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Sicherheitskonzept: "Wir machen uns nicht zum Büttel von Herr Rauball"

Sicherheitskonzept

"Wir machen uns nicht zum Büttel von Herr Rauball"

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    Fußball-Fans machen gegen das Sicherheitskonzept Stimmung. Doch ohne Erfolg: Das Konzept wurde von den 36 Proficlubs abgesegnet.
    Fußball-Fans machen gegen das Sicherheitskonzept Stimmung. Doch ohne Erfolg: Das Konzept wurde von den 36 Proficlubs abgesegnet. Foto: dpa

    Wolfgang Niersbach (DFB-Präsident): "Dass die deutliche Mehrheit der Lizenzvereine Geschlossenheit demonstriert und für das Sicherheitskonzept gestimmt hat, ist ein wichtiges Zeichen für den gesamten Fußball und die überwältigende Mehrheit der friedlichen Fans in Deutschland. Wir brauchen den Dialog zwischen allen Beteiligten, aber auch einheitliche Leitplanken, an denen sich alle orientieren können."

    Helmut Sandrock (DFB-Generalsekretär): "Nach den vielen Diskussionen der vergangenen Wochen und Monate ist diese Entscheidung ein wichtiger Schritt, der hoffentlich weiter zur Versachlichung dieser Thematik beiträgt. Wichtig ist nun, dass alle Vereine die beschlossenen Maßnahmen konsequent und im Dialog mit ihren Fans umsetzen."

    Peter Bircks (Aufsichtsratsvorsitzender FC Augsburg): "Es ist eine solidarische Entscheidung der DFL (...) Die Fans haben deutlich dazugewonnen. (...) Wenn Sie das genau durchlesen, findet eigentlich eine Verbesserung statt."

    Union Berlin will sich politischem Druck nicht beugen

    Dirk Zingler (Präsident 1. FC Union Berlin): "Es gibt keinerlei Veranlassung, sich einem wodurch auch immer motivierten politischen Druck zu beugen und zum jetzigen Zeitpunkt symbolisch eine Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, die überhaupt nie infrage stand. Für ein solches Handeln steht der 1. FC Union Berlin nicht zur Verfügung."

    Philipp Markhardt (Sprecher der Organisation "ProFans"): "Wir machen uns nicht zum Büttel von Herrn Rauball. Der Stil ist unter jeder Kanone. Es steht im Raum, dass weiter protestiert wird. Es waren mehrere Hundert Fans in Frankfurt vor Ort. Da gab es schon die Gespräche, machen wir mit dem 12:12-Protest weiter oder nicht. Entweder Dialog von Anfang an, oder man lässt es gleich bleiben, allerdings werden wir uns nicht von Herrn Rauball ein Sicherheitspapier vor die Nase setzen lassen, das wir dann auch noch umsetzen sollen."

    Martin Kind (Präsident Hannover 96): "Die mehrheitliche Zustimmung ist eine Entscheidung der Vernunft."

    FCA: Peter Bircks sieht Verbesserung

    Robert Schäfer (Geschäftsführer TSV 1860 München): "Gemeinsam wollen wir uns weiterhin für eine Fußballkultur einsetzen, die Spaß macht. Dazu gehört der Stehplatz auf der Tribüne genauso wie der Fanzug zum Auswärtsspiel. Dagegen distanzieren wir uns ganz deutlich von gesetzeswidrigem Verhalten, wie Gewalt, Pyrotechnik oder sonstigen Verstößen. Durch solche Handlungen werden andere Fußballfans, z.B. durch Verbrennungen, schwer verletzt und dem eigenen Verein erheblicher wirtschaftlicher Schaden zugefügt."

    Bernhard Witthaut (Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei): "Das ist ein klares Signal, für mehr Sicherheit in den Stadien zu sorgen. Das Strategiepapier löst jedoch nicht das Gewaltproblem außerhalb der Stadien und mindert auch nicht die massive Einsatzbelastung der Polizei, besonders bei der An- und Abreise der Fans."

    Rainer Wendt (Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft): "Es war höchste Zeit, dass der zunehmenden Gewalt in und um deutsche Fußball-Stadien mit konkreten Maßnahmen begegnet wird. Die Richtung, die die DFL jetzt einschlägt, ist nachvollziehbar. Strengere Einlasskontrollen, verstärkte Videoüberwachung und Sanktionsmöglichkeiten können dafür sorgen, Gewalt gar nicht erst aufkommen zu lassen. Es hängt nun vom Verhalten der Fans ab, ob es tatsächlich zu schärferen Sicherheitsmaßnahmen kommt."

    Gladbachs Max Eberl: "Nichts Dramatisches"

    Max Eberl (Sportmanager Borussia Mönchengladbach): "Wir sind zufrieden, dass es im Sinne des Fußballs so verabschiedet wurde. (...) Wer das Papier liest, wird sehen, dass in dem Papier nichts wirkliches Dramatisches steht."

    Stefan Kuntz (Vorstandsvorsitzender 1. FC Kaiserslautern): "Wir haben in der Kommunikation vorher nicht ganz glücklich agiert. (...) Es ist zur Verpflichtung gemacht worden, mit den Fans in Dialog zu gehen. (...) Es ist individuell wichtig, auf die Fans zuzugehen."

