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WM 2014: Über Klinsi und das Wesen des Amerikaners

WM 2014

Über Klinsi und das Wesen des Amerikaners

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    Jürgen Klinsmann, Trainer der US-Nationalmannschaft verkörpert alles, was Fußball in den USA ausmacht.
    Jürgen Klinsmann, Trainer der US-Nationalmannschaft verkörpert alles, was Fußball in den USA ausmacht. Foto:  Juri Kochetkow (dpa)

    Wer etwas über das Wesen einer Nation und seiner Menschen erfahren will, beschäftige sich mit deren Fußball-Geschichte. Aus naheliegenden Gründen heute: Amerika und die

    Der Fußball und die USA – eine schwierige Beziehung. Das beginnt schon beim Namen.

    Ihre ersten zarten Anfänge nahm die Beziehung der Amerikaner zum Fußball, als er in anderen Ländern bereits Kulturgut war. England beispielsweise fand es 1863 an der Zeit, einen nationalen Verband zu gründen. In einem Jahr also, in dem die Nord- und Südstaaten der USA noch gegeneinander Krieg führten.

    Der US-Fußball lag also deutlich im Rückstand, als er in den späten 70er Jahren mit so prominenten Entwicklungshelfern wie Beckenbauer, Cruyff und Pelé den Profi-Fußball im Land etablieren wollte.

    Fußball war den Amerikanern fern

    Das hat nicht funktioniert. Nach dem Abzug der Stars war die Liga pleite. Als Zuschauer- und Fernsehsport war Fußball den Amis damals fern – und ist es bis heute geblieben. Amerikaner mögen keine Sportart, in der Spiele 0:0 enden. Sie wollen Entscheidungen, die Welt in Sieger und Verlierer einteilen.

    Im Übrigen ist ihnen das Spiel zu kultiviert, um nicht zu sagen: eine Sache für Weicheier. Wer American Football hat, braucht keinen Fußball. So sehen das die Amerikaner vom Sofa aus. Vergessen, dass sie selbst in jüngeren Jahren dem Fußball hinterhergejagt sind. Von ihren Müttern zum Training gefahren und wieder abgeholt wurden, was zur Entwicklung einer eigenen Spezies geführt hat: der Soccer Mum, vergleichbar mit der deutschen Eiskunstlauf-Mutter.

    In den USA ist Fußball vor allem Kinder- und Frauensport

    In den USA hat der Fußball seinen Aufstieg vor allem als Kinder-, Jugend- und Frauensport gemacht. Letzteres gereicht den USA zur Ehre. Je offener eine Gesellschaft in einem Land, desto höher ist der Frauen-Fußball entwickelt. Nicht zufällig sind die skandinavischen Staaten Mutterländer des Fußballs.

    Mag die Beziehung der Amerikaner zum Fußball wechselhaft sein, so spiegelt ihre Art zu spielen das Wesen der Nation so offenkundig wider wie in kaum einem anderen Fall. Sie ist experimentierfreudig, leidenschaftlich, stürmisch und von unerschütterlicher Zuversicht getragen. Was den Amerikanern an Talent fehlt, gleichen sie durch Hingabe aus.

    Kaum einer verkörpert das alles eindrucksvoller als ihr Trainer. Jürgen Klinsmann, als Spieler nicht gerade hochbegabt, aber immer vorwärts stürmend und geradezu ansteckend optimistisch. So sind die Amerikaner und so werden sie am Donnerstag auch gegen Deutschland spielen.

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