinter Örjan Nyland mit der Rolle als Nummer zwei zufriedengeben müssen. Auch der zweite neue Torwart Fabijan Buntic (19), der vom VfB Stuttgart kam, braucht noch Zeit.
In Längenfeld mit dabei war Sonny Kittel (Eintracht Frankfurt), trainieren durfte er allerdings nicht. Der 23-Jährige, der in seiner Karriere bereits zwei Kreuzbandrisse erlitt, soll sich vollends auskurieren. In der Nachmittagseinheit absolvierte er erstmals leichtes Lauftraining. Auch Dario Lezcano kann wegen Muskelproblemen derzeit nicht mit dem Team trainieren.
Testspiel: Am heutigen Freitag reisen die Schanzer zurück nach Ingolstadt. Eine Zwischenstation wird in Raubling (bei Rosenheim) eingelegt, wo um 15.30 Uhr ein Testspiel gegen Al Ain (Vereinigte Arabische Emirate) stattfindet.