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FSV Mainz 05: Karnevalsverein auf dem Weg zum 1. FSV Barcelona 05

FSV Mainz 05

Karnevalsverein auf dem Weg zum 1. FSV Barcelona 05

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    Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel treibt seine Spieler an.
    Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel treibt seine Spieler an. Foto: dpa

    Es gibt Trainer in der Fußball-Bundesliga, die muss man einfach mögen. Dazu gehört auf jeden Fall Jürgen Klopp, Dortmunds Meistercoach, und dazu zählt auch Thomas Tuchel, Klopps Nachfolger in Mainz und dort mittlerweile der große Macher. Zwei sympathische Typen, die mit ausgesprochenem Fußball-Sachverstand ebenso herausstechen wie mit humorvollen Sprüchen. Und sie haben weitere Gemeinsamkeiten, obwohl der eine (Tuchel) mit dem anderen (Klopp) eigentlich gar nicht verglichen werden möchte.

    Als der (damalige) Karnevalsverein im Sommer 2005 über die Fair-Play-Wertung in den UEFA-Cup einzog, mussten die Mainzer gegen den FC Mika Aschtarak noch in die große Frankfurter Arena ausweichen. Das alte Mainzer Stadion am Bruchweg genügte den Ansprüchen der UEFA nicht. Die Männer von Jürgen Klopp gewannen gegen überforderte Armenier mit 4:0 und schieden zwei Runden später gegen den FC Sevilla aus.

    Sechs Jahre später hat der ehemalige Augsburger Nachwuchsspieler und Nachwuchskoordinator Thomas Tuchel mit seiner Mainzer Mannschaft dank des für viele erstaunlichen fünften Tabellenplatzes in der Bundesliga sogar auf sportlichem Weg den UEFA-Cup-Nachfolger Europa League erreicht. Diesmal muss man nicht in die Arena des kleinen Zweitliga-Nachbarn Eintracht Frankfurt ausweichen. Mittlerweile gibt es in Mainz ein Schmuckstück mit Platz für 33 500 Besucher. Der erste Gegner in der Coface-Arena war das rumänische Schwergewicht Gaz Metan Medias. Das 1:1-Unentschieden passte nicht in den schönen Rahmen. Ob andere Schwergewichte folgen, vielleicht ein AS Rom oder wieder der FC Sevilla, bleibt abzuwarten

    Der spanische Fußball fasziniert den gebürtigen Krumbacher Thomas Tuchel schon immer. Seit einigen Jahren schon sei der FC Barcelona das Maß aller Dinge. Nicht nur spielerisch, sondern auch in der Art und Weise, wie man damit umgeht, sagte er der Frankfurter Rundschau. In der Konsequenz könnte Barcelona sogar ein Modell für Mainz sein. Sich zu trauen, klare Prinzipien zu haben, zum Nachwuchs zu stehen, mit der Hingabe des Spiels und der Demut, mit der die Spieler ihren Sport ausüben. „In der Weltklasse des Vereins nicht, das wäre vermessen.“

    Der Mainzer Weg soll laut Tuchel im Nachwuchsbereich Konsequenz an den Tag legen und Talenten die Chance geben, sich zu bewähren. „Wir wollen dafür stehen, dass wir eine Top-Adresse werden für Spieler zwischen 18 und 23 Jahren. Wenn einer von uns weggeht, soll er das nur noch zu den Top vier in Deutschland tun und nicht mehr zur Nummer zehn oder 14. Und zwar, weil er sagt, hier bin ich gut aufgehoben und hier kann ich mich weiterentwickeln.“ Der Sommertransfer von Jungnationalspieler André Schürrle zum Topklub Bayer Leverkusen ist das beste Beispiel. Und ganz nebenbei hat der Verein noch acht Millionen Euro eingenommen.

    Für Tuchel muss es das Ziel sein, nicht nur Talente aus Rheinland-Pfalz anzulocken. Bei seinem Amtsantritt sagte er: „Wir versuchen, dass es für Talente in Deutschland erstrebenswert wird, zu sagen: Ich überlege mir zweimal, ob ich nach Stuttgart oder München gehe – sondern eben zum 1. FSV Mainz 05.“

    Das Ziel wurde schneller erreicht als gedacht. So hat es vor der neuen Saison die Stiebers, Baumgartlingers, Müllers oder Choupo-Moutings nach Mainz gezogen. Alles junge, hungrige Spieler. Lediglich der tschechische Nationalspieler Pospech fällt mit seinen 32 Jahren aus der Reihe, aber ein Routinier gehört auch zum Konzept. Tuchel konzentriert sich auf einen Kader mit 18 etablierten Profis und mit etwa sechs, sieben Talenten, die als Lehrlinge die Trainingsgruppe auffüllen. Tuchel glaubt nicht uneingeschränkt an den Satz: Konkurrenz belebt das Geschäft. „Zu viel Konkurrenz kann hemmen. Sonst hätten die Stürmer von Bayern München zu Beginn der vergangenen Saison alles treffen müssen. Das war nicht der Fall. Erst als Mario Gomez Vertrauen entgegengebracht wurde, lieferten sie gute bis überragende Leistungen ab. Wieso trauen wir uns nicht mal, weniger als die obligatorischen 22 Profis zu nehmen und jungen Perspektivspielern die Chance zu geben, eng an die Kaderplätze zu rutschen.“

    Trauen und vertrauen, das funktioniert sehr oft. In vielen deutschen Nachwuchsleistungszentren schlummern Bundesligaspieler – aber man muss sie auch lassen. Wenn es Barcelona auf Weltniveau möglich ist, fünfzig Prozent selbst ausgebildete Spieler in der ersten Mannschaft zu haben, warum soll das, heruntergebrochen auf die Bundesliga, nicht auch für Mainz möglich sein? Es ist möglich, wie es Thomas Tuchel mittlerweile in eindrucksvoller Art und Weise gezeigt hat.

    Fazit: Mainz steht gut da, ein Konzept allein reicht aber nicht, um dauerhaft oben zu spielen. Platz 10

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