Ein angesäuerter Marco Rose rätselte noch über den blitzartigen Systemabfall, da gingen im Hintergrund für die weiter punktlosen Leipziger schon die Rechenspiele los. «Es sind noch zwölf Punkte zu vergeben, da müssen wir mindestens drei Spiele gewinnen», meinte RB-Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer und bilanzierte nach dem 1:3 bei Celtic Glasgow: «Null Punkte sind enttäuschend, wir haben ganz andere Ambitionen. Wir müssen die Dinge deutlich ansprechen. Die Art und Weise war nicht zufriedenstellend und das Ergebnis schon gar nicht.»
Die Lage ist mit vier Niederlagen in vier Spielen der Champions League fast aussichtslos. Und nun kommen auswärts mit Inter Mailand sowie daheim gegen Aston Villa und Sporting Lissabon alles Gegner aus der oberen Tabellenregion.
Cheftrainer Rose wollte nach der Schmach von Celtic nicht in den Hau-Drauf-Modus verfallen und suchte nach Erklärungen für den plötzlichen Einbruch nach eigener Führung. Einen «gewissen Substanzverlust» wollte auch er nicht verbergen. «Im Moment schaffen wir es einfach nicht, auch in Dortmund schon, an das Level zu kommen, was wir als Mannschaft brauchen», sagte der 48-Jährige.
Verletzungssorgen werden größer
Nach den Niederlagen in der Königsklasse waren die Bundesligaspiele zuletzt so etwas wie ein Rettungsanker für die Leipziger. Mit Blick auf das Topspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Roses Ex-Club Borussia Mönchengladbach und den größer werdenden Sorgen ist aber auch da Vorsicht geboten. Lutsharel Geertruida musste mit einer Muskelverletzung vom Platz. Damit fällt nach der linken auch die rechte Seite in der Abwehr aus. «Es ist jetzt insgesamt Limit», meinte Rose. Er vermisse «den ein oder anderen Spieler.» Castello Lukeba (Muskelprobleme) ist für Samstag immer noch fraglich. Lukas Klostermann saß in Glasgow mit dickem Knie auf der Bank.
«Am Anfang haben wir es gut kompensieren können, jetzt werden die Spiele mehr», meinte Rose, der weiter auf Schlüsselspieler wie Xavi Simons, Xaver Schlager und David Raum verzichten muss. Und die nachrückenden Youngster unterliegen zu vielen Schwankungen oder sind dem Druck (noch) nicht gewachsen. «Einen anderen Weg gibt es in dem Moment nicht, in der Situation, in der wir stecken», verdeutlichte Rose. Christoph Baumgartner sieht das Team in der Pflicht. «Da muss man in den Spiegel gucken und sich fragen, ob das genug ist.»
Rose, der von Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff schon Ende September öffentlich angezählt wurde, weil «die Mannschaft oder Teile der Mannschaft nicht bereit sind, alles abzurufen» setzt in der schwierigen Phase auf «Zusammenbleiben, das ist ganz wichtig. Wir werden auch aus diesem Spiel etwas mitnehmen für Samstag, lassen uns da auch nichts einreden». Sein Vorgesetzter Schäfer schloss irgendwelche Kurzschluss-Handlungen aus. «Vor Kurzem hatten wir noch den besten Ligastart unserer Clubgeschichte. Jetzt sind es zwei Niederlagen am Stück. Das ist enttäuschend für uns, weil wir mit anderen Ambitionen in beide Spiele gegangen sind. Aber wir stellen jetzt nicht alles grundsätzlich infrage», sagte er.
Patzer von Gulacsi
Passend zur Situation leistete sich auch der zuletzt überragend haltende Torhüter Peter Gulacsi einen Patzer im Celtic-Park, als er eine Hereingabe von Alistair Johnston abprallen ließ. So staubte Reo Hatate zum 3:1-Endstand ab. In der Bundesliga war der ungarische Nationaltorhüter zuletzt eine Bank, wehrte 86,1 Prozent der Bälle ab, spielte sechsmal zu null. Aber auch in Dortmund konnte er mit seinen Glanzparaden die erste Niederlage nach zuvor 19 ungeschlagenen RB-Spielen nicht verhindern. Nun kommt die andere Borussia, die Werder Bremen mit 4:1 vom Platz fegte. Allerdings verloren die Fohlen die letzten drei Spiele gegen Leipzig allesamt - ohne eigenen Treffer.
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