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Topzuschläge in der Kritik - "Wie in der Oper"

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Topzuschläge in der Kritik - "Wie in der Oper"

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    Topzuschläge in der Kritik - «Wie in der Oper»
    Topzuschläge in der Kritik - «Wie in der Oper» Foto: DPA

    Aus Verärgerung über die Ticketkosten für den Revierklassiker zwischen dem FC Schalke und Borussia Dortmund riefen über 300 BVB-Fanclubs zum Boykott der Partie auf. Mit dieser in der bisherigen Liga-Historie einmaligen Aktion soll ein Zeichen gegen Preistreiberei gesetzt werden: "Das richtet sich nicht gegen bestimmte Vereine. Es ist unser Ziel, dass sich die gesamte Liga mit diesem Problem auseinandersetzt", sagte Aktionssprecher Marc Quambusch.

    Immerhin 1600 BVB-Fans gaben bisher ihre Karten für das Derby in Gelsenkirchen zurück. Preise von 22 Euro für einen Stehplatz erschienen ihnen zu hoch. "Man wird wie Vieh behandelt und muss Preise wie in der Oper zahlen", klagte Guido Schulz von "schwatz-gelb.de" in der Zeitung "Reviersport" über die Tendenz zu immer höheren Zuschlägen.

    Was zunächst als lokales Phänomen und Zeichen der großen Rivalität zwischen Schalke- und Dortmund-Anhängern gewertet wurde, zieht nun größere Kreise. Fanclubs des Hamburger SV, SC Freiburg und VfL Wolfsburg bekundeten auf der Internetseite der Organisatoren mit dem Slogan "Kein Zwanni für 'nen Steher" ihre Solidarität. Mehr noch: Ein Bremer Fanclub gab den Boykott aller Champions-League-Partien von Werder bekannt. "Angesichts der unerträglichen Preispolitik des Vorstands bleibt uns keine Alternative", hieß es auf der Internetseite von "infamous youth".

    Dagegen stellte der Bremer Clubchef Klaus Allofs fest: "Wir machen uns große Gedanken, wie wir die Preise gestalten. Wir wollen alle mit ins Boot holen und am liebsten alle Fans glücklich machen. Die Preispolitik von Werder ist sehr moderat."

    Bereits seit Mitte der 80er Jahre müssen Fans für wichtige Spiele ihres Clubs tiefer in die Taschen greifen. Zwar sind die Ticket- Preise im Vergleich zu anderen europäischen Top-Ligen niedriger, aber offenbar auf dem Weg nahe an die Schmerzgrenze. Mit zusätzlichen Forderungen für Schlagerspiele von mitunter bis zu 50 Prozent vergraulen viele Clubs ihre Anhänger.

    Wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa bei allen Bundesligisten ergab, erheben lediglich Leverkusen, St. Pauli und Mainz keine Top-Zuschläge. Im Wissen um die Brisanz meiden viele andere Clubs inzwischen diesen Begriff, verkaufen ihre Tickets aber in unterschiedlichen und vom Gegner abhängigen Kategorien. Vor allem die Gastspiele des deutschen Rekordmeisters FC Bayern werden für höhere Preise genutzt. Weitere Vereine mit Topzuschlag-Potenzial sind Bremen, Hamburg, Schalke und Dortmund.

    Auf der steten Suche nach Mehrerlösen im Ticketing wandeln viele Clubs auf schmalem Grat. "Wir dürfen hier nicht Zustände bekommen wie in England", mahnte Quambusch mit Verweis auf die in den vergangenen Jahren horrend gestiegenen Eintrittspreise in der Premier League. Dort seien vor allem jugendliche Fußball-Fans die Leidtragenden. "Es geht nicht um Ticketpreise von 8 Euro auf der Haupttribüne am Mittelkreis. Wichtig ist aber, dass es weiter auch genügend Tickets gibt, die sich auch junge Leute leisten können. Sonst schließen die Clubs eine ganze Generation und damit ihre Zukunft aus", sagte Quambusch.

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