DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat angesichts der schweren Krise beim FC Bayern München den Vorstandschef Oliver Kahn scharf attackiert.
"Es könnte jederzeit etwas passieren, an das man vor drei bis vier Monaten noch nicht gedacht hat. Oliver Kahn hat den Laden auf jeden Fall nicht im Griff", sagte Matthäus der "Sport-Bild" und ergänzte: "Er hat andere Interessen, eine Familie, gerne den Kopf frei, er spielt gern Golf. Auf einmal muss er für ein Unternehmen in der Krise die Verantwortung tragen: eine neue Welt für ihn. Vielleicht hat er das unterschätzt."
Seinem früheren Teamkollegen fehle auch das Gespür für die Fans, so Matthäus. "Die Leute in München leben und lieben den FC Bayern, sie leiden aktuell mit dem Club. Ich merke das beim Mittagessen, bei Gesprächen auf der Straße. Aber Oliver geht nicht dort hin, vielleicht fehlt ihm dadurch auch das Gespür, wie die Fans ticken, was sie bewegt." Matthäus hatte sich in den letzten Wochen bereits mit Kahn angelegt und unter anderem beklagt, dass das "Mia san mia" abhandengekommen sei.
Kritik auch an Hainer und Salihamidzic
Matthäus richtet aber auch Kritik an Bayern-Präsident Herbert Hainer und Sportvorstand Hasan Salihamidzic. "Auch von Herbert Hainer hätte ich mir mehr klare Führung erwartet. Die Transfers von Salihamidzic sind im Nachhinein doch nicht so gut, wie man gedacht hatte", sagte der 62-Jährige. So sei auch die Trennung von Trainer Julian Nagelsmann ein Fehler gewesen: "Nagelsmann war kurz vor dem Trainerwechsel noch von Verantwortlichen des FC Bayern der Rücken gestärkt worden. Deshalb hat man seit der Entlassung ein Glaubwürdigkeits-Defizit in der Öffentlichkeit."
Die Bayern sind nach dem Wechsel von Nagelsmann zu Thomas Tuchel im DFB-Pokal und in der Champions League ausgeschieden. In der Bundesliga liegen die Münchner nach dem 1:3 in Mainz am Wochenende nur noch auf Platz zwei hinter Borussia Dortmund.
(dpa)