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Torklau von Donezk: Wieder mal ein Wembley-Tor: Ja oder Nein zur Technik?

Torklau von Donezk

Wieder mal ein Wembley-Tor: Ja oder Nein zur Technik?

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    Nach dem Torklau von Donezk haben Joseph Blatter und Franz Beckenbauer vehement die Einführung technischer Hilfsmittel für Schiedsrichter gefordert und den Druck auf die Technik-Gegner bei der Uefa erhöht.
    Nach dem Torklau von Donezk haben Joseph Blatter und Franz Beckenbauer vehement die Einführung technischer Hilfsmittel für Schiedsrichter gefordert und den Druck auf die Technik-Gegner bei der Uefa erhöht. Foto: dpa

    Nach dem Torklau von Donezk haben Joseph Blatter und Franz Beckenbauer vehement die Einführung technischer Hilfsmittel für Schiedsrichter gefordert und den Druck auf die Technik-Gegner bei der Uefa erhöht. „Nach dem Spiel der vergangenen Nacht ist die Torlinien-Technologie keine Alternative mehr, sondern eine Notwendigkeit“, teilte der Boss des Fußball-Weltverbandes Fifa, Blatter, am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. EURO 2012: Müller und Khedira für Tor-Technik

    Torklau von Donezk

    Der Blackout des ungarischen Torrichters Istvan Vad, der den Treffer von Marko Devic bei der 0:1-Niederlage der Ukraine gegen England nicht anerkannte, stürzt vor allem Uefa-Präsident Michel Platini in Erklärungsnöte. Der Franzose hatte nur 24 Stunden zuvor bekräftigt, eine „menschliche Lösung“ zu favorisieren.

    Für Referee Viktor Kassai hatte der Fehler dennoch Konsequenzen: Er zählt mit Wolfgang Stark (Ergolding), Björn Kuipers (Niederlande) und Carlos Velasco Carballo (Spanien) zu den vier Schiedsrichtern, die von der Uefa für den weiteren Turnierverlauf aussortiert wurden.

    „Das war der letzte Beweis, dass man auf die Technik setzen soll. Ich bin auch dafür. Ich bin allerdings auch ein Fan der Torrichter. Aber man sieht ja – alleine auf sie kann man sich auch nicht verlassen. Wenn es nach mir geht: Torkamera und Torrichter“, sagte Beckenbauer.

    Khedira pro Technik

    Auch die deutschen Nationalspieler Sami Khedira und Thomas Müller bezogen Position pro Technik. „Schaden würde das nicht“, sagte Khedira. „Grundsätzlich sind technische Hilfsmittel richtig und wichtig“, ergänzte Müller. Khedira lobte aber auch die überwiegend guten Leistungen der Referees im bisherigen Turnier und bezeichnete die Einführung technischer Hilfsmittel als schwieriges Thema. „Die Schiedsrichter sind auch nur Menschen. Es ist sehr schwierig, so ein Tor zu erkennen. Die Tatsachenentscheidungen machen den Fußball auch sehr interessant“, sagte Khedira.

    Vor der Partie in Donezk hatte Platini gesagt: „Man braucht solche Systeme nicht, Technik, Satellit, GPS oder Chip im Ball.“ Der Franzose betonte, dass das legendäre nicht gegebene Tor von Frank Lampard im Spiel gegen Deutschland bei der WM 2010 in Südafrika mit einem Torrichter auf alle Fälle erkannt worden wäre. „Weil es sein Job ist, zu sehen, ob der Ball hinter der Linie ist“, sagte Platini.

    Fatale Fehlentscheidung

    Das Echo auf die fatale Fehlentscheidung dürfte dem ehemaligen Weltklassespieler mächtig in den Ohren geklungen haben. „Fünf Schiedsrichter und kein Tor: Der Ukraine wird ein klarer Treffer verweigert. Wie viele Referees braucht man noch?“ schrieb die ukrainische Zeitung Segodnja nach dem Aus der Ukraine.

    Auch Uefa-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina räumte den Fehler ein. „Sie haben recht, der Ball war hinter der Linie. Es war ein menschlicher Fehler, verursacht durch einen Menschen“, sagte der Italiener in Warschau. „Es gab drei Torsituationen während der EM, bei denen der Torrichter einen wesentlichen Beitrag zur eigentlichen Entscheidung des Haupt-Referees gab. Zwei waren sehr korrekt, leider war die dritte Entscheidung falsch“, sagte Collina und betonte: „Wir sprechen über ein paar wenige Zentimeter.“

    Devic schießt ein

    Was die Gemüter auch außerhalb der Ukraine so erregte, war eine Szene nach gut einer Stunde Spielzeit. Es lief die 62. Minute an diesem denkwürdigen Dienstagabend in der Donbass-Arena in Donezk. Der Ukrainer Marko Devic schoss beim Stand von 0:1 Englands Torwart Joe Hart an. Der Ball überquerte dann knapp, aber doch deutlich für alle Fernsehkameras sichtbar die Linie, bevor ihn Englands Routinier John Terry wieder ins Feld beförderte.

    Was alle TV-Kameras einfingen, was alle Menschen im Stadion später zu sehen bekamen und was als die Fehlentscheidung dieser EM-Vorrunde in die Rückblicke eingehen wird, hatte der ungarische Torrichter Istvan Vad nicht erkannt. Das Spiel lief weiter, die Ukraine war um den verdienten Ausgleich gebracht – und musste sich am Ende nach dem 0:1 durch das Tor von Wayne Rooney verabschieden.

    „Das ist das Turnier mit den besten Schiedsrichterleistungen bisher“, hatte Platini noch am Montag in seiner Vorrundenbilanz gesagt. Nur einen Tag später sollte ihn diese Aussage einholen. (dpa, AZ)

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