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WM 2014: Wo bleiben die Titel für Portugal?

WM 2014

Wo bleiben die Titel für Portugal?

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    Großes Selbstbewusstsein, Keine Titel: Ronaldo und seinen Portugiesen fehlt der Sieg eines internationalen Titel noch.
    Großes Selbstbewusstsein, Keine Titel: Ronaldo und seinen Portugiesen fehlt der Sieg eines internationalen Titel noch. Foto: Alberto Martin (dpa)

    Es gibt mehrere Möglichkeiten, Freistöße zu schießen. Manche Schützen versuchen es mit Gewalt, entweder durch die Mauer hindurch oder listig unter ihr her. Andere spekulieren auf die Ecke des Torwarts. Oder sie treten den Ball als scharf angeschnittenen Schlenzer über die Deckung hinweg.

    Ronaldo: „Die tollsten Freistöße auf der ganzen Welt schieße ich“

    Bei Cristiano Ronaldo ist alles anders: Der Portugiese schreitet für gewöhnlich vom Ball in großen Schritten geradezu majestätisch rückwärts, baut sich auf wie ein Cowboy vor einem Duell mit in die Hüften gestemmten Armen, nimmt einen kurzen, schnurgeraden Anlauf und hämmert das Spielgerät wie an einer Schnur gezogen über die Köpfe der Kontrahenten. Nach allen Regeln der Ballistik und der Physik müsste der Ball entweder über das Tribünendach fliegen oder zumindest einen Besucher in Reihe 37 verletzen, meist schlägt er jedoch trocken über dem verdutzten Torwart ein.

    „Die tollsten Freistöße auf der ganzen Welt schieße ich“, mangelt es dem Portugiesen nicht an Selbstbewusstsein. Wohl wissend, dass er seit vielen Jahren zusammen mit dem Argentinier Lionel Messi der beste Fußballer der Welt ist.

    In England während seiner Zeit bei Manchester United als Staatsfeind Nummer 1 gehasst, weil er im Viertelfinale der WM 2006 für seinen Teamkollegen Wayne Rooney Rot gefordert hatte, dieser auch vom Platz und die „Three Lions“ aus dem Turnier flogen. In Spanien inzwischen geliebt, weil er bei Real Madrid Tore am Fließband produziert und mittlerweile eine gar atemberaubende Quote von über einem Treffer pro Partie aufzuweisen hat.

    Und in seiner Heimat Portugal als Nationalheiligtum verehrt, obwohl die Nationalmannschaft unter der Führung des gegelten und mit Muskeln bepackten Schönlings noch nicht viel gerissen hat. Dummerweise habe gerade diese Muskeln in den Wochen vor der WM Probleme bereitet. Schmerzen im Knie und im Oberschenkel verhinderten seinen Einsatz in den Testspielen.

    Einziger internationaler Titel für Portugal: „Skydome Cup“

    Nach Platz zwei bei der Europameisterschaft 2004 und Rang vier bei der WM 2006 in Deutschland sind die Männer aus Lissabon und Porto weit hinter jenen Ansprüchen zurückgeblieben, die sie einst für sich selbst definierten. Die Fachwelt wundert sich über die latente Diskrepanz zwischen Begabung und Ergebnissen, weil es Lusitaniens besten Kickern an Seele, Haltung und vor allem Teamgeist mangelt.

    Trainer werden von den Diven in Weinrot regelmäßig gemobbt, Spieler lästern über die Taktik ihrer Übungsleiter, Alt streitet mit Jung, waschechte Portugiesen können nicht mit eingebürgerten.

    Und über allen steht Cristiano Ronaldo, der sich ziemlich exklusiv am liebsten um sich selbst kümmert. Und mit seinem Primadonnentum dafür verantwortlich zeichnet, dass seine Nationalelf zwar in der Weltrangliste weit vorne steht, sich bei großen Turnieren aber lediglich als Sprachrohr des Mittelmaßes eignet. Den einzigen internationalen Titel, den das Land vorweisen kann, ist der „Skydome Cup“.

