Wirklich frisch wirkten die vier Rückkehrer nicht. Sichtlich übermüdet entstiegen Mats Hummels, Niclas Füllkrug, Julian Brandt und Niklas Süle auf dem Dortmunder Airport dem eigens für sie gecharterten Business-Jet "Bombardier Global 6000" aus Philadelphia.
Die viel beachtete Reise der BVB-Leistungsträger unmittelbar nach der US-Tour der DFB-Elf mit Tests gegen die USA (3:1) und Mexiko (2:2) soll dem Bundesliga-Vierten am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) zu einem Sieg über Werder Bremen verhelfen. Die hohen Kosten von angeblich fast 100.000 Euro hält Trainer Edin Terzic für gerechtfertigt: "Es ist eine Herausforderung, wenn das Spiel am Freitagabend stattfindet. Aber alle haben signalisiert, dass sie einsatzfähig sind."
Der Rückholaktion war eine wochenlange Diskussion über die Ansetzung der Bundesliga-Partie vorausgegangen. Die Sorge vor einer zu kurzen Regenerationszeit für die Fußball-Nationalspieler, die im Normalfall erst einen Tag später zusammen mit dem restlichen DFB-Team aus den USA zurückgekehrt wären, veranlasste die Dortmunder zu diesem Schritt. Abwehrchef Hummels wertete das als "hochprofessionelle Maßnahme", Sportdirektor Sebastian Kehl als "beste Lösung". Auch Bremens Profifußball-Leiter Clemens Fritz äußerte Verständnis: "Ich finde es nicht verwerflich, dass du dir als Verein bei der Vielzahl von Spielern Gedanken darüber machst, wie die bestmögliche Vorbereitung unter diesen Umständen stattfinden kann."
Besonderes Spiel für Füllkrug
Hummels und Brandt trainierten bereits kurz nach ihrer Rückkehr am Mittwoch wieder mit dem Team, die gegen Mexiko eingesetzten Füllkrug und Süle stiegen am Donnerstag ein. Für Füllkrug ist die Partie nicht nur aufgrund der ungewöhnlichen Vorgeschichte etwas Besonderes. Schließlich trifft der 30-Jährige auf seinen ehemaligen Club, den er am Ende der Transferfrist im Sommer verlassen hatte. Nach zwei Treffern für die DFB-Elf in den Partien gegen die USA und Mexiko strotzt er vor Selbstvertrauen. Darauf deutet Füllkrugs Statement im "Kicker" zur Rückholaktion seines neuen Clubs hin: "Ich finde es klasse, dass der BVB das macht. Jeder weiß, dass wir vier Nationalspieler beim BVB eine gewisse Rolle spielen und dort auch gerade einen ganz guten Job machen."
Nicht nur Bundestrainer Julian Nagelsmann ist von den Qualitäten des Torjägers überzeugt. Auch Terzic geriet ins Schwärmen. "Er hat uns in seinen letzten Einsätzen sehr geholfen. Er wird immer mehr in unser Spiel integriert". Der BVB-Coach hofft, dass die positive Entwicklung von Füllkrug auch in der nun anstehenden richtungsweisenden Terminhatz anhält: "Es ist für ihn eine außergewöhnliche Situation, wenn er in drei Wochen sieben Spiele vor der Brust hat. Das ist etwas, was er aus der Vergangenheit so nicht kannte."
Mit Verweis auf das stramme Programm hatte der BVB das Angebot abgelehnt, die Partie auf Sonntag zu verlegen. Schließlich ist das Duell mit dem zuletzt schwächelnden Tabellen-14. aus Bremen der Start in drei englische Wochen in Serie. Neben den beiden Champions-League-Partien gegen Newcastle stehen die schweren Bundesliga-Spiele gegen Frankfurt, FC Bayern und Stuttgart sowie das Pokalspiel gegen Hoffenheim an. Dabei dürfte sich weisen, wie stabil der Auswärtstrend mit zuletzt vier Siegen wirklich ist.
Moukoko fehlt verletzt
Immerhin kann Terzic derzeit nahezu auf seine Bestbesetzung zurückgreifen. Einzig Youssoufa Moukoko kehrte nach seinem bestaunten Dreierpack für die deutsche U21 im EM-Qualifikationsspiel in Bulgarien verletzt nach Dortmund zurück, soll aber in der kommenden Woche wieder ins Training einsteigen.
Mögliche Jetlag-Probleme der BVB-Nationalspieler interessierten die Bremer nur am Rande. "Das sind Dinge, über die wir uns gar nicht viele Gedanken machen, weil sie sowieso nicht von uns zu verändern sind", kommentierte Ole Werner. Nach zuletzt drei Niederlagen in vier Spielen dürfte der Werder-Trainer mehr Druck als Vorfreude über ein Wiedersehen mit seinem ehemaligen Profi verspüren: "Für mich steht in meinem Arbeitsalltag nicht im Vordergrund, dass auf der anderen Seite Niclas Füllkrug spielt."
(Von Heinz Büse und Felix Schröder, dpa)