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FC Ingolstadt: FCI-Trainer Oral: „Es muss weitergespielt werden“

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FCI-Trainer Oral: „Es muss weitergespielt werden“

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    Kann derzeit mit seiner Mannschaft lediglich in Kleingruppen trainern: Tomas Oral hofft, dass die 3. Liga den Spielbetrieb bald wieder aufnimmt. 
    Kann derzeit mit seiner Mannschaft lediglich in Kleingruppen trainern: Tomas Oral hofft, dass die 3. Liga den Spielbetrieb bald wieder aufnimmt.  Foto: Roland Geier

    Zunächst einmal die derzeit wichtigste Frage. Wie geht es Ihnen, Herr Oral?

    Oral: Mir geht es persönlich gut. Wie alle anderen hoffe auch ich, dass das Leben bald in allen Bereichen weitergeht, nicht nur der Fußball.

    Wie sieht derzeit Ihr Alltag aus?

    Oral: Ich verbringe viel Zeit in Ingolstadt. Entweder bin ich auf dem Trainingsgelände oder zu Hause, wie viele andere auch. Wir trainieren in Kleingruppen. Nach fünf Wochen, darunter drei in Heimarbeit, haben die Spieler jetzt fünf Tage freibekommen. Dabei haben wir ihnen Hausaufgaben, also ein individuelles Programm, mitgegeben.

    Wie sieht der Trainingsalltag mit dem Gruppentraining aus?

    Oral: Wir haben fünf Vierergruppen gebildet, dazu sind die Torhüter separat eine Gruppe. Los geht es um 8.45 Uhr, dann kommen die einzelnen Gruppen in Abständen von einer halben Stunde und trainieren auf verschiedenen Plätzen knapp 60 Minuten. Schluss ist für sie gegen 13 Uhr, für das Trainerteam beginnt dann die Nacharbeit.

    Wie sieht das im Detail aus? An der Taktik wird ja kaum gearbeitet werden können..

    Oral: Wir machen alle Übungen mit Ball, ohne Körperkontakt und mit den vorgegebenen Abständen. Dabei trainieren wir Abschlüsse, technische Formen oder Dribblings mit Tempo. Es gibt separates Stürmertraining ohne Gegnerdruck oder Flankentraining. Dazu kommen Kraft- und Schnelligkeitseinheiten, um wirklich alles abzudecken. Die Spieler dürfen nicht allzu viel verlieren. Fußball ist ein Mannschafts- und Kontaktsport, die Spieler werden eine gewisse Zeit brauchen, wenn es wieder losgeht. Darauf müssen wir bei aller Vorsicht vorbereitet sein.

    Keiner weiß wirklich, wann wieder gespielt wird. Was macht diese ungewisse Situation mit dem Kopf der Spieler?

    Oral: Schwer zu beantworten, schließlich ist so eine Situation für uns alle neu. Aber die Ungewissheit darf bei einem Fußballer im Kopf nicht so viel ausmachen. Jeder sollte für sich ein Ventil finden, damit er es mit diesen Gedanken nicht übertreibt. Menschen in der Wirtschaft oder in anderen Bereichen des normalen Lebens sind viel härter von der Corona-Krise betroffen und wissen oft gar nicht, was mit ihnen passiert.

    Das trifft auch auf Sie zu. Sie führen ein Café in Frankfurt. Daher spüren Sie nicht nur als Arbeitnehmer des FC Ingolstadt, sondern auch als Arbeitgeber die Einschränkungen durch die Corona-Krise...

    Oral: Mein Café ist seit Mitte März geschlossen, ich halte mich an sämtliche Richtlinien. Ein To-Go-Geschäft macht in unserem Fall keinen Sinn.

    Belastet Sie das zusätzlich oder können Sie mit der Lage gut umgehen?

    Oral: Ich versuche, es positiv zu nehmen, weil mir am Ende des Tages nichts anderes übrigbleibt. Die Gesundheit meiner Mitarbeiter ist vorrangig. Wir müssen alle schauen, unseren Teil dazu beizutragen, dass irgendwann das normale Leben zurückkehrt. Viel schlimmer wäre es doch, wenn Menschen in meinem Umfeld krank wären und man nicht wüsste, wie es da weitergeht.

    Lassen Sie uns wieder über Fußball sprechen. Sie haben den Trainerjob beim FC Ingolstadt kurz vor der Saisonunterbrechung übernommen und kein Spiel absolviert. Einen seltsameren Moment hätte es kaum geben können...

    Oral: Beim Trainerwechsel war die aktuelle Entwicklung noch nicht vorherzusehen. Ich versuche, mit meiner Energie die Mannschaft nach vorne zu bringen. Dabei muss ich selbst stabil sein. Geduld und Vernunft sind gefragt.

    Ist der vielzitierte Impuls, den sich Vereine von einem Trainerwechsel versprechen, durch die lange Unterbrechung verlorengegangen?

    Oral: Nein. Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. Schließlich bringt es mir gar nichts, sich über eine Verpuffung des Trainerwechsels Gedanken zu machen, wenn ich die Situation selbst nicht in der Hand habe.

    Kann man im Gegenteil die Zeit sogar nutzen, die Mannschaft besser kennenzulernen?

    Oral: Ja, es kann ein Vorteil sein. Wir haben sozusagen eine Vorbereitung mit intensiven Einheiten. Die Jungs lernen mich in den Gruppentrainings kennen und ich lerne sie kennen. Außerdem kenne ich den Verein ja in- und auswendig. Wir versuchen, das Bestmögliche aus der Situation zu machen und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir performen werden, wenn wir wieder anfangen zu spielen.

    Glauben Sie, dass diese Saison noch gespielt wird?

    Oral: Bei allem, was ich zu diesem Thema sage, gilt, dass die Gesundheit immer oberste Priorität haben muss. Wenn die Regierung, die DFL und der DFB zustimmen und die gesellschaftlichen Voraussetzungen geschaffen sind, dann muss weitergespielt werden, ohne Wenn und Aber. Ich will mir ein Szenario gar nicht vorstellen, wenn es nicht weitergeht, wie die Ligen dann künftig ausschauen werden. Das fängt ganz oben an und geht hinunter bis in die vielen Amateurklassen. Der Schaden für den Fußball wäre allgemein riesig.

    Wie stehen Sie dazu, dass acht Drittligisten einen Abbruch der Saison gefordert haben?

    Oral: Es ist selbstverständlich, dass jeder Verein natürlich seine Argumente und Positionen hat und in Eigeninteresse handelt. Aber im Sinne einer gemeinschaftlichen Lösung tun die Vereine gut daran, die Dinge innerhalb der Liga zu diskutieren. Öffentlich ist ja bereits genug dazu kundgegeben worden. Ich persönlich will mit den Jungs und allen im Verein unbedingt aufsteigen und das Optimale herausholen, dazu bekenne ich mich zu 100 Prozent.

    Glauben Sie, dass sich das Fußballgeschäft nach dieser schwierigen Zeit verändern wird?

    Oral: Es wird sich in der ganzen Gesellschaft etwas verändern, weil andere Umstände herrschen, als wir sie in den letzten Jahrzehnten gewohnt waren. Je schneller wir den Virus in den Griff bekommen, desto leichter wird es sein, wieder ins normale Leben zurückzukehren. Jeder ist in der Verantwortung, alles Menschenmögliche zu tun, damit das Karussell wieder läuft.

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