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Fußball-WM: Schleppender Kartenverkauf: Keine Lust auf Südafrika

Fußball-WM

Schleppender Kartenverkauf: Keine Lust auf Südafrika

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    WM-Tickets als Ladenhüter - DFB nennt keine Zahlen
    WM-Tickets als Ladenhüter - DFB nennt keine Zahlen Foto: DPA

    Vor vier Jahren klagte Franz Beckenbauer über die vielen Freunde, die er auf einmal habe. Jeder hoffte darauf, der Kaiser möge ihm Tickets für die Fußball-WM in Deutschland besorgen. Eine Karte für ein deutsches Spiel war damals so wertvoll wie ein kühles Fass Bier in der Sahara.

    Heute hat Beckenbauer Ruhe. Tickets für die deutschen Spiele in Südafrika sind so begehrt wie eine Begegnung zwischen Ahlen und Cottbus. 1916 Tickets sind für die drei ersten Auftritte der DFB-Auswahl bislang von deutschen Fans geordert.

    Das lässt leere Ränge erwarten. Schließlich ist nicht damit zu rechnen, dass Tausende Anhänger die deutschen Gruppengegner Australien, Serbien und Ghana begleiten. Wer glaubt, die gastgebenden Südafrikaner würden die Stadien füllen, kann genauso gut darauf hoffen, dass Hertha BSC noch deutscher Meister wird.

    Das in Europa konzipierte Vertriebssystem funktioniert in Südafrika nicht. Der Fußball-Fan am Kap kauft sich Karten nicht in einem komplizierten Online-Verfahren, sondern zum Spieltag am Ticketschalter.

    Warum aber zögern die Europäer? Südafrika ist wunderbar. Atemberaubende Landschaften, das Kap, die Berge, der Atlantik, der Busch. Leider hat das Land auch ein Imageproblem. Es gilt als gefährlich. Für Touristen, die glauben, einfach mal durch ein Township schlendern zu können, trifft das auch zu. Wer vorsichtiger ist, wird Südafrika überleben.

    Nicht jeder aber mag das Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen. Wer glaubt, sein Leben zu riskieren, wird das nicht für eine WM tun, zumal er dabei auch noch frieren muss. In Südafrika beginnt mit der WM der Winter. Für Juni/Juli empfehlen sich lange Unterhosen (bei vier bis 17 Grad) und reichlich Lesestoff (um 17 Uhr wird es dunkel). Der Fußball-Fan aber schätzt kurze Hosen, helle Nächte und abgesichert Fan-Meilen.

    Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist die geringe Nachfrage peinlich. Der Musterschüler des Weltverbandes FIFA verweist auf die WM 2002 in Japan und Korea, wo zu den deutschen Gruppenspielen ebenfalls nur 2946 Ticket-Bestellungen aus Deutschland vorlagen - und die Partien später dennoch so gut wie ausverkauft waren.

    Das mag in Asien mit seinem riesigen Fußball-Markt funktionieren. In Afrika, wo die Menschen andere Sorgen haben, darf man darauf nicht hoffen. Von Anton Schwankhart

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