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Rufe nach Torkamera - "Regeln aus der Steinzeit"

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Rufe nach Torkamera - "Regeln aus der Steinzeit"

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    Rufe nach Torkamera - «Regeln aus der Steinzeit»
    Rufe nach Torkamera - «Regeln aus der Steinzeit» Foto: DPA

    "Ich denke, eine Torkamera wäre schon sinnvoll", kommentierte Nationaltorhüter Robert Enke den Fauxpas des Schiedsrichtergespanns um FIFA-Referee Babak Rafati, der einem regulären Treffer des Hoffenheimer Abwehrspielers Josip Simunic im Spitzenspiel gegen den FC Bayern München die Anerkennung verweigert hatte. Per Mertesacker, Abwehrspieler der DFB-Auswahl, sprach gar von einem "haarsträubenden Fehler", zweifelt aber an der Bereitschaft des Weltverbandes FIFA, den Weg für Innovationen frei zu machen: "Da ist ja von der

    Um solche Peinlichkeiten in Zukunft auszuschließen, fordern viele Beteiligte schon seit Jahren den Einsatz von technischen Hilfsmitteln. Selbst Bayern-Coach Louis van Gaal nutzte die Gelegenheit, um sich - ähnlich wie Mertesacker - kritisch zu der abwartenden Haltung der internationalen Dachverbände UEFA und FIFA zu äußern.

    Auch Franz Beckenbauer sieht die Zeit für Veränderungen gekommen. "Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man sich technischen Entwicklungen nicht verschließen kann und sagt, die spielen immer noch mit den Regeln aus der Steinzeit. Also lasst uns etwas zugänglicher sein", befand der Sky-Experte, schwächte seinen Vorschlag aber ab. "Anderseits: Fußball lebt von Emotionen - lasst uns weiterhin die Fehler machen, die schon immer gemacht wurden."

    Ähnlich äußerte sich Horst Heldt, Sportdirektor des VfB Stuttgart: "Grundsätzlich bin ich dafür, dass das Spiel durch technische Hilfsmittel oder zusätzliche Regeln nicht verkompliziert wird. Aber im Fall der Torkamera könnte ich mir schon vorstellen, dass die Schiedsrichter diese technische Hilfe in Anspruch nehmen können." Laut Frank Willenborg (Gehlenberg), der beim Spiel der Hoffenheimer als Schiedsrichter-Assistent an der Seitenlinie stand und seinen Fehler längst eingestanden hat, werden solche Überlegungen auch im Kreis der Unparteiischen begrüßt: "Alle technischen Hilfsmittel, die zweifelsfrei Tore erkennen können, wären eine Entlastung. Sie müssen aber auch 100 Prozent sicher sein."

    Aus rein technischer Sicht wäre der Einsatz visueller Hilfsmittel kein Problem. "Das könnten wir nächste Woche umsetzen. Wir haben Kameras in inoffiziellen Spielen getestet. Sie sind klein wie ein Fingernagel", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert im DSF-Doppelpass. Doch der Entschluss des International Football Association Board (IFAB) im vorigen Jahr, alle Experimente mit elektronischen Hilfsmitteln wie Chip im Ball und Torkamera zu stoppen, schließe einen Alleingang der Bundesliga aus.

    Auch der Europäische Fußball-Verband (UEFA) hält wenig von technischen Hilfsmitteln, hat aber die Zeichen der Zeit erkannt. Immerhin sollen in der Gruppenphase der neu geschaffenen Europa League, die den UEFA-Cup ablöst, sogenannte Torschiedsrichter getestet werden. Diesem Versuch steht der ehemalige FIFA- Schiedsrichter Herbert Fandel jedoch kritisch gegenüber: "Ich halte davon nichts. Damit verschiebt man die Fehlerkette nur auf andere Personen."

    Wie Fandel favorisiert Eugen Strigel eine weitergehende Lösung des Problems: "Die deutschen Schiedsrichter würden sich einer Technik wie zum Beispiel dem Chip im Ball nicht verschließen. Dieser Chip soll mittlerweile technisch so weit sein, dass das System zu hundert Prozent einsetzbar wäre. Ein Einsatz wäre aber nur mit Zustimmung der FIFA möglich", wird der DFB-Schiedsrichter-Lehrwart auf der DFB-Internetseite zitiert.

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