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Fußball-Weltmeister 2014: Ein Fest in Schwarz-Rot-Gold

Fußball-Weltmeister 2014

Ein Fest in Schwarz-Rot-Gold

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    Weltmeister Bastian Schweinsteiger feiert auf der Fanmeile in Berlin mit Hunderttausenden Fans.
    Weltmeister Bastian Schweinsteiger feiert auf der Fanmeile in Berlin mit Hunderttausenden Fans. Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images/DFB/dpa

    Im Augenblick ihres größten Triumphes träumen die Weltmeister vom Fest mit ihren Fans. In der Kabine des Maracanã-Stadions in Rio de Janeiro tanzen die deutschen Fußball-Nationalspieler, sie liegen sich in den Armen und singen lautstark: „Berlin,

    Keine 36 Stunden später ist der Traum von Maracanã Realität. Es ist 10.21 Uhr, als sich am Flughafen Tegel die Kabinentür des „Siegerfliegers“ B747-8 Potsdam der „Fanhansa“ öffnet und Kapitän Philipp Lahm mit dem goldenen Pokal des Weltmeisters in der Hand den Flieger verlässt, gefolgt von Bastian Schweinsteiger, der sich in eine schwarz-rot-goldene Flagge gehüllt hat.

    Die Weltmeister sind da

    Die Weltmeister sind in Berlin. Wenige Minuten zuvor hat der Jumbo in 600 Metern Höhe eine Ehrenrunde über der Fanmeile gedreht, dabei mit den Tragflächen gewackelt und somit die Ankunft der Stars angekündigt.

    Die Stimmung könnte besser nicht sein, auch wenn die Weltmeister, ihre Trainer und Betreuer nach einer langen Siegesfeier und einem ebenso langen Nachtflug reichlich unausgeschlafen sind, die tiefen Ringe unter ihren Augen teilweise hinter dunklen Sonnenbrillen verbergen und dermaßen heiser sind, dass sie kaum noch einen Ton hervorbringen.

    Es sei einfach schön – „vor allem mit dem Ding da“, sagt Philipp Lahm mit Blick auf den Pokal, den er gar nicht mehr hergeben will. Und Kollege André Schürrle schwärmt: „Das fühlt sich alles sehr gut an. Wir sind bereit für die Fanmeile.“

    Berlin ist im Ausnahmezustand

    Ein Fest in Schwarz-Rot-Gold. Berlin ist im Ausnahmezustand. Die Stadt steht kopf. Schon um sechs Uhr morgens öffnen sich die Tore der Fanmeile, die ersten Fans, die zum Teil in der Nacht aus ganz Deutschland angereist sind, strömen auf die Straße des 17. Juni. Unter ihnen auch Christian und Marius aus Frankfurt im Trikot der Nationalmannschaft, die sich am Abend zuvor spontan auf den Weg in die Hauptstadt gemacht haben.

    „Es ist der absolute Wahnsinn, unglaublich“, jubeln die beiden, die beim Gewinn der letzten Weltmeisterschaft im Jahr 1990 noch gar nicht auf der Welt waren. Am frühen Vormittag sind die S- und U-Bahnen mit Fans in Trikots und mit schwarz-rot-goldenen Fahnen, Halsketten oder Wimpeln überfüllt, die Polizei muss den Bahnhof Brandenburger Tor sperren, später auch den Zugang zur Fanmeile. „Überfüllt“, lautet der lapidare Kommentar, „nichts geht mehr“.

    Hunderttausende Fans bejubeln die Weltmeister

    Doch die Fans lassen sich davon nicht beeindrucken. Zehntausende, vielleicht sogar Hunderttausende säumen den Weg vom Flughafen Tegel bis zum Brandenburger Tor und bereiten den Weltmeistern einen überwältigenden Empfang. Die gesamte Fahrt durch die Stadt, erst im geschlossenen Bus, dann die letzten drei Kilometer in einem offenen Truck, wird zu einem einzigen Triumphzug.

    Nur im Schritttempo kommt der Truck voran. Die Ausflugsdampfer der Weißen Flotte unterbrechen ihre Fahrt, bilden ein Ehrenspalier und hupen minutenlang, als am Ufer der Spree die Fußballer vorbeifahren. Regionalzüge der Deutschen Bahn halten auf freier Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bahnhof Friedrichstraße an, damit auch die Zugfahrer einen Blick auf den Korso werfen können.

    Bauarbeiter lassen auf den Baustellen ihre Arbeit liegen und winken von Gerüsten den Kickern zu, Hubschrauber kreisen über den Straßen.

    Mit zweistündiger Verspätung kommen die Sieger, die schlichte schwarze Trikots mit einer großen weiß-roten „1“ tragen, gegen 12.30 Uhr am Brandenburger Tor an. „So seh’n Sieger aus“ und „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ singen die Fans, die stundenlang auf diesen Moment gewartet haben.

