Selbst Trainer Manuel Pellegrini konnte sich über den Kantersieg des Rekordmeisters über den Aufsteiger CD Xerez nicht so recht freuen. "Wir haben als Team kein gutes Spiel gezeigt", bemängelte der Coach.
Dabei schien die Partie zwischen dem reichsten und dem ärmsten Club der 1. Liga Spaniens schon entschieden zu sein, als viele der 79 000 Zuschauer im Bernabéu-Stadion noch nicht Platz genommen hatten. Superstar Cristiano Ronaldo, der allein fast doppelt so viel verdient wie alle Xerez-Profis zusammen, brachte Real bereits nach 45 Sekunden in Führung. Danach lief beim Favoriten nicht mehr viel zusammen. Der Aufsteiger, der erstmals in seiner 62-jährigen Club-Geschichte im Oberhaus spielt und mit einem Fünfzigstel des Budgets von Real auskommen muss, nahm das Heft in der Hand. Zeitweise zeigte er sogar den besseren Fußball als das teuerste Team der Welt.
Im Publikum wurden Pfiffe gegen die Madrilenen laut, der Außenseiter schöpfte Hoffnung auf einen Überraschungscoup. Cristiano Ronaldo setzte dem Traum mit seinem Treffer zum 2:0 (75. Minute) jedoch ein jähes Ende. Guti (79.), Karim Benzema (82.) und Ruud van Nistelrooy (88.) versöhnten mit weiteren Tore das Publikum. "Zu wenig Fußball und zu viele Tore", lautete die Bilanz des Sportblattes "As".
Das größte Pech hatte allerdings van Nistelrooy: Der niederländische Torjäger von Real verletzte sich bei seinem Comeback nach einer fast einjährigen Zwangspause erneut. Der 33-Jährige zog sich eine Oberschenkelverletzung zu. Der Stürmer sei dadurch für fünf bis sechs Wochen außer Gefecht gesetzt. Van Nistelrooy hatte sich vor knapp einem Jahr einer Knieoperation unterziehen müssen und danach kaum noch spielen können. Gegen Xerez war er in der Schlussphase eingewechselt worden. Er verletzte sich bei seinem Treffer zum 5:0.
Dem FC Barcelona war es am Vortag ähnlich wie Real ergangen. Die Katalanen hatten Atlético Madrid - immerhin die Nummer 3 des spanischen Fußballs - 5:2 abgefertigt, mussten sich aber von ihrem Trainer Josep Guardiola vorhalten lassen, nicht ihr gewohntes Spiel aufgezogen zu haben. Barça musste trotz des Erfolgs die Tabellenführung wegen der Tordifferenz an Real abgeben.
Aufgrund der unangefochtenen Siege von Real und Barça droht in der Liga Langeweile. "Wann bekommen wir endlich mal wieder ein packendes Spiel zu sehen?", fragte das Sportblatt "Marca" am Montag und blickte dabei voller Neid nach England, wo sich in Manchester die Rivalen United und City (4:3) ein dramatisches Derby geliefert hatten. "Die Premier League hat zwar nicht mehr die besten Fußballer der Welt, aber sie reißt die TV-Zuschauer vom Sofa", befand Spaniens auflagenstärkste Zeitung. "Bei uns dagegen gibt es zu viele Kantersiege und zu wenig gleichwertige Rivalen."