In einer spektakulären Partie gaben die "Wölfe" eine scheinbar beruhigende 3:0-Führung noch aus der Hand. Torschützenkönig Edin Dzeko (23. und 27. Minute) und Diego (30.) hatten die Mainzer Abwehr mit ihren Treffern durcheinander gewirbelt, ehe Morten Rasmussen (39.), Elkin Soto (48.), André Schürrle (58.) und Adam Szalai (85.) das Spiel noch drehten. "Ich bin über 35 Jahre im Profigeschäft und ich habe noch nie nach einer 3:0-Führung verloren. Da muss ich erstmal schlucken", offenbarte VfL-Manager Dieter Hoeneß nach dem turbulenten Spiel. Mit null Punkten nach zwei Spielen steht der VW-Club, der bislang 38 Millionen Euro in neue Spieler investiert hat, bereits unter Druck. "Ich habe so etwas weder als Spieler noch als Trainer erlebt", sagte Wolfsburgs neuer Coach Steve McClaren.
Für die Rheinhessen ist dagegen nach dem 2:0 am ersten Spieltag über den VfB Stuttgart der Traumstart perfekt. "Diese Mannschaft zeichnet es aus, dass sie niemals aufgibt", sagte Manager Christian Heidel. Auch Trainer Thomas Tuchel war hoch zufrieden: "Dieses Spiel ist der Beweis für die tolle Entwicklung in diesem Team." Dabei hatte Mainz angesichts des Spektakels von Dzeko und Diego schon wie der klare Verlierer ausgesehen.
Vor dem Spiel war der 25 Jahre alte Diego von den 26 116 Zuschauern in der VW-Arena frenetisch gefeiert worden. McClaren hatte den erst zwei Tage vor der Partie von Juventus Turin verpflichteten Brasilianer auf Anhieb in die Startelf berufen. Der bisherige VfL-Spielmacher Zvjezdan Misimovic, der mehr denn je auf einen Wechsel pocht, stand schon nicht mehr im Kader. "Wir werden sehen, was noch passiert. Für Kleingeld werden wir ihn mit Sicherheit nicht gehen lassen", sagte Hoeneß dazu. Einem möglichen Wechsel zu Schalke 04 erteilte er allerdings eine Absage: "Innerhalb der Bundesliga werden wir ihn mit Sicherheit nicht abgeben, sondern nur ins Ausland." Auch Galatasaray Istanbul gilt als Interessent.
Diego zahlte das Vertrauen von Trainer und Fans zunächst mit engagiertem Spiel und zahlreichen Kabinettstückchen wie in seiner Zeit bei Werder Bremen zwischen 2006 und 2009 zurück. Inspiriert vom Können Diegos drehte auch Dzeko auf und machte sich zum Wolfsburger Rekord-Torschützen in der Bundesliga. Per Alleingang und nach Vorarbeit von Mario Mandzukic schoss der Bosnier seine Tore 58 und 59 für den VfL. Dzeko schob sich damit in der VfL-Rangliste an Diego Klimowicz vorbei. Ein Fehler von Bo Svensson ermöglichte Diego drei Minuten später sein erstes Tor im ersten Spiel für den VfL.
Angesichts der Führung ließen die "Wölfe" in der Folgezeit in Abwesenheit von Nationalverteidiger Arne Friedrich (Bandscheiben-OP) in der Abwehr die Zügel schleifen. Wie in der Vorsaison offenbarten die Hausherren teilweise katastrophale Deckungsfehler.
Neuzugang Rasmussen bescherte den Rheinhessen sechs Minuten vor der Pause den Anschluss. Der Däne fälschte einen Schuss von Soto ins VfL-Tor ab. Direkt nach Wiederanpfiff brachte Soto Mainz dann endgültig wieder ins Spiel. Ein haltbarer Fernschuss des eingewechselten Schürrle und Szalais spätes Tor machte die furiose Mainzer Aufholjagd perfekt. Beim Siegtreffer ließ sich 12- Millionen-Neuzugang Simon Kjaer vom Ungarn abkochen wie ein Anfänger.