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FC Ingolstadt: Große Wut auf einen Mann

FC Ingolstadt

Große Wut auf einen Mann

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    Kurz nach dem ersten Gegentor: Die Spieler des FC Ingolstadt können nicht fassen, dass Schiedsrichter Christian Dingert (rechts) das Tor von Gladbachs Lars Stindl nicht abgepfiffen hat. Der Unparteiische ist nicht gesprächsbereit. 
    Kurz nach dem ersten Gegentor: Die Spieler des FC Ingolstadt können nicht fassen, dass Schiedsrichter Christian Dingert (rechts) das Tor von Gladbachs Lars Stindl nicht abgepfiffen hat. Der Unparteiische ist nicht gesprächsbereit. 

    Weit nach Spielschluss standen sich Maik Walpurgis und Lars Stindl in den Katakomben des Audi-Sportsparks gegenüber. Sie diskutierten ruhig und unaufgeregt über eine Szene, die zuvor die Gemüter erhitzt hatte und wohl auch in den kommenden Tagen ein bestimmendes Thema sein wird.

    Was war passiert? Eine Ecke von Oscar Wendt segelte in der 61. Minute hoch vor das Tor und wurde von Marvin Matip per Kopf verlängert. Am zweiten Pfosten prallte Stindl der Ball zunächst an die Brust, dann an den Unterarm – und von dort zum 1:0 für Gladbach ins Tor. Die entscheidende Szene der Partie, die im Anschluss dementsprechend emotional diskutiert wurde. Rein regeltechnisch, so sagte es der ehemalige Schiedsrichter und jetzige Sky-Experte Peter Gagelmann, konnte man den Treffer durchaus geben, da Stindl keine Absicht zu unterstellen war. Der Fußballverstand lässt aber an dieser Herangehensweise zweifeln, da Stindl seine Körperfläche vergrößerte und der Ball ohne Hilfe des Arms niemals im Tor gelandet wäre. Dass es keine Absicht war, ist unstrittig. Ein klares Handspiel war es aber auch. Stindl selbst äußerte sich ehrlich zu seinem Treffer: „Es war eine knifflige Situation, das gebe ich zu. Ein bisschen an meiner Reaktion hat man gesehen, dass es nicht astrein war, aber im Nachhinein war es keine Absicht, die Hand mit ins Spiel zu nehmen.“ Sein Trainer Dieter Hecking sprach das Regelwerk an, gab aber gleichzeitig zu, dass man den Treffer aus seiner Sicht nicht hätte geben müssen.

    Weit emotionaler gingen die Ingolstädter mit dem entscheidenden Gegentreffer um. Ihre Wut richtete sich nicht gegen Stindl, sondern gegen Schiedsrichter Christian Dingert und auch gegen das Regelwerk. Geschäftsführer Harald Gärtner stapfte wütend durch die Katakomben. Er schimpfte lauthals, wollte gehört werden, auch wenn er nicht direkt zu den Journalisten sprach. „Er vergrößert ganz klar die Körperfläche. Keine Absicht soll das gewesen sein“, schrie Gärtner, „so eine Scheiße habe ich noch nie gehört.“ Weniger emotional, aber mit dem gleichen Tenor äußerte sich Sportdirektor Thomas Linke. „Was hat die Hand da oben zu suchen? Das ist ein ganz klares Handspiel“, kritisierte er. Auch Trainer Walpurgis ließ keinen Zweifel aufkommen, dass es ein „irreguläres Tor“ war.

    Neben der Diskussion um das Handspiel rückte das Thema Fairplay in den Mittelpunkt. Wie hätte sich Lars Stindl verhalten sollen? „Es ist nicht die Aufgabe von Lars Stindl, zum Schiedsrichter zu gehen“, sagte Marvin Matip. Öl ins Feuer goss Almog Cohen. „Stindl ist nach dem Treffer zu mir und Pascal Groß gekommen und hat gesagt, dass es Hand war“, erzählte der aufgebrachte Israeli. Der Gladbacher Kapitän hätte zudem erklärt, das Handspiel zuzugeben, wenn Schiedsrichter Christian Dingert ihn danach fragt. Cohen weiter: „Der Schiri wollte ihn nicht fragen, obwohl er nur fünf Meter entfernt gestanden ist. Ein Schiedsrichter darf nicht so arrogant sein.“ Derbe Worte, die Linke diplomatischer ausdrückte. „Ich erwarte von einem Schiedsrichter nachzufragen, wenn es Proteste gibt.“

    Dass Gladbach die Partie durch einen Treffer von Andre Hahn nach einem Konter in der Nachspielzeit noch mit 2:0 gewann, fiel nicht mehr ins Gewicht. „Wir haben ein Spiel auf Augenhöhe gesehen und hatten sogar die besseren Möglichkeiten“, sagte Walpurgis. In der ersten Hälfte köpfte Marcel Tisserand völlig freistehend über den Querbalken (20.). Nach dem Seitenwechsel parierte Gladbachs Torwart Yann Sommer glänzend einen Kopfball von Matip (56.) und einen Schuss von Cohen (89.) und hielt damit den letztlich etwas glücklichen Gladbacher Sieg fest.

    Durch die Niederlage bleibt der FC Ingolstadt auf einem Abstiegsplatz, hat zwei Zähler Rückstand auf den Hamburger SV und vier auf Wolfsburg und Bremen. Thomas Linke bleibt dennoch optimistisch: „Die Mannschaft zeichnet aus, nach Negativerlebnissen wieder aufzustehen.“

    FC Ingolstadt Hansen – Matip, Tisserand (72. Kittel), Brégerie – Hadergjonaj, Cohen, Morales, Suttner – Groß (78. Hinterseer), A. Jung (46. Roger) – Lezcano Borussia Mönchengladbach Sommer – Jantschke, Christensen, Vestergaard, Wendt – C. Kramer, Strobl (61. Dahoud) – Jon. Hofmann, Johnson – Stindl (87. Raffael), Drmic (80. Hahn)

    Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle) – Zuschauer 15200 Tore 0:1 Stindl (61.), 0:2 Hahn (90.+1)

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