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FC Ingolstadt 04: Andreas Görlitz: „Eine eigene Welt“

FC Ingolstadt 04

Andreas Görlitz: „Eine eigene Welt“

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    Im Jahr 2010 noch Teamkollegen, jetzt Kontrahenten: Die Wege von FC 04-Außenverteidiger Andreas Görlitz (links) und Bayern-Star Frank Ribery (rechts) dürften sich heute Abend in der Allianz-Arena häufig kreuzen.
    Im Jahr 2010 noch Teamkollegen, jetzt Kontrahenten: Die Wege von FC 04-Außenverteidiger Andreas Görlitz (links) und Bayern-Star Frank Ribery (rechts) dürften sich heute Abend in der Allianz-Arena häufig kreuzen. Foto: Foto: imago

    Ingolstadt Wenn Andreas Görlitz am heutigen Mittwoch (20.30 Uhr) mit dem FC Ingolstadt 04 in der 2. Runde des DFB-Pokals beim FC Bayern München gastiert, dann ist dies für den 29-Jährigen zweifelsohne keine Partie wie jede andere. Bevor Görlitz in der Saison 2010/2011 zu den Schanzern wechselte, stand er seit 2004 beim deutschen Fußball-Rekordmeister unter Vertrag – lediglich unterbrochen von einer rund zweijährigen Ausleihe zum damaligen Bundesligisten Karlsruher SC.

    Im Gespräch mit der Neuburger Rundschau blickt der rechte Außenverteidiger auf seine Zeit bei den „Roten“ zurück und spricht dabei über...

    l...seinen Wechsel im Jahr 2004 von den Münchner Löwen zum FC Bayern München: „Als wir damals mit dem TSV 1860 aus der Bundesliga abgestiegen sind, bin ich erst einmal in den Urlaub nach Mallorca geflogen. Dort habe ich dann von meinem Berater Fritz Bischoff einen Anruf erhalten, dass der FC Bayern München an mir interessiert wäre. Ich war natürlich sofort aus dem Häuschen, wollte aber vorher schon meine Möglichkeiten, dort zu spielen, abklopfen. Es hat dann – auch noch während meines Urlaubs – ein Telefonat mit dem damaligen Trainer Felix Magath gegeben, das sehr positiv war. Danach habe ich mich dann zu diesem Wechsel entschieden. Naja, die ersten Wochen waren dann aber schon ziemlich hart. Auf der einen Seite waren die Löwen-Fans, die mich verachtet haben, weil ich zu den Roten gewechselt bin. Und auf der anderen Seite standen die FCB-Anhänger, die nicht wirklich einen Spieler von den Blauen wollten. Ich kann mich noch gut an mein damaliges Ablösespiel zwischen dem FC Bayern und TSV 1860 erinnern, als irgendwie das ganze Stadion gegen mich war (lacht). Nach dem Trainingslager haben wir uns dann mit den Fans an einen Tisch gesetzt und miteinander geredet. Mit der Zeit hat sich das Ganze dann schon gelegt.“

    l...seinen besten Mitspieler beim FC Bayern München: „Fußballerisch war das für mich auf alle Fälle Zé Roberto! Egal ob im Punktspiel oder beim „Fünf gegen Zwei“ im Kreis – er hat so gut wie nie einen Fehler gemacht und konnte selbst die größten Drucksituationen spielerisch lösen. Auf seiner Position im offensiven Mittelfeld war er mit seiner Technik und Schnelligkeit einfach überragend. Aber auch Claudio Pizarro, den ich nach wie vor zu den besten Stürmern zähle, würde ich in diese Kategorie einbeziehen.

    l...seine größte Freundschaft während der Zeit beim FCB: „Ganz klar mit Michael Rensing! Wir verstehen uns nach wie vor super und stehen in regelmäßigem Kontakt. Das war eigentlich ganz lustig: Als ich nach meinem zweijährigen Gastspiel in Karlsruhe wieder nach München zurückgekehrt bin, war unsere Freundschaft genau so wie vor meinem Wechsel. Dass es für ihn beim 1. FC Köln derzeit so gut läuft, freut mich natürlich riesig.“

    l...das beste Spiel im Trikot des FC Bayern München: „Es ist schwer, eine einzelne Partie herauszufiltern. In den ersten drei, vier Monaten ist es schon ziemlich gut für mich gelaufen, ehe ich dann in ein kleines Loch gefallen bin – was jetzt aber sicherlich auch nicht dramatisch ist, wenn so viele neue Dinge, unter anderen kam ja auch noch die Nationalmannschaft hinzu, auf einen einprasseln.

    l...die Partie, die er am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen würde: „Mit Sicherheit das Champions-League-Spiel am 3. November 2004 im Olympiastadion gegen Juventus Turin. Ich wurde in der Pause für Willy Sagnol eingewechselt und wollte nach einigen Minuten auf meiner Abwehrseite einen Juve-Akteur bei einer Flanke blocken. Das Resultat war ein Kreuzbandriss mit Knorpelschaden sowie einer Meniskusverletzung. Danach musste ich rund zwei Jahre pausieren.“

    l...seine damaligen Trainer beim FC Bayern München:

