"Wir glauben felsenfest daran, dass wir Meister werden", tönte Mittelstürmer Olivier Giroud nach dem 3:1-Sieg im Nachholspiel am Mittwoch bei Olympique Marseille. Trainer René Girard, der vor kurzem noch jede Titelambition energisch von sich gewiesen hatte, wird inzwischen noch frecher: "Ob wir nächstes Jahr in der Champions gegen Barça oder Inter Mailand spielen? Ich denke noch nicht daran, aber die sollten sich schon langsam Sorgen machen", sagte er vor dem Auswärtsspiel beim FC Lorient.
Große Sprüche für einen Club, der mit dem vierzehnthöchsten Etat der Liga auskommen muss. Der Hérault Sport Club hat diese Saison nur 33 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist gerade mal ein Fünftel des Budgets von Rivale Paris Saint-Germain, der seit Saisonanfang vom Öl- und Wüstenstaat Katar aus geführt wird, viele Stars eingekauft hat, in der Tabelle aber drei Punkte Rückstand auf Montpellier aufweist. Die Geschichte spricht im Saisonendspurt nicht für den Club aus der Universitätsstadt im südfranzösischen Departement Hérault: Beste Platzierung war in der Liga bisher ein 3. Rang in der Saison 1987/88, Titel holte man nur im Pokal (1929, 1990) sowie im Ligapokal (1992).
Das Team der "Namenlosen" profitiert diese Saison von der Konstanz und der "Explosion" zweier junger Fußballer, die in der Grande Nation für Aufsehen sorgen: Stürmer Giroud (24), der mit 19 Treffern die Torschützenliste anführt und seine Qualitäten in Bremen beim 2:1 Frankreichs über Deutschland unter Beweis stellte, sowie Spielmacher Younès Belhanda. Er wurde im französischen Avignon geboren und kickte für die "Bleus" in der U 20, geht nun aber international für Marokko auf Torjagd.
Montpellier ist eine wahre Fahrstuhlmannschaft, die seit den 30er Jahren neunmal aus der ersten Liga abstieg und erst seit 2009 wieder oben mitspielt. 1969 wurde der Verein, der im Laufe der Jahrzehnte oft den Namen und die Vereinsfarben wechselte, sogar aufgelöst.
"Montpellier hat den Lauf eines Champions", und Belhanda sei "magisch, ein Künstler" lobte das Sportblatt L'Équipe überschwänglich nach dem Sieg in Marseille, dem dritten in Folge. Nicht nur die Fans im Stade de la Mosson an der Avenue Heidelberg, auch die Konkurrenz drückt den Kickern in den dunkelblau-orangenen Trikots im Duell gegen die ungeliebten Hauptstädter die Daumen. Vor dem Spiel am Mittwoch riefen sogar die Fans von Olympique Marseille ihre Spieler dazu auf, den HSC gewinnen zu lassen. "Es wäre schön, wenn Montpellier den Titel holt, damit bewiesen wird, dass Geld im Fußball nicht alles ist", sagte David Sauget, Außenverteidiger des FC Sochaux. (dpa)