Trotz einer deutlich verstärkten Polizeipräsenz und neuer Kameratechnik ist es rund um das Bundesliga-Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Nürnberg (0:0) wieder zu Auseinandersetzungen bekommen. Bei Rangeleien zwischen der Polizei und Nürnberger Fans wurden am Samstag vor dem Stadion insgesamt 19 Polizisten und zwei Mitarbeiter des Ordnungsdienstes verletzt. Außerdem gingen Anhänger des FCN mit Steinen auf ein Polizeifahrzeug los und beschädigten es massiv.
"Dass es draußen zu Gewalt kam, ist überhaupt nicht zu entschuldigen, ganz im Gegenteil", sagte der Nürnberger Sportdirektor Martin Bader am Sonntag im Doppelpass von Sport1.
Polizei setzt Schlagstöcke und Pfefferspray ein
Nach Angaben der Sicherheitsbeamten wollten vor dem Spiel zahlreiche "Club"-Anhänger Fahnen und Banner mit in den Gästeblock nehmen. Die Polizei hatte das aber verboten. Als kurz nach Spielbeginn rund 800 Fans aus dem Block zurückdrängten, kam es zu den Auseinandersetzungen. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Schlagstöcke ein, die Anhänger Pfefferspray. Die Beamten hätten Schürfwunden und Augenreizungen erlitten, aber auch unter den Fans gab es mehrere Verletzte.
Während die Polizei am Samstagabend zunächst nur von "Rangeleien" und am Sonntag dann von "Ausschreitungen" sprach, war in einer Mitteilung des hessischen Innenministeriums von "Gewaltexzessen sogenannter Fans" die Rede. "Solche brutalen Attacken von Chaoten sind nicht hinnehmbar. Gewalt hat im und um unsere Fußballstadien nichts verloren", erklärte Innenminister Boris Rhein.
Frankfurt gegen Nürnberg gilt als "Risikospiel", weil die Fangruppen beider Vereine eine starke Rivalität ausleben. Im April 2008 musste dieses Duell schon einmal für 20 Minuten unterbrochen werden. Aus Angst vor solchen Ausschreitungen und auch weil die Eintracht nach der Pyro-Randale beim Rückrunden-Auftakt in Leverkusen unter besonderer Beobachtung steht, hatten die Frankfurter die Sicherheitsvorkehrungen vor dem Spiel am Samstag massiv verstärkt und waren bei ihren Maßnahmen teilweise neue Wege gegangen.
"Ja, es gab ein großes Aufgebot von Polizei und Ordnungskräften. Aber in der Gesamtbetrachtung scheint das notwendig gewesen zu sein", meinte Eintracht-Vorstandsmitglied Axel Hellmann. Sein Verein ließ die gegnerischen Fans erstmals nur Person für Person und in eigens eingerichteten Bahnen in den Gästeblock. Genau das machte die Nürnberger so aggressiv, viele von ihnen verließen nach dem Anpfiff aus Protest für eine halbe Stunde das Stadion. Hellmann betonte aber auch: "Es ist dadurch schwerer, als große Gruppe in den Block zu drängen und Fahnen oder Feuerwerkskörper hineinzuschmuggeln. Es gab heute im Stadion keinen Einsatz von Pyrotechnik. Das ist ein Erfolg."
Als zweite neue Maßnahme setzten die Frankfurter erstmals eine hochauflösende Kameratechnik ein, die es ermöglicht, den gesamten Fanblock zu überwachen und mögliche Randalierer schneller zu identifizieren. "Das hat eine abschreckende Wirkung. Da kann sich keiner mehr verstecken oder vermummen", betonte Hellmann. Die Eintracht testet diese Kameras bereits seit Monaten, hat sie vorerst aber nur vom Hersteller geliehen. Eine feste Installation würde den Verein laut Hellmann 250 000 bis 300 000 Euro kosten.
Ausschreitungen auch in der 2. Liga
Auch nach dem Zweitliga-Spiel zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden war es am Freitagabend zu Ausschreitungen gekommen. Nach Angaben der Polizei griffen Dresdner Fangruppen auf dem Messeplatz von Kaiserslautern mehrere Beamte an und beschädigten vier Busse sowie Einsatzfahrzeuge der Polizei. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 70 000 Euro. Zwei Personen wurden verletzt.
Schon vor dem Spiel hatten einige der rund 4000 Dynamo-Fans im Stadion für Wirbel gesorgt, als sie einen anderen Zuschauerblock stürmen wollten und von der Polizei und den Ordnungskräften zurückgedrängt werden mussten. Die Dresdner brannten zudem vor und während des Spiels Pyrotechnik ab. Der Verein war erst Mitte Dezember vom DFB-Sportgericht wegen massiver Ausschreitungen beim Pokalspiel in Hannover für die nächste Saison aus dem DFB-Pokal ausgeschlossen worden. Dynamo legte dagegen Einspruch ein. dpa