    - Felix Magath: „Er hat mich damals zum FC Bayern geholt und mir die Chance und das Vertrauen gegeben, in der Mannschaft Fuß zu fassen. Auf der anderen Seite war es auch seine sehr harte Zeit – vor allem in der Vorbereitung haben wir sehr intensiv und viel trainiert. Auch die berühmten Medizinbälle und unzählige Bergläufe standen in dieser Zeit auf dem Programm.“

    - Ottmar Hitzfeld: „Ich habe nach meiner langen Verletzungspause nur ein paar Spiele unter ihm gemacht. Dennoch habe ich ihn als fairen und geradlinigen Trainer kennengelernt, dem ich es letztlich auch zu verdanken hatte, dass der Karlsruher SC aufgrund meiner Einsätze unter ihm auf mich aufmerksam geworden ist.“

    - Jürgen Klinsmann: „Nach meinem ersten Jahr beim KSC wurde er Trainer beim FC Bayern. Wir haben dann zweimal miteinander telefoniert. Er war der Meinung, dass es für mich besser sei, ein weiteres Jahr in Karlsruhe dranzuhängen, um weiter Spielpraxis zu sammeln – was ich dann ja auch gemacht habe. Für mich ist Jürgen Klinsmann, unter dem ich auch mein Länderspiel-Debüt hatte, nach wie vor der Trainer mit der größten positiven Ausstrahlung. Wir sind nach wie vor in Kontakt und haben uns erst in diesem Sommer, als ich in den USA war, auf einen Kaffee getroffen.“

    - Louis von Gaal: „Er hat immer offen und ehrlich seine Meinung gesagt – egal, ob das mir oder einem Franck Ribéry gegenüber war. Diesbezüglich hat er alle Spieler gleichbehandelt, was sicherlich für die Stars nicht ganz einfach war. Was das Fachliche betrifft, gibt es wohl kaum einen Trainer auf der Welt, der so viel Sachverstand wie van Gaal hat. Sein ’Hauptproblem’ war letztlich, dass er niemand in seine Arbeit reinreden ließ. Aber gerade beim FC Bayern ist es wichtig, einen guten Mittelweg mit der Vorstandschaft und auch den Superstars zu finden. Ansonsten hat man es als Trainer sehr, sehr schwer.“

    l...sein schönstes Erlebnis beim FC Bayern München: „Es gibt eigentlich drei Momente oder Abschnitte, die ich dazu zählen würde: Meine ersten Monate bei den Bayern, in denen es sehr gut gelaufen ist. Dann mein Comeback nach zweijähriger Verletzungspause sowie die Erfahrung, bei einem Champions-League-Finale dabei zu sein. Ich saß zwar bei der 0:2-Niederlage gegen Inter Mailand im Jahr 2010 nur auf der Ersatzbank. Dennoch war es ein unvergessliches Erlebnis.“

    l...die Wahrnehmung des FC Bayern in der Öffentlichkeit: „Das ist schon eine eigene Welt. Gerade während der Ferienzeit war das Trainingsgelände in der Säbener Straße mit Tausenden Leuten überfüllt. Darin sieht man, wie beliebt der FC Bayern ist. Und wenn man dann auch noch in die unzähligen glücklichen Kinderaugen blickt, die stundenlang auf ein Autogramm warten, dann berührt einen das persönlich schon auch sehr. Auch das Medieninteresse ist natürlich riesengroß.“

    l...den FC Bayern München in der Saison 2011/2012: „Nach der 0:1-Auftaktniederlage gegen Borussia Mönchengladbach habe ich noch gedacht, dass es in diesem Jahr ziemlich holprig werden könnte. Doch die Jungs haben danach einen hervorragenden und beeindruckenden Fußball gespielt, obwohl das Team im Vergleich zur vorangegangenen Saison nicht groß verändert wurde. Es macht wirklich Spaß, der Mannschaft zuzusehen.“

    l...das Aufeinandertreffen mit den Ex-Kollegen am Mittwoch in der Allianz-Arena: „Naja, als Favorit gehen wir jetzt nicht unbedingt in diese Partie (lacht). Ich denke, wir können wirklich völlig locker nach München fahren, da wir absolut nichts zu verlieren haben – vor allem auch mit dem Hintergrund, dass in dieser Saison bereits einige Bundesligisten in der Allianz-Arena eine deutliche Niederlage einstecken mussten. Natürlich ist es nicht unser Ziel, auch sechs oder sieben Gegentreffer zu kassieren. Wir wollen uns dort gut präsentieren, da der FC Ingolstadt 04 in ganz Deutschland wahrgenommen wird. Letztlich müssen wir einen guten Mittelweg zwischen Defensive und Offensive finden, da im „Hurra-Stil“ der Schuss sehr schnell nach hinten losgehen könnte. Ich freue mich jedenfalls riesig auf diese Partie.“

    l...sein mögliches direktes Duell auf der rechten Abwehrseite gegen Bayern-Star Franck Ribéry: „Ich habe ja zu meiner Karlsruher Zeit schon einmal gegen ihn gespielt. Obwohl wir damals in München eine tolle Leistung abgeliefert haben, gab es eine Niederlage. Zudem hätte Franck damals eigentlich nach einer Tätlichkeit gegen mich vom Platz fliegen müssen. Als ich dann nach München zurückgekehrt bin, haben wir über diese Situation natürlich nochmals gesprochen. Aber das war dann auch schnell vergessen.“

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