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WM 2014: WM-Hostess Andreza: „Es gibt recht eindeutige Angebote"

WM 2014

WM-Hostess Andreza: „Es gibt recht eindeutige Angebote"

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    WM-Hostess Andreza sieht blendend aus und wird täglich fotografiert. Dann beginnt die Jagd auf ihr digitales Profil. Doch Sie weiß sich zu schützen.
    WM-Hostess Andreza sieht blendend aus und wird täglich fotografiert. Dann beginnt die Jagd auf ihr digitales Profil. Doch Sie weiß sich zu schützen. Foto: Tobias Käufer

    Am Ende eines Tages hat Andreza etwa 100 Visitenkarten in ihrer Tasche. „Sie abzulehnen wäre unhöflich“, sagt die junge Brasilianerin. Ihren kompletten Namen will sie lieber nicht in der Zeitung lesen. Andreza ist eine WM-Hostess. Jetzt arbeitet sie gerade für einen Bierbrauer aus den USA, dann für eine lokale Bank, die beide WM-Sponsoren sind. Wechselt der Auftraggeber, passt sie ihre Garderobe an – mal trägt sie hautenge Leggings mit Werbeaufdruck, mal ein Business-Kostüm. Immer sieht sie blendend aus. Und das ist das Problem.

    WM-Erinnerungsfoto mit der Hostess

    Denn nach jeder Schicht, die Andreza entweder auf der Terrasse eines offiziellen WM-Hotels oder im Gäste-Bereich des Maracanã-Stadions beendet, beginnt die Jagd auf ihr digitales Profil in den Netzwerken. Andreza muss sich ja mit den meist gut betuchten Gästen fotografieren lassen. „Das stört mich nicht“, sagt sie. „Das gehört zum Job.“ Ein Erinnerungsfoto will jeder haben, einen Beweis, dass man dabei gewesen ist – im Stadion, im VIP-Bereich und auf der Business-Tribüne. Doch wenn Andreza nicht aufpasst, dann geistert ihr Name durchs Netz.

    Anders als bei anderen Veranstaltungen, für die sie gebucht wird, steht sie bei der WM mit ihrem Namen gerade. Die FIFA-Sicherheitsbestimmungen verlangen es, dass jede akkreditierte Person – ob Spieler, Journalist, FIFA-Mitarbeiter oder Hostess – mit vollem und korrekten Namen auf der Akkreditierung erscheint. Und mit den hochauflösenden Kameras, die auch in den modernen Smartphones installiert sind, werden diese Namen für die Ewigkeit festgehalten.

    Sie vergrößern die Bilder

    Es sind vor allem Amateur-Fotografen, die die Models geradezu verfolgen. Die Masche ist immer gleich: Sie stellen sie zu einem „Gruppenbild“ auf. Anschließend vergrößern sie die Bilder und suchen den Namen des Models auf der Akkreditierung, mit dem sie Andreza und ihre Kolleginnen bei Twitter, Facebook oder Instagram suchen.

    Auch unbekannte Verehrer, die ihr nie zuvor begegnet sind, machen sich die geposteten Fotos mit den Namensschildern zunutze. Andreza und ihre Kolleginnen bekommen dann jede Menge Einladungen. „Am Anfang war das sehr lästig“, erzählt Andreza. „Ich habe mit meinen Freundinnen besprochen, wie wir das verhindern können. Es gibt da ein paar Tricks.“

    Einer ist, die Akkreditierung stets umgedreht zu tragen oder den Namen mit dem Finger zu verdecken, so können aufdringliche Hobbyfotografen nachträglich nicht die Namen identifizieren. Ein zweiter ist, sich ein privates Profil mit einem Spitznamen in den Netzwerken zuzulegen, auf das nur wirkliche Freunde, die Familie und Bekannte Zugriff haben. Dazu gibt es dann ein „öffentliches“ Profil, mit dem richtigen Namen. Auf diese Weise hat Andreza bereits 55 000 Follower und während der WM wächst die Zahl rasant. „Dann helfen sogar die Bilder mit dem Namensschild.“

    Eindeutige Angebote mit genannten Summen

    Bleiben die Visitenkarten. In den Gäste-Bereichen der WM-Stadien wimmelt es von Großverdienern. Die meisten sind Unternehmer, Geschäftsleute oder einfach von Geburt an reich. Und wer auf den Euro, den Peso, den Rubel nicht achten muss und in einer Welt lebt, in der alles käuflich ist, der glaubt auch, dass Models wie Andreza für Geld alles machen. „Es gibt recht eindeutige Angebote mit Summen, die einen schwindlig werden lassen“, sagt Andreza. Allerdings sei es bei der WM deutlich weniger schlimm, als bei Messen von Finanzinstituten oder Energiekonzernen. Es gibt Models und Hostessen, die sich auf solche Angebote einlassen und nebenbei damit ein kleines Vermögen verdienen.

    Der Großteil der Hostessen lasse sich aber auf keinerlei „Verhandlungen“ ein, sagt Andreza. Sie selbst verrät niemals ihre Kontaktdaten. Selbst wenn sehr aufdringliche Messebesucher sie nach Ihrer Whats-app-Nummer fragen, hat sie einen Ausweg parat: Eine tote Leitung, die auf ein Handy führt, das sie nicht mehr benutzt, aber das ihr Foto anzeigt. So ist der Verehrer erst einmal ruhig gestellt. Die Visitenkarten schmeißt sie auf dem Nach-Hause-Weg weg, denn sie weiß: „Wirkliche Freunde oder die große Liebe findest du auf diese Weise ganz bestimmt nicht. Und für alles andere stehe ich nicht zur Verfügung.“

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