Nach sechs sieglosen Partien trafen Marco Reus (39.), Dante (76.) und Rob Friend (82.) für Gladbach, das damit gleichzeitig die Erfolgsserie der Hanseaten beendete. Die frühe Führung der Hamburger durch Piotr Trochowski nach 13 Minuten und einem Traum-Freistoß von Zé Roberto (47.) zahlte sich nicht aus.
"Wir sind sehr enttäuscht, aber wir haben heute nicht zu unserem Spiel gefunden, die Kompaktheit hat gefehlt", sagte Trainer Bruno Labbadia, der sich zudem ärgerte, dass Jerome Boateng nach einem Tritt auf den Spann trotz großer Schmerzen nicht auf seine Auswechslung gedrängt hatte. So wurde der U-21-Europameister zum "Unglücksraben", der an den letzten beiden Gegentoren nicht unschuldig war. "Kein Vorwurf an den Trainer oder Jerome, er muss entscheiden, ob er weiterspielen kann", sagte Kapitän David Jarolim, dem auch nicht entgangen war, dass Boateng lange Zeit humpelte.
Gladbach-Coach Michael Frontzeck war extrem erleichtert über den ersten Auswärtssieg ausgerechnet bei den favorisierten Hamburgern: "An solchen Tagen mag ich gar keinen herausheben, wir haben trotz der jeweiligen HSV-Führung nie die Organisation und den klaren Kopf verloren. Der Sieg ist nicht unverdient". Torschütze Reus erzählte das Erfolgrezept: "Wir haben uns vorher auf das Stadion und die Kulisse gefreut. Dass wir jetzt mit einem 3:2-Erfolg wieder abreisen, ist umso schöner."
Mit nur einer Veränderung gegenüber dem 3:3 auf Schalke - Stamm- Innenverteidiger Jerome Boateng kehrte nach der Roten Karte von David Rozenahl zurück - ging der heimstarke HSV in die Partie. Gegen die zunächst äußerst defensiv eingestellten Borussen tat sich das Team von Labbadia vor 57 000 Zuschauern zunächst schwer durch die Mitte. Gladbach ging mit der gleichen Anfangself wie beim 0:0 gegen den 1. FC Köln in die Begegnung - Jean-Sebastien Jaures vertrat erneut Kapitän Filip Daems (Knieprobleme).
Ein sehenswerter Spielzug über die linke Seite von Dennis Aogo zu Marcus Berg und Jonathan Pitroipa auf Trochowski brachte die verdiente Führung gegen lange Zeit harmlose Gäste, die kaum vor das Gehäuse von Frank Rost kamen. Labbadia hatte sich für Trochowki in der Startaufstellung entschieden, der Ex-Gladbacher Marcell Jansen musste zunächst auf die Bank.
Ein blitzschneller Gegenzug über Michael Bradley und den engagierten Roberto Colautti auf Reus brachte den überraschenden Ausgleich. Der 20 Jahre alte Stürmer nutzte seine Chance ganz cool, kümmerte sich nicht um den herauseilenden Rost und "chipte" den Ball ins Tor. Nicht einmal zwei Minuten nach der Pause bekam der HSV kurz vor der Strafraumgrenze eine Freistoß, den Zé Roberto beherzt über die gegnerische Mauer ins rechte obere Eck schoss und dabei Keeper Logan Bailly keine Chance ließ. Der Brasilianer avancierte mit seinem fünften Bundesliga-Tor zum erfolgreichsten Schützen seines Teams.
Jarolim war in seinem 250. Bundesliga-Spiel eine verlässliche Größe und prüfte in der 72. Minute Bailly. Danach kamen die Gastgeber immer wieder in Bedrängnis. Nach einem Eckball nutzte Dante die Chance zum erneuten Ausgleich mit einem beherzten Kopfball und ließ Boateng schlecht aussehen. Der Innenverteidiger, der wegen erneuter Knieschmerzen mitten im Spiel eine Schmerztablette gereicht bekam, wäre fast erneut Schuld am Treffer durch Bobadilla gewesen, bügelte seinen Fehler in letzter Minute noch aus. Nach einem schönen Konter und Pass von Juan Fernando Arango traf Friend zum ersten Mal in dieser Saison und zeigte, dass die Borussia doch auswärts gewinnen kann.