Die gelungene Rückkehr aus dem Wohnzimmer ins Stadion hat bei Hertha BSC den Glauben an eine erfolgreiche Rettungsmission im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga gestärkt.
Mit einem Sieg gegen den SC Freiburg am Donnerstag wollen die Berliner das 1:1 zum Re-Start nach zweiwöchiger Corona-Quarantäne beim FSV Mainz 05 veredeln und die Abstiegsplätze vorerst verlassen. Torschütze Lucas Tousart gab die Marschroute für den Saison-Endspurt vor: "Alle zusammen für den Club und die Stadt - nur so wird es gehen!"
Der Auftritt in Mainz macht dem Tabellenvorletzten Mut für die Aufholjagd, denn im ersten von drei Nachholespielen präsentierte sich der Big-City-Club als verschworene Einheit. "Nur gemeinsam geht es. Dass es nicht leicht wird, war klar. Die Jungs haben alles reingeschmissen. Ein weiterer Punkt für unser gemeinsames Ziel", stellte Sportdirektor Arne Friedrich fest.
Offenbar haben die Profis die Zeit in der häuslichen Isolation nicht nur zum intensiven Athletiktraining genutzt, sondern auch zur Analyse der prekären Lage in der Liga. "Unsere Leistung hat gezeigt, dass noch nicht alles richtig rund läuft, aber dass wir als Team kämpfen", sagte Mittelfeldspieler Sami Khedira. "Denn es geht immer nur, wenn du merkst, dass eine Familie auf dem Platz steht, ein Teamgeist herrscht und jeder für jeden kämpft. Das hatten wir nicht immer, aber unsere junge Mannschaft hat sich entwickelt und ist sich dessen immer bewusster geworden."
Diese Einstellung wird auch in den ausstehenden fünf Partien nötig sein, um den drohenden Abstieg noch abzuwenden. "Unser Vorteil ist, dass wir einen sehr guten und auch breiten Kader haben", sagte Khedira. Der könnte sich vor allem in den Duellen mit den direkten Rivalen Bielefeld (30 Punkte) und Köln (29) sowie gegen Absteiger Schalke 04 als Trumpf erweisen.
In Mainz waren die Berliner, die nun 27 Zähler auf dem Konto haben, nach den erwarteten Anlaufschwierigkeiten in der zweiten Halbzeit das bessere Team. "Der Punkt war verdient. Die Mannschaft hat das Maximum herausgeholt. Wenn wir verloren hätten, wäre es auch psychologisch schwierig geworden", resümierte Trainer Pal Dardai und fügte hinzu: "Wir haben uns reingebissen, alle haben mitgemacht. Ich bin sehr stolz auf die Jungs und habe sie gelobt."
Das Remis fühlte sich aufgrund der besonderen Begleitumstände fast wie ein Sieg an. "Nach zwei Wochen in Quarantäne ist der Punktgewinn ein gutes Ergebnis für uns. So ein Re-Start ist nach zwei Wochen ohne Teamtraining mit Ball nicht unkompliziert, aber wir haben es hinbekommen", sagte Tousart. Bei der nächtlichen Rückkehr nach Berlin war die Partie aber bereits abgehakt, denn für die "Alte Dame" geht es im Drei-Tage-Rhythmus weiter. "Wir müssen jetzt schnell regenerieren und nach vorne schauen", mahnte Dardai. Denn gerettet sind die Berliner noch lange nicht.
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