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WM 2006: Das Märchen vom Sommermärchen

WM 2006

Das Märchen vom Sommermärchen

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    Auch wegen der Fußball-Fans in Deutschland wurde die WM 2006 zum «Sommermärchen». Foto (2006): Gero Breloer
    Auch wegen der Fußball-Fans in Deutschland wurde die WM 2006 zum «Sommermärchen». Foto (2006): Gero Breloer Foto: Gero Breloer (dpa)

    Wenn alles stimmt, was der Spiegel gestern aufgedeckt hat, hat der Fifa-Skandal um die Machenschaften Sepp Blatters und eines korrupten Fußball-Weltverbandes ein weiteres Opfer gefordert. Dieses Mal ist es kein Funktionär, den die US-amerikanische Staatsanwaltschaft aus dem Verkehr zieht, sondern ein kompletter Verband, der sich mit Bestechung und Stimmenkauf in die größte Krise seiner Geschichte korrumpiert hat.

    Nicht irgendeiner, sondern der mit sechs Millionen Mitgliedern größte der Welt, der gerne über Vergehen der Kleinen moralisiert und sich als Saubermann des Weltfußballs präsentiert, der Schöpfer des Sommermärchens – der DFB. Er hat sich die WM 2006 offenbar erkauft. Das Geld entstammt eigens dafür bereitgehaltenen schwarzen Kassen.

    Der DFB in einer Liga mit Katar und Co.?

    Der Deutsche Fußball-Bund mit Franz Beckenbauer an der Spitze spielt also in einer Liga mit Katarern und anderen Stimmenkäufern. Beckenbauer war damals zwar Chef des Organisations-Komitees, in erster Linie aber das Gesicht der Bewerbung. Die deutsche Fußball-Ikone wirkte in der Bewerbungsphase oft erschreckend ahnungslos, dürfte sich um Details, wie Bestechung und Verwaltung, kaum gekümmert haben. Robert Louis-Dreyfus, ehemaliger Chef des DFB-Partners Adidas, hat die Kasse gefüllt. Dreyfus ist vor sechs Jahren gestorben und hat sein Wissen über Geldfluss mit ins Grab genommen.

    Skandale wie der vorliegende entbehren nie des Absurden. Während Fußball-Deutschland angewidert und mit ausgestrecktem Zeigefinger auf ausgebeutete Fremdarbeiter in Katar schaut und die Vorgänge beim Weltverband Fifa beklagt, enttarnt der faule Apfel den scheinbar glänzenden als genauso faul. Das ist nicht schön, gehört aber auf den Tisch. Dem DFB ist es viel zu lange gelungen, alles darunterzuhalten.

    Ein Jammer ist, dass auf einem solchen Berg Müll die vielleicht schönsten und erfreulichsten vier Wochen deutscher Nachkriegsgeschichte entstanden sind. Jenes viel zitierte Sommermärchen, in dem sich Deutschland der Welt nicht nur als hervorragend organisiert, sondern viel mehr noch als offen, heiter und bunt präsentiert hat.

    War leider nur ein Märchen.

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