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WM 2014: Klinsmann und Löw gehen auf maximalen Abstand

WM 2014

Klinsmann und Löw gehen auf maximalen Abstand

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    Sie gehen vor dem Spiel auf Distanz: Jürgen Klinsmann und Joachim Löw.
    Sie gehen vor dem Spiel auf Distanz: Jürgen Klinsmann und Joachim Löw. Foto: Arne Dedert (dpa)

    Wer Weltmeister werden will, muss über ein Tableau laufen. Einen zweigeteilten Hindernisparcours mit vorgeschriebenen Wegen und zu erwartenden Hürden. Aber nicht jedes Hindernis, das die Fußball-Welt zu bieten hat, muss einem dort in die Quere kommen.

    Brasilianer und Holländer beispielsweise laufen zunächst auf einer anderen Schiene als die Deutschen, was für jeden, der das Finale anstrebt, kein Nachteil ist.

    Nichts ist für Fußball-Propheten erhabener, als in den Wochen vor der WM auf dem Tableau Schicksal zu spielen, reinzuschreiben, rauszuwerfen und am Ende den Weltmeister zu bestimmen.

    Davon können auch Spieler und Trainer nicht die Finger lassen. Natürlich würde das keiner zugeben. Es gilt als respektlos und arrogant. Also wird im stillen Kämmerlein getüftelt.

    Keiner möchte ein Unentschieden

    Ein Sieg gegen die USA am Donnerstag, nur mal angenommen, oder ein Unentschieden, das natürlich keiner möchte, weil es an die „Schande von Gijon“ mit dem Nichtangriffspakt zwischen Deutschen und Österreichern erinnern könnte – und Deutschland wäre Gruppensieger und würde am Montag um 22 Uhr in Porto Alegre spielen. Fünf Stunden Flug ins Landesinnere. Nachts wieder zurück. Frühmorgens schlaflos ins Hotel – soll man sich das wünschen?

    Dann vielleicht doch besser am Dienstag nach Salvador. Spielbeginn zwar auch 22 Uhr, aber nur eine Stunde Flug. Müsste man allerdings auf den Gruppensieg verzichten und Zweiter werden.

    Noch völlig offen ist, wer dann auf Deutschland wartet. Belgien, Algerien, Russland oder Südkorea? Alles möglich. Und danach? Viertelfinale gegen Frankreich, Halbfinale gegen Brasilien, Endspiel gegen Holland. Weltmeister!

    Verletzung bremst Müller nicht

    Thomas Müller lacht darüber sein Müller-Lachen. Ein wenig schief im Moment, weil der Riss über dem rechten Auge, den er sich beim 2:2 gegen Ghana eingefangen hat, noch zwickt. Er wird ihn aber am Donnerstag im letzten Gruppenspiel gegen die USA (18 Uhr/ARD) nicht bremsen.

    Müller erinnert lieber daran, „dass es bei einer WM immer schneller vorbei sein kann, als man denkt“. Eine Pleite heute, gleichzeitig ein torreicher Sieg Ghanas gegen Portugal, und die WM wäre für Deutschland zu Ende.

    Oliver Bierhoff hält deshalb nichts davon, „sich Ergebnisse auszusuchen, damit fliegt man immer auf die Schnauze“. Der Team-Manager hat das in seiner Spielerkarriere häufig erlebt – am bittersten bei der WM 1998 in Frankreich. 0:3 an den unverdächtigen Kroaten gescheitert, obwohl Deutschland doch schon das Halbfinale im Kopf hatte.

    Bierhoff und Klinsmann stürmten gemeinsam gegen die USA

    Andererseits war Bierhoff auch dabei, als die deutsche Elf damals im Gruppenspiel die USA 2:0 besiegt hatte, was mit Blick auf Donnerstag die passendere Erinnerung ist. Neben Bierhoff stürmte 1998 Jürgen Klinsmann, Torschütze des zweiten Treffers. Später waren die beiden als Teamchef und Manager Hauptfiguren des deutschen Sommermärchens 2006.

    Seit aber klar ist, dass die USA und Deutschland bei der WM in einer Gruppe spielen, haben sie maximalen Abstand zueinander. Keine Treffen, keine Telefonate. „Its about business“ lautet für Klinsmann das Motto des heutigen Abends, dem er alles andere unterwirft. Es geht ums Geschäft – das sieht auch Bierhoff so.

    In derartigen Situationen ist sich Klinsmann auch nicht für Störfeuer zu schade. Also hat er vor Tagen eine Verschwörung der Fifa gegen die Underdogs der WM entdeckt. Klinsmann: „Es wurde alles dafür getan, dass die Favoriten eine Runde weiterkommen. Wir müssen den steinigen Weg gehen.“ Es ärgert den 49-Jährigen, dass seine US-Boys einen Tag weniger Zeit zur Erholung hatten als die Deutschen.

    Klinsmann: „Die haben am Samstag gespielt, wir Sonntag. Hinzu kommt, dass wir im Amazonas-Gebiet spielen mussten. Die Deutschen konnten ganz in der Nähe ihres Camps bleiben.“

    Teams können ihr Base-Camp für die WM selbst wählen

    Hansi Flick hat die Achseln gezuckt. „Wir wussten alle nach der Auslosung, wie der Spielplan aussieht. Wir haben unser Base Camp so gewählt, wie es für uns optimal ist. Jede Mannschaft hatte die Möglichkeit, das für sich selbst zu gestalten“, konterte der Löw-Assistent Klinsmanns Klage, die freilich auch zeigt, wie angespannt der Wahl-Amerikaner vor der Begegnung mit Deutschland ist.

    Klinsmanns ehemaliger Assistent Joachim Löw dagegen wirkt in Brasilien noch entspannter als sonst. Es sind bestenfalls Luxusprobleme, die ihn beschäftigen müssen. Wohin mit seinem Kapitän, der es im Mittelfeld noch nicht zur WM-Form gebracht hat?

    Und was mit Bastian Schweinsteiger, der zwar die Form hat, aber noch keinen Platz in der Mannschaft? Soll er Sami Khedira eine Pause gönnen, um damit für Schweinsteiger Platz zu schaffen? Probleme, die Jürgen Klinsmann gerne hätte.

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