    Die Eckpunkte des neuen Sicherheitskonzepts

    Kontrollen: Fußballfans können "lageabhängig" strenger kontrolliert werden. Damit will man künftig Vermummung und Pyrotechnik verhindert.

    Videoüberwachung: In den Stadien können mehr Überwachungskameras angebracht werden. Die Polizei bekommt mehr Kompetenzen.

    Risikospiele: Es gibt Maßnahmen für so genannte Risikospiele und Spiele unter Beobachtung. "Die Festlegung, dass ein Spiel mit erhöhtem Risiko gegeben ist, obliegt in erster Linie dem Heimverein", heißt es im Antrag. Das muss er aber gegenüber DFL und DFB begründen können.

    Ticketkontingent: Unter bestimmten Umständen zum Beispiel bei Risikospielen kann die Anzahl der Karten für die Auswärtsfans reduziert werden.

    Ordnungskräfte: Die Sicherheitsleute sollen besser geschult werden.

    Fremder Ordnungsdienst: Die Sicherheitsleute der Gastmannschaft werden im Stadion des Heimvereins miteinbezogen.

    TV-Gelder: Erfüllt ein Verein wiederholt nicht die Regularien, muss er TV-Geld zweckgebunden einsetzen - zum Beispiel für Fanarbeit oder Sicherheitsmaßnahmen.

    Dialog: Fans und Clubs müssen mehr kommunizieren.

    Fanbeauftragte: Die Fanbeauftragten bekommen genaue Aufgaben am Spieltag zugeteilt.

    Veranstaltungsleiter: Auch die Veranstaltungsleiter erhalten eine präzise Aufträge.

    Sicherheitsbeauftragte: Es werden klare Aufgaben der Sicherheitsbeauftragten festgelegt.

    Kommission: Eine ständige Kommission "Stadionerlebnis" soll sich mit der Weiterentwicklung des Konzepts beschäftigen.

    Sportgericht: Die DFB-Sportgerichtsbarkeit soll weiterentwickelt werden.

    Zertifizierung: Ein Verfahren zur Zertifizierung soll entwickelt werden.

    Axel Hellmann (Finanzvorstand Eintracht Frankfurt): "Wir sind zufrieden mit den Ergebnissen. (...) Dieses Papier ist mit dem Papier vom Anfang nicht zu vergleichen. Da haben die Fans einen großen Anteil dran. (...) Die Verankerung von Dialog zwischen Fans, Vereinen und Verbänden erhält meiner Meinung nach die Fankultur."

    Harald Strutz (Präsident FSV Mainz 05): "Ich bin sehr froh, dass alle Vereine hinter uns waren. (...) Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden, dass es um ein Miteinander und nicht um ein Gegeneinander mit den Fans geht. (...) Zu sagen, es wäre ein Triumph, wäre einfach nur sarkastisch. (...) Ich bin froh, dass die Solidarität der Vereine heute so groß war."

    Ben Praße (Fanvereinigung "Unsere Kurve"): "Wir sind enttäuscht, dass der Antrag der Vertagung nicht stattgegeben wurde. (...) Wie die einzelnen Fans reagieren, wird man am Wochenende sehen. Es sind jedoch keine organisierten Maßnahmen geplant."

    Alex Schulz (Fanvereinigung "Pro Fans"): "Die Frustration ist bei vielen Fans groß. (...) Die Gefahr ist groß, dass jetzt Probleme auftreten, die es vorher nicht gab. (...) Wir können unsere Gruppen nur aufrufen, weiter am Dialog zu arbeiten."

    Rummenigge: "Kommunikation schief gelaufen"

    Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender FC Bayern München): "Es war nie geplant, dass wir uns von den Fans entfernen, es scheint mir nur in der Kommunikation etwas schief gelaufen zu sein."

    Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer Borussia Dortmund): "Es gibt keine Sieger und Verlierer. Mit diesem Kompromiss können sich die meisten arrangieren. Nur diejenigen, die auf Gewalt und Pyrotechnik aus sind, werden damit nicht zufrieden sein."

    Gerd Mäuser (Präsident VfB Stuttgart): "Ich denke, das Ergebnis ist insgesamt positiv für den deutschen Fußball und seine 36 Profi-Clubs zu werten. Mit den heutigen Entscheidungen ist ein wichtiger Schritt getan, die Unabhängigkeit des Fußballs gegenüber der Politik zu wahren. (...) Wir haben allen 16 Einzelanträgen zugestimmt."

    Klaus-Dieter Fischer (Geschäftsführer Werder Bremen): "Wir hätten es begrüßt, wenn diese Debatte nicht unter dem gegenwärtigen Zeitdruck hätte stattfinden müssen. Die Vertagung wäre ein hilfreicher Schritt gewesen, die aktuelle Hektik aus den Diskussionen zu bannen und intensive Gespräche abseits aktionistischer Reflexe zu führen, (...) Wir haben uns in den vergangenen Wochen intensiv gemeinsam mit unseren Fangruppierungen und Fanclubs mit dem Positionspapier der DFL beschäftigt, haben Änderungsanträge eingereicht und konnten an einigen wichtigen Stellen Verbesserungen erzielen. Diese Möglichkeit der Einflussnahme hat uns bewogen, keine Blockadehaltung einzunehmen. Das erschien uns am Ende nicht zielführend."

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