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WM 2014: Aufstellung, Taktik, Ronaldo: Löws Masterplan für Portugal

WM 2014

Aufstellung, Taktik, Ronaldo: Löws Masterplan für Portugal

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    Bundestrainer Joachim Löw sieht sein Team bereit für das Spiel gegen Portugal.
    Bundestrainer Joachim Löw sieht sein Team bereit für das Spiel gegen Portugal. Foto: Thomas Eisenhuth (dpa)

    Die Nummer zwei der Weltrangliste gegen die Nummer vier, Deutschland gegen Portugal, für manche auch: Deutschland gegen Cristiano Ronaldo. Wenn es denn so etwas bei einer WM gibt, dann ist diese erste Begegnung der Vorrundengruppe G am Montag um 13 Uhr Ortszeit (18 Uhr deutscher Zeit) in Salvador das erste Spitzenspiel. Eines, das nach Einschätzung von Joachim Löw, keinen Favoriten hat.

    Anders als sonst hat der Bundestrainer in den letzten Tagen an einigen Stellen durchblicken lassen, in welcher Formation seine Truppe ihr Ziel, den WM-Titel, ansteuert. Demnach wird heute eine deutsche Premiere aufgeführt mit einem Ensemble, das so noch nie gespielt hat. Eigentlich keine ideale Voraussetzung für einen WM-Start. Hätte Löw die Wahl, er würde wohl lieber mit einer eingespielten Formation antreten. Er hat sie nicht, weil zentrale Akteure wie Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger lange verletzt waren und Mesut Özil im Formtief hängt.

    Zu den Personalsorgen kommen Hitze und Luftfeuchtigkeit beim mittäglichen Anpfiff. Also hat der Bundestrainer seine Startformation den Verhältnissen angepasst. Vor Manuel Neuer, der nach seiner Schulterverletzung fit geworden ist, dürfte eine Viererkette stehen, die noch nie in einer wichtigen Partie zusammen gespielt hat.

    Ein Quartett mit Boateng, Hummels, Mertesacker und Höwedes. Vier gelernte Innenverteidiger, die ihrem Wesen nach lieber den Laden zusammenhalten, als Angriffsgeist zu entwickeln. Darin spiegelt sich Löws WM-Strategie wider. Unter Brasiliens Sonne, so der Bundestrainer, ist weniger offensives Laufspiel gefragt als vielmehr Stabilität, präzises Passspiel und Kopfballstärke. Vor allem Letzteres garantiert das Quartett.

    Löw: Respekt vor Portugals Konterspiel

    Für den Bundestrainer sind die Portugiesen „Weltmeister im Konterspiel“, weshalb es besser sei, bereits hinten zu stehen, wenn die schnellen Angreifer den Turbo anwerfen. Das scheint angekommen zu sein. „Es wird nicht unsere Aufgabe sein, ständig Flanken zu schlagen, sondern unser Tor abzusichern und vorne mal den Kopf hinzuhalten“, hat Benedikt Höwedes den Plan zusammengefasst. Der Schalker war vor kurzem noch ein Streichkandidat im erweiterten WM-Aufgebot gewesen.

    Höwedes hatte im März einen Muskelfaserriss erlitten, den dritten innerhalb von drei Monaten, und war erst in der Schlussphase der Bundesliga wieder zurückgekehrt. Nun scheint er für die Startelf als Außenverteidiger gebucht zu sein. Der 26-Jährige ist selbstbewusst genug, sich für die Aufgabe zu empfehlen: „Ich habe das schon mehrmals gespielt. Ich bin flexibel einsetzbar. Der Trainer weiß das zu schätzen.“

    Wer soll gegen Portugal spielen? Stellen Sie die Mannschaft auf

    Das lässt sich auch von Jérôme Boateng sagen, der in der Nationalelf immer wieder mal auf dem ungeliebten Außenposten aushalf. Heute Abend soll der Münchner Cristiano Ronaldo an die Leine legen. Die Wege der beiden haben sich in den Duellen zwischen dem FC Bayern München und Real Madrid schon häufiger gekreuzt. Löw: „Jérôme hat seine Sache als Ronaldo-Gegenspieler schon einige Male gut gemacht.“ Einige Male freilich auch nicht.

    Andererseits wollen die Deutschen den Eindruck vermeiden, als würden sie, wie das Kaninchen vor der Schlange, nur auf Ronaldo starren. „Es spielt hier nicht Deutschland gegen Ronaldo, sondern Deutschland gegen Portugal. Das Kollektiv wird das Spiel entscheiden“, prophezeit Höwedes.

    Kroos oder Khedira neben Lahm?

    Wer alles dazugehört, ist in einigen Fällen klar, in anderen offen. Für den Platz neben Philipp Lahm im defensiven Mittelfeld kommen Toni Kroos und Sami Khedira in Frage. Khedira ist nach seinem Kreuzbandriss noch nicht in alter Form, was für Kroos sprechen könnte. Wahrscheinlich, dass der Bundestrainer an Mesut Özil festhält, obwohl der auch in Santo André nicht den Eindruck machte, als glaube er an sich. Vorne ist nur Thomas Müller gesetzt. Um die anderen Offensivplätze konkurrieren Lukas Podolski, Miroslav Klose, André Schürrle und Mario Götze, wobei jeder auch nur den Anflug von Konkurrenzdenken vermeidet.

    Trotzdem scheint es vor dem Auftaktspiel einen ersten Verlierer zu geben. Für Bastian Schweinsteiger ist momentan kein Platz in der Startelf. Der 29-Jährige hat nach vielen Verletzungen noch nicht den Anschluss geschafft. 2010 in Südafrika war Schweinsteiger der Motor des deutschen Spiels gewesen. Nun aber wird er wohl anfangs draußen sitzen. Am Wochenende stand er allerdings für einige Zeit im Mittelpunkt.

    Es wurde bekannt, dass er per Hubschrauber in ein Krankenhaus transportiert worden war. Am Sonntag versicherte der DFB, dass er keine neue Verletzung habe. Vom Weltverband Fifa sei vielmehr eine Untersuchung angeordnet worden. Sie hat einen versicherungstechnischen Hintergrund. Der Weltverband muss bei im Turnierverlauf erlittenen Verletzungen Schadenersatz an die Vereine zahlen. Bei der Untersuchung ging es wohl darum, bereits bestehende Schäden zu registrieren. Die ebenfalls angeschlagenen Philipp Lahm und Manuel Neuer, waren schon vor der Abreise nach Brasilien geprüft worden.

    Trotz der widrigen Vorzeichen darf sich Schweinsteiger durchaus Hoffnungen auf WM-Einätze machen. In Brasilien, das hat Löw allen Bankdrückern versichert, werde kein Trainer die kompletten 90 Minuten mit der Anfangself bestreiten. Löw: „Unter diesen Bedingungen beginnt nach der Halbzeit eine zweite Phase im Spiel. Dann kommen vielleicht drei Neue, die eine Partie entscheiden.“

    Zu denen könnte auch Lukas Podolski gehören, der mit ansteigender Form und bekannten Spaßvogelqualitäten, die Laune im deutschen Team hochhält. Neuerdings übernimmt der 29-Jährige auch ernsthafte Rollen. So hat er vor dem Abflug der Mannschaft nach Salvador verkündet, er wolle einen guten Freund grüßen, der leider nicht dabei sein könne: Michael Schumacher. Podolski: „Wenn wir den Titel gewinnen, wäre das ein Stück, mit dem man ihm vielleicht Freude machen kann.“ Vielleicht.

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