Fußball-Deutschland contra Super League: Führende Vertreter der Spitzenvereine aus der 1. und 2. Liga und auch frühere Nationalspieler haben sich geschlossen gegen die von zwölf Topclubs aus Spanien, Italien und England geplante europäische Super League gestellt.
Gemeinsamer Tenor der Clubvertreter für die kategorische Ablehnung: Eine Super-Liga würde die Champions League, den wichtigsten UEFA-Wettbewerb, beschädigen und wohl auch entwerten.
"Das wäre nicht gut für den Fußball", sagte Trainer Hansi Flick von Rekordmeister FC Bayern München zu dem Vorhaben, an dem auch Jürgen Klopps FC Liverpool beteiligt ist. "Es ist zynisch und heuchlerisch zu behaupten, dies sei ein Schritt zum Wohle des Fußballs, der den Wünschen der Fußballfans entspreche, wie dies die Betreiber dieser Liga nun tun", meinten Borussia Mönchengladbachs Geschäftsführer Max Eberl und Stephan Schippers in einem gemeinsamen Schreiben. Sie sprachen von einem "Angriff auf die Clubwettbewerbe der UEFA, aber auch im Speziellen auf die nationalen Ligen."
Ähnlich reagierte Vorstandschef Oliver Mintzlaff von RB Leipzig auf den Vorstoß des Zwölferbündnisses. "Wir sind Verfechter des sportlichen Wettbewerbs." Und der sehe im Profifußball vor, "dass man in der nationalen Liga darum kämpft, einen Tabellenplatz zu erzielen, der zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb berechtigt."
Auch die deutschen Ex-Nationalspieler Lukas Podolski und Mesut Özil übten scharfe Kritik. "Dieses Projekt ist ekelhaft, unfair, und ich bin enttäuscht, dass Clubs dabei sind, die ich repräsentiert habe", teilte "Poldi" via Twitter mit. Der Stürmer hat unter anderem für den FC Arsenal und Inter Mailand gespielt - beide zählen zu den Gründungsmitgliedern der Superliga. Die Initiative sei eine "Beleidigung für das, woran ich glaube: Fußball ist Glück, Freiheit, Leidenschaft, Fans und für Jedermann", schrieb Podolski.
"Kinder wachsen mit dem Traum auf, die Weltmeisterschaft und die Champions League zu gewinnen - nicht irgendeine Super League", befand Özil. "Die Freude an großen Spielen besteht darin, dass sie nur ein- oder zweimal im Jahr stattfinden, nicht jede Woche."
Einige Vereine reagierten humorvoll. "Uns hat noch keiner gefragt, ob wir teilnehmen wollen", scherzte Greuther Fürths Trainer Stefan Leitl. Zweitliga-Rivale Darmstadt 98 ging im Spott sogar noch weiter: "Klarstellung: Der #sv98 steht für eine europäische #SuperLeague nicht zur Verfügung. Wir glauben weiterhin, dass wir uns auf sportlichem Weg für den europäischen Wettbewerb qualifizieren können. Irgendwann. Vielleicht", twitterten die Darmstädter, die zuletzt von 2015 bis 2017 in der 1. Liga, aber noch nie im Europapokal spielten.
Trainer Robert Klauß vom 1. FC Nürnberg reagierte besonders harsch. Er nannte die Pläne "eine total beknackte Idee" und "Vollkatastrophe" für den Fußball. Die Pläne der Großvereine seien verheerend für die kleineren Clubs - gerade zu Corona-Zeiten. Ihn empört angesichts der finanziellen Probleme aller Vereine wegen der Pandemie mit Spielen ohne Zuschauer der ganze Vorstoß: "Gerade jetzt, in der aktuellen Phase, wo die kleinen Vereine Probleme haben, schauen die großen Vereine, dass sie noch mehr Geld generieren. Das ist ja Wahnsinn!"
Arminia Bielefeld wird im Bundesliga-Spiel gegen den FC Schalke 04 am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) mit einem Sondertrikot auflaufen. "Das ist unsere Antwort auf die Super League", sagte ein Sprecher mit einem Augenzwinkern. Gewählt wurde das Trikot mit der Aufschrift "Fußball lebt durch seine Fans" allerdings schon im März.
Doch der zusätzliche Sinn der Aussage trifft die Einstellung des Vereins gut. "Wir haben uns als Club zu diesem 'Höher, Schneller, Weiter, Größer' dieser Zeit stets kritisch geäußert", sagte Sportchef Samir Arabi: "Uns fragt keiner, ob wir in dieser Liga mitspielen wollen, aber wir wollten es auch nicht. Wir können uns mit dieser Entwicklung überhaupt nicht identifizieren und sind der Meinung, dass sie schädlich für den Fußball ist."
© dpa-infocom, dpa:210419-99-266210/3 (dpa)