Die Stuttgarter Fußballprofis hüpften auf und ab, direkt vor der Cannstatter Kurve, wo die glücklichen VfB-Fans stolz ein Banner mit der Aufschrift "Spitzenreiter" präsentierten. Die dazu passenden Sprechchöre hallten nach dem 3:1 (2:1) gegen Aufsteiger Darmstadt 98 natürlich auch durchs Stadion.
Angeführt von Top-Torjäger Serhou Guirassy mischt der VfB Stuttgart weiter die Bundesliga auf und kletterte zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze.
"Wir hoffen, dass er genauso weiter macht, gesund bleibt", sagte VfB-Offensivspieler Chris Führich nach dem Spiel über Doppeltorschütze Guirassy beim Streamingdienst DAZN. "Er ist in Topform, er ist überragend, von Woche zu Woche macht er einfach weiter. Wir sind froh, der Verein ist froh, dass wir ihn dieses Jahr haben."
Guirassy mit zehn Toren nach fünf Spielen
Zehn Tore hat Guirassy nach fünf Spielen erzielt - und damit viel Euphorie im Stuttgarter Umfeld entfacht. "Ich bin glücklich über meine Tore. Ich gebe mein Maximum", sagte der 27-Jährige bescheiden. "Er bringt alles mit, legt die Bälle gut ab, ist torgefährlich", lobte Darmstadts Klaus Gjasula und stellte fest: "Er ist ein guter Stürmer."
Nach dem Eigentor von VfB-Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou (17. Minute) hatte Enzo Millot auf Vorarbeit von Guirassy ausgeglichen (22.). Die Führung erzielte der 27-Jährige zehn Minuten später selbst und auch das dritte Tor (90.+2) ging auf das Konto des besten Torjägers der Liga. Während der VfB nach vier Siegen aus fünf Spielen ganz oben thront, warten die Gäste weiter auf den ersten Sieg nach ihrer Erstliga-Rückkehr.
"In uns kribbelt's schon extrem, nicht nur aufgrund der Niederlage", sagte Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht nach dem Spiel. Man habe als "kleines Darmstadt 98" das Gefühl, dass man sich "ein Stückweit noch rotziger zeigen" müsse, "auf und, wenn es sein muss, auch neben dem Platz".
VfB lässt sich von Gegentor nicht verunsichern
Gegen Stuttgart traten die Lilien selten frech auf. Trotzdem durften sie wie aus dem Nichts jubeln. Dabei half der VfB in Person von Zagadou gewaltig mit. Ihm wurde eine Hereingabe von Tim Skarke zum Verhängnis, die er an Schlussmann Alexander Nübel vorbei ins Tor lenkte.
Die mit einem großen Selbstbewusstsein ausgestatteten Stuttgarter ließen sich vor 54.000 Zuschauern von dem Rückschlag nicht verunsichern. "Für uns gilt es, den Fight anzunehmen und unser Spiel zu machen", hatte sich Stuttgarts Coach Sebastian Hoeneß auf eine "Herausforderung" eingestellt. Von den 13 Gegentreffern, die Darmstadt schon vor dem Start des fünften Spieltags kassiert hatte, wollte er sich nicht blenden lassen.
In den ersten beiden Heimspielen hatte Hoeneß' Mannschaft jeweils mit 5:0 gegen den VfL Bochum und Europa-League-Teilnehmer SC Freiburg gewonnen - nie zuvor war ein Club in der Bundesliga-Historie vor heimischer Kulisse so mit einer Tordifferenz von plus zehn Treffern gestartet. Und auch gegen Darmstadt durfte der VfB nach 22 Minuten jubeln. Guirassy legte geschickt auf Millot ab - 1:1. Die Gastgeber bestimmten das Spiel, hatten mehr Ballaktionen, entschieden mehr Zweikämpfe für sich und belohnten sich durch einen sehenswerten Treffer von Guirassy noch vor der Pause mit der Führung.
Führich-Tor aberkannt, Guirassy besorgt Entscheidung
Darmstadt versuchte gegen die beste Offensive der Liga über die Körperlichkeit zurück ins Spiel zu finden - vergeblich. Auch nach Wiederbeginn präsentierten sich die Schwaben zielstrebiger. Wieder war es Guirassy, der die erste Möglichkeit jedoch vergab (53.).
Auf der Gegenseite hätte Lieberknecht gerne einen Elfmeter zugesprochen bekommen, doch Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck entschied sich gegen einen Pfiff. Danach waren wieder die Stuttgarter am Drücker.
Das vermeintliche 3:1 durch Chris Führich wurde aber wegen einer Abseitsstellung vom Videoschiedsrichter zurückgenommen (65.). Nur eine Minute später rettete Marcel Schuhen gegen Guirassy und Millot rutschte bei seinem Schussversuch weg. Zweifel an einem Heimsieg kamen in der Schlussphase noch einmal auf, weil Darmstadt zulegte. Doch Guirassy sorgte in der Nachspielzeit per Heber für die Entscheidung.
(Von Maximilian Wendl, dpa)