    Bundestrainer Jogi Löw genießt den Triumph still

    Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Berlin präsentieren sich die Stars in mehreren Gruppen auf einem 30 Meter langen Steg vor ihren jubelnden Anhängern. Erst Bundestrainer Jogi Löw mit Hansi Flick, Andreas Köpke und Oliver Bierhoff, dann die Spieler.

    Jogi Löw, der als vierter Weltmeistertrainer nun in einer Reihe mit Sepp Herberger, Helmut Schön und Franz Beckenbauer steht, genießt den Triumph still und kontrolliert. Er habe immer das Gefühl gehabt, „sie wollten dieses Ding unbedingt gewinnen“, sagt er über die Mannschaft – und ruft den Fans zu: „Ohne euch wären wir nicht hier. Wir sind alle Weltmeister.“

    Bastian Schweinsteiger, der schon viele Feiern erlebt hat, vom Gewinn der Champions League und dem Triple im Jahr 2013 und zahlreichen Meistertiteln, ist sprachlos: „Unglaublich, was uns hier die Berliner Menschen für einen Empfang bereitet haben. So viele Menschen am Straßenrand, das kenn ich selbst aus München nicht.“ Auch Jérôme Boateng, der Junge aus dem Berliner Kiez, kann sein Glück kaum fassen. „Ich bin stolz, ein Berliner zu sein.“

    Dass sie nicht nur spielen können, sondern auch feiern, zeigen sie auf der Bühne mit Show-Einlagen. Jede Wohngemeinschaft im Basislager „Campo Bahia“ hat sich etwas einfallen lassen. Und sie treten auch hier als harmonisches Team auf. Einträchtig liegen sich die Profis aus Bayern, Dortmund und Schalke in den Armen, vergessen sind die Rivalitäten.

    Für einen Misston in der sonst so entspannten Feier sorgt allerdings die WG um Toni Kroos, Miroslav Klose und Mario Götze, die sich über Endspielgegner Argentinien lustig macht. „So geh’n die Gauchos, die Gauchos gehen so“ singen sie und schlürfen tief gebückt über die Bühne, um sich danach aufzurichten und zu jubeln: „So geh’n die Deutschen, die Deutschen gehen so!“

    Schlagerstar Helene Fischer singt den Lieblingssong der Spieler

    Torhüter Manuel Neuer und seine Mitbewohner machen es besser, sie freuen sich: „Die Nummer eins der Welt sind wir“. Julian Draxler und andere amüsieren sich auf Kosten ihres Dortmunder Kollegen Kevin Großkreutz und fordern ihn auf: „Großkreutz, rück den Döner raus“ – eine Anspielung darauf, dass er vor der WM einen Döner auf einen Fan geworfen haben soll.

    Kapitän Philipp Lahm und Co. tanzen wie kleine Jungs um den Goldpokal. Als kleines Kind habe er bei der WM 1990 davon geträumt, wie damals Lothar Matthäus diesen Pokal als Sieger in die Höhe stemmen zu dürfen. Nun habe es sich erfüllt. „Es ist unglaublich, was für sieben Wochen wir erlebt haben.“

    Zuletzt gehört die Bühne der Schlagersängerin Helene Fischer, die ihren Erfolgssong „Atemlos durch die Nacht“, einen der Lieblingssongs der Spieler, für den Empfang der Nationalmannschaft umgetextet hatte. Statt der Textzeile „Spür’, was Liebe mit uns macht“ singt sie „Spür’, was Fußball mit uns macht“. Die Weltmeister bilden einen Kreis um Fischer und formieren sich dann zur Polonaise.

    So schließt sich an diesem denkwürdigen 15. Juli ein Kreis. In der Hauptstadt, in der mit dem unvergessenen „Sommermärchen“, der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2006, die Wiedergeburt des deutschen Fußballs begann, krönt sich eine goldene Spielergeneration acht Jahre später mit dem Weltmeistertitel.

    Jürgen Klinsmann, damals Bundestrainer, der Erneuerer des deutschen Fußballs, bezog sein Mannschaftsquartier nicht irgendwo im Lande, nicht in irgendeinem Trainingsgelände in einer abgelegenen Region, sondern in Berlin, in einem noblen Hotel im Grunewald.

    Spontan entschieden die Spieler um den damaligen „Capitano“ Michael Ballack, nach dem 3:1-Sieg im kleinen Finale gegen Portugal das „Sommermärchen“ mit einer Feier auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor ausklingen zu lassen. Eine halbe Million Menschen feierten damals mit. Eine Tradition war begründet.

    Bei der Ankunft in München wird Schweinsteiger päpstlich

    Deutlich bescheidener fiel der Empfang für sechs Fußball-Weltmeister am Dienstagnachmittag auf dem Münchner Flughafen aus. Die Bayern-Profis Philipp Lahm, Manuel Neuer, Thomas Müller, Toni Kroos und Bastian Schweinsteiger, sowie Mats Hummels wurden von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) begrüßt. „Ich habe die Höchststufe des Stolzes erreicht“, sagte er und überreichte Bayerische Löwen. Schweinsteiger sorgte zu Blasmusik-Klängen für Lacher, als er nach Verlassen des Flughafens den Boden küsste.

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