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Stadionkrawalle: Zwanziger warnt vor Hysterie

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Stadionkrawalle: Zwanziger warnt vor Hysterie

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    Stadionkrawalle: Zwanziger warnt vor Hysterie
    Stadionkrawalle: Zwanziger warnt vor Hysterie Foto: DPA

    Im Angesicht zunehmender Brutalität bei Auseinandersetzungen zwischen Hooligans und der Polizei warnte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, vor Hysterie. In einem Interview mit der "Bild am Sonntag" sagte Zwanziger, nicht die Zahl der Straftaten habe um ein Drittel zugenommen, sondern die Zahl der Ermittlungsverfahren.

    Erst am 30. Oktober war es beim Spiel der Oberliga-Nordost zwischen dem FSV Zwickau und dem FC Erzgebirge Aue II (0:0) zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Gewalttätigen und der Polizei gekommen. Insgesamt gab es 36 Verletzte, darunter elf Polizisten. Die Beamten, die mit fünf Hundertschaften im Stadion waren, wurden angegriffen und mit Pyrotechnik beworfen. Sie setzten ihrerseits Pfefferspray sowie körperliche Gewalt ein, um ihre Maßnahmen durchzusetzen. 54 Gewalttäter wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, befinden sich mittlerweile aber wieder auf freiem Fuß.

    Für Zwanziger belegt die Zahl von 4577 Straftaten im Fußball im Jahr 2008, dass es sich bei den Chaoten zwar nicht mehr um Einzeltäter, aber eben nur um eine Minderheit handelt. "Aber wir sollten diese Zahl der Ermittlungsverfahren in den richten Kontext stellen: Jedes Jahr werden 1,4 Millionen Spiele ausgetragen, allein in der Bundesliga wurden vergangene Saison 17,7 Millionen Fans gezählt. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass wir über eine Minderheit sprechen. Natürlich stellen wir uns dem Problem, aber Hysterie ist völlig unangebracht", betonte der DFB-Präsident, der noch einmal auf das BGH-Urteil verwies.

    "Der BGH hat ein richtiges Signal gesetzt! Es geht darum, friedliche Zuschauer vor gewaltbereiten Besuchern zu schützen", sagte er und betonte zugleich, dass bei der Anwendung der Verbote möglichst genau differenziert werden müsse: "Eine falsche Anwendung der Verbote kann in der Tat möglicherweise ein Pulverfass sein: Fans solidarisieren sich schnell, wenn nicht nur Täter, sondern auch Unbeteiligte mit einem Verbot bestraft werden. Das ist eine Gratwanderung."

    Zwanziger erklärte, die Gewalt habe nicht allein mit dem Fußball zu tun. "Die Sitten sind rauer geworden, da ist der Fußball ein Abbild der Gesellschaft. Der Respekt ist gesunken, die Gewalt hat zugenommen. Das ist kein Problem des Fußballs", sagte der Fußball- Funktionär und fügte hinzu, er fühle sich weiter "als Präsident eines Verbandes, dem Millionen engagierter und aufrichtiger Fußballfans angehören. Die wenigen, die den Fußball als Bühne für rassistische Parolen oder Gewalt missbrauchen, haben in unserer Fußballfamilie keinen Platz."

    Durch die präventive Arbeit im Zusammenspiel mit den Fanprojekten will der DFB weiter gegen die Gewalt ankämpfen. "Daneben investiert der deutsche Fußball jährlich rund 30 Millionen Euro für Ordnerdienste. Bei 80 000 Spielen am Wochenende ist aber die Selbstkontrolle des Fußballs die effektivste Maßnahme gegen Gewalt. Gerade auf den vielen kleinen Fußballplätzen ist die Solidarität der Vernünftigen das beste Mittel gegen Randale", fügte Zwanziger hinzu.

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