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WM 2014: Mittelfeld? Verteidiger? Wohin mit Philipp Lahm?

WM 2014

Mittelfeld? Verteidiger? Wohin mit Philipp Lahm?

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    Unzufrieden: Philipp Lahm (vorne) findet bislang bei dieser WM noch nicht zu gewohnter Form. Gegen Ghana unterlief ihm ein folgenschwerer Fehlpass.
    Unzufrieden: Philipp Lahm (vorne) findet bislang bei dieser WM noch nicht zu gewohnter Form. Gegen Ghana unterlief ihm ein folgenschwerer Fehlpass. Foto: Patrik Stollarz (afp)

    Dagegen weckt der Auftritt von Bastian Schweinsteiger Hoffnungen. Bundestrainer Löw wird wohl einen neuen Matchplan entwerfen müssen

    Matchplan ist eines der Modewörter des modernen Fußballs. Es lässt glauben, dass sich ein Spiel planen lässt.

    Kein Trainer mag deshalb mehr ohne Matchplan spielen. Früher hieß der Matchplan Taktik, und wenn ein Spiel gewonnen war, urteilten die Experten, die Taktik sei hundertprozentig aufgegangen.

    Joachim Löw mag das neue Wort nicht. Er verwendet es selten. Natürlich macht er sich tausend Gedanken darüber, wie ein Spiel laufen könnte. Hinterher muss der 54-Jährige dann allerdings oft genug feststellen, dass das Spiel seinen Plänen nicht gefolgt ist. So wie beim 2:2 im zweiten Gruppenspiel gegen Ghana. „Das Spiel hat sich in der zweiten Halbzeit in einer Weise entwickelt, die nicht geplant war“, musste Löw hinterher einräumen.

    Löw hat die erste Halbzeit besser gefallen als die zweite

    Wenn sich Trainer so äußern, hat der Zuschauer meist Außergewöhnliches erlebt. Dann nämlich hat das Spiel den Weg der kühlen Strategie, des Fehler- und Makellosen, verlassen, lief es drunter und drüber, hat es die Zuschauer an den Rand ihrer Verfassung getrieben. Von „offenem Schlagabtausch“ ist dann die Rede.

    Trainer aber meiden offenen Schlagabtausch. Sie wollen Kontrolle. Also hat der Bundestrainer an den ersten 45 Minuten, in denen die feuchtwarmen 30 Grad in der Arena Castelao von Fortaleza wie Blei an den Spielern hingen, mehr Gefallen gefunden als am aufwühlenden zweiten Durchgang. Löw: „Für beide Teams war es anfangs wichtig, taktisch gut organisiert zu sein.“ Die 59 600 Zuschauer, überwiegend aufseiten der Afrikaner, fanden das furchtbar langweilig und kommentierten das Ballgeschiebe nach wenigen Minuten mit Pfiffen.

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    Deutschland war mit der Elf aus dem 4:0 gegen Portugal gestartet, also auch mit dem zuvor angeschlagenen Mats Hummels. Der Dortmunder hielt durch. Dafür verabschiedete sich zur Halbzeit Jérôme Boateng mit Muskelproblemen. Für den Münchner kam wieder Shkodran Mustafi, der schon beim Auftaktspiel Hummels vertreten hatte.

    Trotzdem lief noch alles nach Plan. Erst recht, als Mario Götze das 1:0 (59.) erzielte. Ein Tor, das in keinem Plan vorkommt. Thomas Müller hatte den Ball aus dem Halbfeld, von dort also, wo Zuspiele in der Regel leichte Beute für eine Abwehr sind, auf Götze gespielt, der sich aus dem Rücken des Verteidigers geschlichen hatte und sein erstes WM-Tor erzielte.

    Lahms Fehlpass leitet das 1:2 ein

    Schlecht für die Deutschen, dass so etwas auch umgekehrt funktioniert. Ebenfalls aus dem unverdächtigen Halbfeld getreten, erreichte ein Ball Ghanas André Ayew. Der Stürmer von Olympique Marseille nutzte die Gelegenheit zum Kopfballtreffer. Mustafi, der den Ausgleich noch am ehesten hätte verhindern können, nahm hinterher eine Teilschuld auf sich: „Ich hätte besser stehen können.“

    Was folgte, riss die Zuschauer von den Sitzen: Jener offene Schlagabtausch, in dem die Gegner ihre Deckung herunternehmen. Aus „irrsinnigem Tempo“ (Löw) entstehen aber immer Fehler. Den ersten produzierte Philipp Lahm. Sein Fehlpass leitete den deutschen 1:2-Rückstand durch Ghanas Kapitän Asamoah Gyan ein. Ausgerechnet Lahm. „Mr. Zuverlässig“, den der Bundestrainer vom Außenposten der Viererkette ins Mittelfeld beordert hat, um dort die Stabilität zu erhöhen.

    Das hat bislang allerdings nicht funktioniert. Schon gegen Portugal war der 30-Jährige blass geblieben. Gegen Ghana fiel er regelrecht ab. Entsprechend grantig monierte er hinterher „die mangelnde Aggressivität im Mittelfeld und die schlechte Raumaufteilung“. Das fällt in sein Ressort.

    Löw nahm seinen Kapitän trotzdem in Schutz. Zwei, drei Fehlpässe seien auch anderen Spielern unterlaufen. Um mildernde Umstände für Lahm zu erwirken, musste sogar der Rasen herhalten. Als „hart und stumpf“ beschrieb ihn Löw, was Spielern mit enger Ballführung, wie Lahm einer ist, Probleme bereite.

    Der Bundestrainer hat die Idee, den 30-Jährigen vom Verteidigerposten abzuziehen, von Bayern-Trainer Pep Guardiola übernommen. Lahm hat daran solchen Gefallen gefunden, dass er nicht mehr Abwehrspieler sein möchte.

    Seit Samstag aber drängt ein anderer Spieler mächtig auf seinen alten Mittelfeld-Posten zurück: Bastian Schweinsteiger. Der 29-Jährige, der bis zu seiner Einwechslung (70.) für den ausgepumpten Sami Khedira noch keine WM-Minute gespielt hatte, brachte die Wende zum Unentschieden, das der ebenfalls eingewechselte Miroslav Klose (71.) mit seinem 15. WM-Treffer besiegelte. Schweinsteiger empfahl sich mit einem beeindruckenden Kurzauftritt für die Startformation im letzten Gruppenspiel am Donnerstag (18 Uhr/ARD) gegen Jürgen Klinsmanns USA. Wohin dann mit Lahm? Der Bundestrainer wird eine neue Strategie entwerfen müssen. Möglicherweise benötigt er sogar einen Matchplan.

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