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WM 2014: Darum gehört Lahm in die Abwehr

WM 2014

Darum gehört Lahm in die Abwehr

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    Joachim Löw muss sich entscheiden: Wo ist Philipp Lahm am besten aufgehoben?
    Joachim Löw muss sich entscheiden: Wo ist Philipp Lahm am besten aufgehoben? Foto: Thomas Eisenhuth (dpa)

    "Philipp Lahm ist der intelligenteste Spieler, den ich je in meiner Karriere trainiert habe". Getätigt hat diese Aussage Pep Guardiola, Trainer des FC Bayern München. Rund zehn Monate ist das her. Wenig später ersetzte der Katalane seinen Kapitän von der rechten Verteidigerposition in das zentral-defensive Mittelfeld. Ein Positionswechsel mit schwerwiegenden, nationalen Folgen.

    Der FC Bayern ist nicht die Nationalmannschaft

    Joachim Löw tut es dem spanischen Übungsleiter inzwischen gleich. Seit dem Test gegen Chile im März lässt der Bundestrainer den 30-jährigen Allrounder ebenfalls in der Mittelfeldzentrale zum Einsatz kommen. Doch die Nationalmannschaft ist eben nicht gleich der FC Bayern München. Auch wenn die Stammelf von Löw meistens zu großen Teilen aus Bayern-Spielern besteht (im Achtelfinale gegen Algerien standen sieben Profis des deutschen Rekordmeisters in der Startelf), unterscheiden sich die Spielideen von Guardiola und Löw doch in einigen Punkt.

    Während beim Bayern-Coach ständiger Ballbesitz als oberstes Credo gilt, setzt der DFB-Trainer stärker auf schnelles Umschaltspiel. Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass es bei den extremen klimatischen Bedingungen in Brasilien schwer möglich ist, über die gesamte Spieldauer das Tempo und den Spielrhythmus vorzugeben.

    Zudem spielt die Nationalmannschaft bei der WM in einem 4-3-3 System. Bei den Bayern ließ Guardiola über weite Strecken der Saison ein 4-2-3-1 spielen. Vor allem für die Außenverteidiger bringt das eine gänzlich andere Aufgabenstellung mit sich.

    Beim FCB waren die Außen in der Viererkette meist auf Höhe der Mittellinie positioniert und rückten extrem weit in die Spielfeldmitte ein. Dadurch hatten die Münchner nahezu immer eine Überzahl im Mittelfeld - und konnten so ihr Passspiel meist perfekt aufziehen. Eine Spielform, die Lahm aufgrund seiner Fähigkeiten (sicheres Passspiel, Ballsicherheit, Übersicht, etc.) sehr entgegenkommt.

    Lahm mit ungewohnten Fehlern bei der WM

    Die Nationalmannschaft agiert bei der WM hingegen mit zwei gelernten Innenverteidigern auf den Außen. Hauptaufgabe: defensive Stabilität. Ins Angriffspiel sind Boateng, Höwedes und Co. dementsprechend wenig eingebunden. Dadurch fehlen dem Mittelfeld des DFB-Teams oftmals die Anspielstationen für lange Ballstafetten, wie sie beim deutschen Rekordmeister praktiziert werden.

    Für das schnelle, raumgreifende Umschaltspiel ist Lahm aber nicht zwingend der Spielertyp. Dennoch legte sich Löw früh darauf fest, dass Lahm bei der WM im Mittelfeld zum Einsatz kommen soll. Auch weil seine favorisierten "Sechser" - Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger - nicht in bester körperlicher Verfassung an den Zuckerhut reisten.

    Die Umstellung zahlte sich bisher nur bedingt aus. Im ersten Spiel gegen Portugal leistete sich der Kapitän einen schwerwiegenden Ballverlust, der beinahe zu einem Gegentreffer führte. Im Spiel gegen Ghana leitete Lahm mit einem katastrophalen Fehlpass die zwischenzeitliche 2:1-Führung für die Westafrikaner ein. Gegen die USA und über weite Strecken auch gegen Algerien lieferte der 30-Jährige allenfalls solide Partien ab. Vom Prädikat "Weltklasse" war Lahm jedenfalls meilenweit entfernt.

    Mit Lahm auf rechts kam der Umschwung

    Genau diese Weltklasse verkörpert der 110-fache Nationalspieler aber seit fast einem Jahrzehnt auf der Position des rechten Außenverteidigers. Das jüngste Beispiel lieferte die Schlussphase im Achtelfinale gegen Algerien. Als Ersatz-Ersatz-Rechtsverteidiger Shkodran Mustafi (ebenfalls gelernter Innenverteidiger) nach rund 70 Spielminuten mit einem Muskelbündelriss ausgewechselt wurde, kehrte Lahm auf seine angestammte Position in der Viererkette zurück. Schweinsteiger und Khedira bildeten die Doppelsechs.

    Mit dieser System- und Positionskorrektur kam ein sichtbarer Umschwung ins Spiel der DFB-Elf. Das Angriffsspiel wurde variabler und konsequenter, es ergaben sich Torchancen und die Balance zwischen Offensive und Defensive wirkte auf einmal intakt. Auch wenn der Sieg erst in der Verlängerung unter Dach und Fach gebracht werden konnte, war diese Umstellung neben der Einwechslung von André Schürrle der Schlüssel zum Erfolg.

    Die eigentlichen Platzhirsche sind mit ihren Rollen nicht zufrieden

    Vor dem Duell mit Frankreich sollte sich Löw Gedanken machen, ob er an seinem Plan auf Gedeih und Verderb festhalten möchte. Zumal die beiden Platzhirsche auf der "Sechs" - Schweinsteiger und Khedira - ohnehin nicht nachvollziehen können, warum die gesamte Statik des Spiels der deutschen Mannschaft an Lahm ausgerichtet werden muss. Mit einer Rückversetzung des Kapitäns auf die Außenverteidiger-Position kann der Bundestrainer auch diese Baustelle schließen.

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