    Das sind die WM-Gruppen

    Gruppe A: Brasilien, Kroatien, Mexiko, Kamerun

    Gruppe B: Spanien, Niederlande, Chile, Australien

    Gruppe C: Kolumbien, Griechenland, Elfenbeinküste, Japan

    Gruppe D: Uruguay, Costa Rica, England, Italien

    Gruppe E: Schweiz, Ecuador, Frankreich, Honduras

    Gruppe F: Argentinien, Bosnien-Herzegowina, Iran, Nigeria

    Gruppe H: Deutschland, Portugal, Ghana, USA

    Gruppe H: Belgien, Algerien, Russland, Südkorea

    Das obskure Turnier wurde 1995 im kanadischen Toronto ausgetragen. Portugal, damals noch mit der „Goldenen Generation“ um Luis Figo, Rui Costa, Nuno Gomez und Sergio Conceicao angetreten, ergatterte ein mageres 1:1 gegen die Gastgeber und schlug anschließend Dänemark mit 1:0. Seitdem wartet die Welt auf eine Neuauflage der Veranstaltung – und natürlich darauf, dass die Portugiesen irgendwann einmal wieder irgendetwas gewinnen.

    Besonders Bundesliga-Spieler sollen Portugal weit bringen

    Neben den Stars wie Ronaldo, Nani und Pepe hat Portugals Trainer Paulo Bento überraschend auch Vieirinha vom VfL Wolfsburg in Portugals WM-Kader berufen. Der frühere Bremer Hugo Almeida von Besiktas Istanbul sowie der frühere Wolfsburger Ricardo Costa vom FC Valencia sind ebenfalls dabei.

    Vieirinhas Berufung ist deshalb eine kleine Überraschung, weil der Flügelstürmer in dieser Saison mehr als ein halbes Jahr aufgrund eines Kreuzbandrisses ausfiel. Der 28-Jährige kam danach nur im letzten Bundesliga-Heimspiel des VfL gegen Borussia Mönchengladbach noch einmal von Beginn an zum Einsatz.

    Bento schätzt den kleinen, schnellen Dribbler aus Wolfsburg jedoch sehr als mögliche Alternative zu den im Angriff gesetzten Cristiano Ronaldo von Real Madrid und Nani von Manchester United. Für Vieirinha strich er sogar den deutlich namhafteren Ricardo Queresma vom FC Porto oder den talentierten Ivan Cavaleiro von Benfica Lissabon aus seinem zunächst 30 Spieler umfassenden Aufgebot.

    Für einen kommt Vieirinhas Nominierung dennoch nicht überraschend: Wolfsburgs Sportchef Klaus Allofs hat seinen Spieler schon immer als „top professionell“ erlebt. „Er bekommt jetzt mit dieser Nominierung die Anerkennung, die ihm lange Zeit etwas gefehlt hat in Portugal. Häufig ist es ja so, dass Spieler von den namhafteren Klubs in der Öffentlichkeit einen größeren Bonus haben. Aber er braucht sich hinter niemandem zu verstecken“, sagte Allofs.

    Portugal mit insgesamt noch 16 Spielern von der EM 2012

    „Der Trainer hat, glaube ich, genau erkannt, dass er nicht nur ein schneller und trickreicher Spieler ist, sondern dass er auch sehr diszipliniert nach hinten arbeitet. Das ist eine sehr gute Ergänzung zu dem, was die Portugiesen sonst im Aufgebot haben.“

    Die schwere Knieverletzung sei mittlerweile auch kein Problem mehr, bestätigte Allofs. „Er war zum Ende wieder eine feste Größe bei uns und hat am vorletzten Spieltag auch das wichtige Tor in Stuttgart vorbereitet“, so der Manager des VfL Wolfsburg

    Die Frage war nur, ob er die nötige Fitness wieder bekommt – und dafür hat er unheimlich intensiv gearbeitet.“ Auch Verteidiger Rolando von Inter Mailand gehört nicht zu den Brasilien-Fahrern. Insgesamt sind aber immer noch 16 Spieler dabei, mit denen Portugal bereits bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine auf die deutsche Mannschaft traf und am Ende mit 0:1 verlor.

    Auch diesmal spielen die Portugiesen in ihrer ersten Partie am 16. Juni gegen Deutschland. Die weiteren Vorrunden-Gegner sind Ghana und die USA.

    Unser Tipp

    Das Potenzial für eine Überraschung ist vorhanden. Aber das war es schon häufiger. Insgesamt ist Portugal ein Platz unter den letzten vier Teams zuzutrauen.

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