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Die Hertha-Krise: Viele Gründe - wenig Auswege

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Die Hertha-Krise: Viele Gründe - wenig Auswege

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    Die Hertha-Krise: Viele Gründe - wenig Auswege
    Die Hertha-Krise: Viele Gründe - wenig Auswege Foto: DPA

    Mit acht Niederlagen in Folge, drei Pünktchen aus neun Partien und 23 Gegentoren "jagt" Hertha BSC die Negativ-Rekorde des einstigen Stadtrivalen Tasmania 1900. In der 3,5-Millionen Einwohner zählenden Metropole aber gibt es derzeit dafür höchstens ein bisschen Mitleid. Zu viel hat Hertha im letzten Jahrzehnt in den Sand gesetzt, zu selten verbreitete der Club wirklichen Glanz. Der brutale Absturz von der Hoffnung weckenden Vorsaison - der besten seit zehn Jahren - bis tief in den Keller der Fußball-Bundesliga ist hausgemacht. Die Gründe sind vielschichtig.

    "Mit Erreichen der Champions League würden wir jetzt ganz anders dastehen. Natürlich auch aufgrund der Vergangenheit", verwies Manager Michael Preetz auf jüngere und ältere Versäumnisse, die nun mit ganzer Brutalität durchschlagen. Hätte Hertha den Saison-Endspurt 2008/09 nicht in den Sand gesetzt, hätte das Team aufgrund der anderen finanziellen Möglichkeiten jetzt sicher ein anderes Gesicht. Wäre allerdings in den Jahren zuvor schon anders gewirtschaftet worden, hätten die Personalkosten auch nicht auf 28 Millionen Euro (Vorsaison noch 33,6) sinken müssen. "Finanziell können wir mit zehn bis zwölf Bundesligisten nicht mithalten", hatte Ex-Trainer Lucien Favre einmal die Situation der "alten Dame" beschrieben.

    Nach der überraschend erreichten Champions-League-Teilnahme 1999/2000 schnellten die Investitionen in neue Regionen, der Umbau des Olympiastadions kostete weitere Millionen. Ex-Manager Dieter Hoeneß, der aus der maroden Hertha einen modernen Proficlub baute, ging ein hohes Risiko. Für den brasilianischen Paradiesvogel Alex Alves wurden 7,6 Millionen Euro ausgegeben - noch heute Rekord-Ablöse. Der Schuldenberg türmte sich auf 55 Millionen Euro, 2005/06 stand Hertha wirtschaftlich schon einen Schritt vor dem Abgrund. Der heutige Präsident Werner Gegenbauer wurde damals Aufsichtsrats-Chef. Sein Ex-Freund Hoeneß wollte wie ganz Berlin weiter den Anschluss an die nationale Spitze und setzte dafür auch Mittel ein, die eigentlich erst für die Zukunft bestimmt waren. Zwar arbeiten mit der Methode auch andere Clubs, für Hertha wird diese jetzt zum Bumerang.

    Doch es gibt auch neuere Ursachen für die Krise. Nachdem Clubchef Gegenbauer in der Vorsaison den Machtkampf gegen Hoeneß gewann und dieser vorzeitig Hertha verließ, fehlte der Aufrüttler, der kritische Gegenpol zu Chefcoach Favre. Dem Schweizer hatten Gegenbauer und Hoeneß-Nachfolger Preetz große Macht eingeräumt, vor allem beim Umbau der Mannschaft. Das Ergebnis ist bekannt: Der Abgang der "Köpfe" Marko Pantelic, Andrej Woronin und besonders Josip Simunic erwies sich als verheerend. In der Torwart-Frage verpokerte sich nach dem Karriere-Ende von Urgestein Christian Fiedler die Sportliche Leitung total. Favres Neuzugänge passen eher in eine "U23", Artur Wichniarek wird auch bei seinem zweiten Berlin-Versuch zum Flop. Dazu gesellte sich reichlich Verletzungspech. "Wir haben recht wenige Argumente für unsere Personal-Entscheidungen", musste Preetz einräumen.

    Der als Retter auserkorene Friedhelm Funkel fand nicht nur völlig verunsichertes Personal, sondern offenbar auch eine Reihe von Spielern vor, denen das Abrutschen der Mannschaft bisher ziemlich egal scheint. Neueinkäufe im Winter als Allheilmittel zu sehen, ist aus Geld- und Zeitfragen völlig unrealistisch. "Wir müssen kurzfristig Erfolg haben, können nicht auf den Winter warten", betonte der neue Chefcoach Funkel. Ihm und Hertha bleibt nur ein einziges Mittel: "Wir müssen Spiele gewinnen." Und das schnell.

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