Peter Fischer ist eine der schillerndsten Präsidenten der Bundesliga. Der 67 Jahre alte Fußballfunktionär führte Eintracht Frankfurt aus existenzieller und sportlicher Not bis zum Gewinn der Europa-League 2022 und wurde zum Liebling der Fans.
Über die Mainmetropole hinaus verschaffte er sich besonders Anerkennung und Achtung als mutige Stimme gegen Antisemitismus, Extremismus und Rassismus.
Nach fast 24 Jahren an der Spitze des hessischen Clubs wird er am Montag auf der Mitgliederversammlung nicht mehr kandidieren. "Es ist der richtige Moment zu gehen", sagte Fischer im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Als Ehrenpräsident will er den "Kampf gegen Nazis und Rechtsextremismus" fortführen.
Beck als geeigneter Nachfolger?
"Peter Fischer ist eines der größten Originale, die der Club je hervorgebracht hat. So einen wie den Peter gibt es kein zweites Mal", meinte der Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann. Der Geschäftsmann und bisherige Vizepräsident Mathias Beck (52) sei ein "top-geeigneter Kandidat" und "guter Typ" als Nachfolger von Fischer, der am Montag nach 8595 Tagen im Präsidentenamt abtritt.
Der gelernte Werbekaufmann hatte im Mai 2023 seinen Rückzug angekündigt und die Konsequenz aus der Kokain-Affäre gezogen, die Fischer als "Rufmord-Kampagne" bezeichnete, bei der Grenzen überschritten worden seien. Die Staatsanwaltschaft hatte eingeleitete Ermittlungen wieder fallen lassen. Trotzdem geht er "mit Zufriedenheit" und ohne Bitterkeit: "Ich bin stolz auf einen Verein, der gut aufgestellt und zukunftsorientiert ist", bilanzierte er sein Lebenswerk.
Der Popularität Fischers und seiner Haltung zu gesellschaftlichen Themen ist es auch zuzuschreiben, dass während seiner Präsidentschaft die Mitgliederzahl von knapp 5000 auf 135.000 angestiegen ist. "Es gehören nicht nur Ergebnisse dazu, zweifelsohne, und nicht nur Pokale", meinte er. "Entscheidender ist, dass wir neben dem Sport sehr klare Werte haben, die wir vertreten und für die wir einstehen."
Klare Haltung gegen Antisemitismus und Rassismus
Welche Folgen das persönlich haben kann, bekam Fischer zu spüren, als er der AfD die Rote Karte zeigte und Vereinsmitgliedschaften von AfD-Anhängern in der Eintracht für ausgeschlossen erklärte. "Es gab hunderte von Anzeigen, die ich bekommen habe. Es gab unendliche Bedrohungen", berichtete er. Es habe aber auch eine gute Seite gehabt: "Wir haben da definitiv etwas bewirkt - auch bei dem einen oder andere Verein und Verantwortlichen, sich ebenso deutlich zu positionieren."
Für seine klare Haltung gegen Antisemitismus und Rassismus wurde Fischer 2022 mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet, was er in der ihm eigenen Art kommentierte. "Persönlich geht es mir nicht um das Lametta. Vielmehr ist es mir wichtig, Dinge zu verändern und etwas bewirken zu können", sagte er.
"Peter gibt einen aus"
Das Engagement aus Überzeugung ist die eine Seite seiner Persönlichkeit, die eines Lebemannes mit Drei-Tage-Bart und roten Turnschuhen als sein Markenzeichen die andere. Der auch als "Party-Präsident" titulierte Fischer schoss auch mal über das Ziel hinaus, wie nach dem Europacup-Triumph 2022, als er sagte: "Ein Europapokal-Sieg ist tausendmal besser als Sex. Weil diese Pokale gibt es verdammt, verdammt selten." Damit begeisterte er nicht jeden, aber viele Fans, die ihm bei Ansprachen oft zu gerufen haben: "Peter gibt einen aus."
Am Ende der Amtszeit ist auch der couragierte, scheidende Eintracht-Chef etwas bange vor seiner Verabschiedung in der Frankfurter Jahrhunderthalle. "Es wird ein emotionaler Tag und ich habe davor auch Angst, weil er bei mir nur geprägt sein wird durch Emotionalität", bekannte Fischer. "Ich werde sicher das eine oder andere nasse Auge haben. Dafür werde ich mich nicht schämen, es wäre echt und authentisch."
(Von Andreas Schirmer, dpa)