"Es wird nicht passieren. Wir sind stabil", urteilt Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, dessen ungeschlagene Werkself seit sieben Spieltagen die Tabelle anführt. "Sicher kommt irgendwann mal eine Niederlage. Aber die wird uns nicht umwerfen." Da müssen schon andere Kaliber als der verunsicherte VfB Stuttgart kommen. Spätestens nach der 4:0-Gala ist Leverkusen die derzeit erste Adresse der deutschen Fußball-Kunst.
"Unser Erfolgsgeheimnis ist das Kollektiv", sagte Bayer-Chefcoach Jupp Heynckes. "Das ist eine homogene Truppe, die sich auch untereinander versteht. Dies spiegelt sich auf dem Spielfeld." Dabei stehen zurzeit längst nicht alle Spitzenkräfte auf den Platz. Kapitän Simon Rolfes ist ebenso wie die brasilianische Entdeckung Renato Augusto seit Mitte Oktober verletzt. Nationalstürmer Patrick Helmes fehlte nach einem Kreuzbandriss von Saisonbeginn und feierte gegen Stuttgart zumindest ein Kurz-Comeback. "Wenn die wieder zurück sind, werden wir nicht schlechter"", hofft Völler.
Für ihn ist es zudem Heynckes zu verdanken, dass die junge Mannschaft jene Stabilität zeigt, die in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit fehlte und zum Sturz auf Platz neun führte. "Jupp hat die Truppe entscheidend verändert, er hat ihr Fähigkeiten vermittelt, die ihr im letztem Jahr fehlten", so Völler. Nämlich die Balance zwischen begeisterndem Offensivfußball und konsequenter Defensivarbeit zu finden.
"Wir wollen die letzten drei Spiele der Hinrunde gewinnen und oben bleiben", sagte Nationalstürmer Stefan Kießling, dem gegen den VfB der erste Bundesliga-Dreierpack seiner Karriere gelang und der zusammen mit Toni Kroos von Heynckes das Prädikat "überragend" bekam. "Aus meiner Sicht ist er aktuell der beste deutsche Stürmer", meinte Heynckes, für den Herbstmeisterschaft und Titel Tabu-Themen sind.
Eines der größten Talente im Lande ist die Bayern-Leihgabe Toni Kroos, der sich in Leverkusen pudelwohl fühlt und keineswegs freiwillig der Rückhol-Order aus München folgen will. "Ich habe hier die pure Lust am Fußball", sagte der 19-Jährige, der drei Tore vorbereitete und zweimal den Pfosten traf, und betonte: "Noch ist nichts entschieden." Rückhalt bekommt er auch von Torjäger Kießling ("Er muss bleiben") und Heynckes. Er hält das vom Bayern- Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge gegebene Versprechen, Kroos im Sommer 2010 zurückzuholen, für vorschnell. "Er hat das auf der Jahreshauptversammlung gesagt, und da musste er den Leuten Bonbons geben", sagte Heynckes. "Klar ist aber auch: Der Spieler muss gefragt werden, auch wenn er ein Spieler des FC Bayern ist."
Für Patrick Helmes war die Einwechslung in der 89. Spielminute ein wichtiger Schritt. "Es war normal, wie immer", meinte der Nationalstürmer, der 149 Tage nach dem bei einem Freizeitkick mit Freunden erlittenen Kreuzbandriss seinen ersten (Kurz-)Einsatz hatte und die WM 2010 in Südafrika wieder im Visier hat. "Ich habe darauf hingearbeitet, dabei zu sein", meinte der 25-Jährige. "Die Jungs spielen klasse und machen es mir leicht, wieder reinzukommen."