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Michael Ballack: Karriereende: Der Capitano macht Schluss

Michael Ballack

Karriereende: Der Capitano macht Schluss

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    Michael Ballack hat seine aktive Karriere beendet.
    Michael Ballack hat seine aktive Karriere beendet. Foto: dpa (Archiv)

    Ohne großen internationalen Titel und ohne großes Aufsehen hat Michael Ballack nicht ganz unerwartet seine aktive Karriere beendet. "Mit 36 Jahren blicke ich auf eine lange und wunderbare Zeit im Profifußball zurück, von der ich als Kind nie zu träumen gewagt hätte", erklärte der langjährige Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Dienstag über seinen Anwalt.

    Am 5. Mai dieses Jahres bestritt er für Bayer Leverkusen sein letztes von insgesamt 267 Bundesliga-Spielen. "Es war ein Privileg, mit erstklassigen Trainern und fantastischen Mitspielern zusammenzuarbeiten. Sicher wird es mir fehlen, nicht mehr vor 80 000 Fans zu spielen oder ein Tor zu schießen", sagte der Sachse zu seinen 17 Profi-Jahren. Seine berufliche Zukunft ließ er offen.

    In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Gerüchte über die Fortsetzung seiner illustren Karriere im Ausland gegeben. Zuletzt gab es Spekulationen, Ballack werde nach Australien gehen. "Die letzten Monate ohne aktiven Fußball haben mir aber gezeigt, dass die Zeit reif ist, aufzuhören", sagte Ballack. "Ich freue mich jetzt auf ein neues Kapitel in meinem Leben und danke meiner Familie und all den großartigen Menschen, die mich gefördert, gefordert, begleitet und unterstützt haben. Sie alle haben großen Anteil an meinem Erfolg."

    Über die Stationen Chemnitzer FC, den 1. FC Kaiserslautern und Bayer Leverkusen stieg Ballack zu einem Superstar des deutschen Fußballs auf. Nach seiner Meisterschaft mit Kaiserslautern wurde er während seiner Zeit bei Bayern München noch dreimal deutscher Meister und dreimal Pokalsieger. Mit dem FC Chelsea gewann er zudem den englischen Titel, verpasste aber im Champions League-Finale 2008 erneut den ganz großen Wurf. 2002 hatte er bereits mit Leverkusen ein Endspiel in der Königsklasse, damals gegen Real Madrid, verloren. Seine Rückkehr 2010 in die Bundesliga zu Leverkusen wurde nach zahlreichen Verletzungsproblemen zu einem großen Missverständnis.

    Michael Ballacks Karriere

    Sommer 1995: Der gebürtige Görlitzer unterzeichnet beim Chemnitzer FC seinen ersten Profivertrag. Bei Motor Fritz Heckert Karl-Marx-Stadt hatte Ballack das Fußball-ABC gelernt.

    Sommer 1997: Ballack gibt nach seinem Wechsel vom Chemnitzer FC sein Bundesliga-Debüt beim 1. FC Kaiserslautern. Nach dem sensationellen Meistertitel schafft er in seinem zweiten Jahr den Durchbruch.

    April 1999: Als Einwechselspieler spielt er erstmals in der Nationalmannschaft - beim 0:1 gegen Schottland in Bremen.

    Sommer 1999: Wechsel zu Bayer Leverkusen. Ballack wird auch bei den Rheinländern zur festen Größe, schrammt in seiner letzten Saison 2002 aber gleich an vier Titeln haarscharf vorbei. Nach Rang zwei in der Liga und den verlorenen Endspielen in DFB-Pokal und Champions League muss Ballack im WM-Finale gegen Brasilien (0:2) gelbgesperrt zusehen.

    Sommer 2002: Wechsel zu Bayern München. Gleich im ersten Jahr führt er die Mannschaft zu Meisterschaft und DFB-Pokal. 2002 wird er das erste Mal zum «Fußballer des Jahres» gewählt, 2003 und 2005 erneut.

    Sommer 2004: Ballack wird Kapitän der Nationalmannschaft. In den folgenden Jahren ist der «Capitano» die Leitfigur der Auswahl.

    Sommer 2006: Nach der Heim-WM wechselt er zum FC Chelsea. Mit den Londonern wird er 2007, 2009 und 2010 FA-Cup-Sieger und 2010 Meister. Im Champions-League-Finale 2008 verpasst Ballack erst im Elfmeterschießen gegen Manchester United den Silberpokal.

    Juni 2008: In Wien verpasst Ballack wieder den erhofften großen Titel. Im EM-Finale unterliegt er mit Deutschland Spanien 0:1.

    Mai 2008: Ein Pfostentreffer von John Terry im Elfmeterschießen verwehrt Ballack den Champions-League-Triumph. Mit dem FC Chelsea verliert der Sachse gegen Manchester United das Finale.

    Mai 2010: Ein brutaler Tritt von Gegenspieler Kevin-Prince Boateng im englischen Pokalfinale beendet Ballacks Traum von einer weiteren WM-Teilnahme. Ersatzkapitän Philipp Lahm führt das Team in Südafrika zu WM-Rang drei. Es war auch das Ende in der Nationalmannschaft.

    Sommer 2010: Rückkehr in die Bundesliga zu Bayer Leverkusen. Juni 2011: Bundestrainer Joachim Löw gibt bekannt, dass Ballack in Zukunft nicht mehr dem Kader der Nationalmannschaft angehören wird. Ein Abschlussspiel im DFB-Trikot schlägt Ballack aus.

    Mai 2012: Ballack absolviert sein letztes Spiel für Bayer Leverkusen. Nach 267 Ligaspielen verabschiedet er sich aus der Bundesliga.

    Oktober 2012: Michael Ballack erklärt seinen Rücktritt.

    In der Nationalmannschaft war er viele Jahre der unumstrittene "Big Boss". Ballack bestritt 98 Länderspiele, wurde Vize-Weltmeister 2002, Vize-Europameister 2008 und WM-Dritter 2006. Von 2004 bis zum unrühmlichen Ende seiner Auswahl-Karriere war er Kapitän der DFB-Elf. Am 3. März 2010 absolvierte Ballack beim 0:1 gegen Argentinien sein letztes Länderspiel. Die WM 2010 hatte er wegen einer schweren Fußverletzung nach einem Foul von Kevin-Prince Boateng verpasst. Danach war er von Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr berücksichtigt worden.

    "Das Einzige, was ich hätte machen können, wäre vielleicht konsequenter zu mir gewesen zu sein und eher zurückzutreten", hatte der gebürtige Görlitzer zu seinem unfreiwilligen Abschied im DFB-Team gesagt. Das vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) angebotene Abschiedsspiel im Sommer 2011 hatte er ausgeschlagen. Es seien "beide Seiten nicht ganz unschuldig", an der damaligen Situation gewesen, so Ballack vor ein paar Monaten.

    Seit seinem Bundesliga-Abschied hat sich der ehemalige Spielmacher mit seinen beruflichen Plänen zurückgehalten. Während der EM in Polen und der Ukraine sammelte er als Experte des US-Sportsenders ESPN erste journalistische Erfahrungen. "Er war einer der Größten, die der deutsche Fußball je hervorgebracht hat", würdigte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den ehemaligen "Capitano" und fügte an: "Ich ziehe meinen Hut vor ihm und finde es gut, dass er jetzt aufgehört hat und nicht noch drei Jahre irgendwo in der Provinz drangehängt hat."

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