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Nationalmannschaft: Training wider der Vernunft

Nationalmannschaft

Training wider der Vernunft

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    Joachim Löw überlässt den Indios den Trainingsplatz. Demnächst wird dort nur noch die deutsche Nationalmannschaft trainieren. Vorwiegend in der Mittagshitze.
    Joachim Löw überlässt den Indios den Trainingsplatz. Demnächst wird dort nur noch die deutsche Nationalmannschaft trainieren. Vorwiegend in der Mittagshitze. Foto: Markus Gilliar

    Um 9.30 Uhr weht noch ein angenehmer Wind über Santo André, der die heraufziehende Schwüle unter dem morgendlichen Wolkenhimmel ein wenig verbläst. Eine halbe Stunde später treibt einem alleine schon das bewegungslose Zuschauen beim Training der deutschen Nationalmannschaft den Schweiß durch die Kleidung. Die Deutschen haben sich gestern mit einem öffentlichen Training auf jener Halbinsel, auf der sie möglichst bis zum WM-Finale bleiben wollen, eingeführt. Also standen neben den etwa 150 Medienvertretern noch einmal ebenso viele Insulaner um das Übungsfeld, das mit seinem gepflegten Grün inmitten der wild bewachsenen Sandfläche wirkt, als wäre es vom Himmel gefallen.

    Um das Unwirkliche komplett zu machen, haben die Gastgeber Abkömmlinge der Ureinwohner, Indios vom Stamm der Pataxo, aufgeboten, die mit Federschmuck und Baströcken auf den Rängen saßen.

    Keine aufwendigen Flugeinlagen

    Zu sehen gab es alles, was im deutschen Aufgebot laufen oder die Schulter bewegen kann. Letzteres war für Manuel Neuer in den vergangenen Wochen nur eingeschränkt möglich. Inzwischen lässt der 28-Jährige beide Arme wieder ungebremst um 360 Grad rotieren. Aufwendige Flugeinlagen allerdings verkneift er sich noch, trotzdem rechnet Hansi Flick fest mit Neuers Einsatz im ersten Gruppenspiel am  Montag gegen Portugal. „Er ist unsere Nummer 1“, bekräftigt Flick. Auch wenn Roman Weidenfeller, der Mann hinter Neuer, über jeden Zweifel erhaben sei.  „Aber Neuer“, so Löws rechte Hand, „ist noch einen Tick besser.“

    Tatsächlich aber sind das Luxusprobleme, verglichen mit der Situation in der dünn besetzten deutschen Offensive. Umso besser, dass Miroslav Klose wieder völlig hergestellt ist. Der einzige Torjäger klassischer Prägung im deutschen WM-Aufgebot feierte gestern seinen 36. Geburtstag.  Dazu gab es eine Torte und ein Ständchen der Mannschaft. „Mehr war nicht“, versicherte Manager Bierhoff. Klose-Geburtstage im Kreise der Nationalmannschaft seien inzwischen Routine. Ein halbes Dutzend davon hat der Stürmer während großer Turniere verlebt.  

    Teamchef: Wer soll gegen Portugal spielen?

    Die Gelegenheit, neben Klose nachträglich noch eine Alternative zu berufen, hat der Bundestrainer nicht genutzt. Nach der schweren Bänderverletzung von Marco Reus im letzten Test gegen Armenien hat sich Joachim Löw dafür entschieden, einen Abwehrspieler anstelle eines Angreifers zu nominieren. Shkodran Mustafi ersetzt Marco Reus.

    Training in der Mittagshitze

    Eine Entscheidung, die gestern Löws Assistent Hansi Flick als Beteiligter des Votums erklärte: „Wir haben offensiv viele Möglichkeiten, während wir für die Abwehr noch eine Alternative brauchen konnten.“ Ob der Legionär des FC Genua diese Funktion tatsächlich erfüllen kann, ist freilich offen. In der vorausgegangenen, abschließenden Nominierungsrunde hatte ihm der Trainerstab das noch nicht zugetraut.

    So sehr dem 22-Jährigen aus Bad Hersfeld die Nachberufung zu gönnen ist, könnte es sein, dass er sich in den nächsten Tagen gelegentlich nach Hause wünscht. Morgendliches 9.30-Uhr-Training wird es nicht mehr geben. Zukünftig bestellt der Bundestrainer die Spieler um 13 Uhr auf den Platz, zu einer Zeit also, zu der kein vernünftiger Brasilianer in der Gegend freiwillig den Schatten verlässt. Das erste deutsche Spiel gegen Portugal aber findet genau zu dieser Zeit statt. In Salvador da Bahia, wo es noch wärmer und schwüler ist.

    Wer freilich, wie Lahm & Co., länger in Brasilien bleiben will, muss  sich schnellstens an dieses Klima gewöhnen.

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