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Fußball: Die Positionen vor dem Sicherheitsgipfel

Fußball

Die Positionen vor dem Sicherheitsgipfel

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    Leider kein seltenes Bild: Ein Polizeieinsatz in einem Fußball-Stadion. Foto: Uli Deck dpa
    Leider kein seltenes Bild: Ein Polizeieinsatz in einem Fußball-Stadion. Foto: Uli Deck dpa

    Die Nachrichtenagentur dpa beantwortet vorab die wichtigsten Fragen:

    Warum braucht der deutsche Fußball nach der Konferenz im April 2010 und dem Runden Tisch im November 2011 den dritten Sicherheitsgipfel binnen 27 Monaten?

    Die Ausschreitungen beim Saisonfinale und der Platzsturm von Düsseldorf haben alle Beteiligten schockiert, zudem ist der politische Druck weiter gewachsen. Die Innenminister der Länder drohen den Clubs mit einschneidenden Maßnahmen, auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach erklärte, "dass die bisherigen Konzepte und Maßnahmen alleine nicht ausreichen."

    Was verlangt die Politik?

    Die Forderungen sind so vielfältig wie die Probleme. Der Einsatz von Gesichtsscannern ist bereits vom Tisch, auch Stehplätze stehen vorerst nicht zur Disposition. Die Innenminister schließen eine Beteiligung der Vereine und Verbände an Kosten für Polizeieinsätze aber nicht grundsätzlich aus und verlangen ein entschiedeneres Vorgehen der Vereine gegen gewalttätige Fans und verstärkte Videoüberwachung. Zudem fordern die Politiker mehr Geld für gewaltvorbeugende Fanprojekte.

    Wie ließe sich zum Beispiel ein Stehplatzverbot überhaupt umsetzen?

    Schwierig, da dies Ländersache ist. Der Betrieb von Stadien ist in den Versammlungsstättenverordnungen festgehalten, eine übergreifende Musterverordnung ist nicht in allen Bundesländern umgesetzt. Ein mögliches Verbot dürfte für Ärger bei den Wählern sorgen. Nordrhein- Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklärte bereits, dass Stehplätze "nicht das Problem" seien.

    Kann es noch Verhandlungen über eine mögliche Legalisierung von Pyrotechnik geben?

    Nein, in diesem Punkt sind sich Verbände und Politik einig. Darüber werde nicht diskutiert, bekräftigte DFB-Chef Niersbach: "Das hat mit Ordnung im öffentlichen Raum zu tun." Auch Bundesinnenminister Friedrich betonte, dass Pyrotechnik "auch in Zukunft nicht zugelassen" wird.

    Was ist die Position von DFL und DFB zu möglichen Maßnahmen gegen Gewalt?

    DFB-Chef Niersbach hat eine "Null-Toleranz-Politik" gegen Störer ausgerufen und einheitliche Lösungen für alle Stadien der Proficlubs angemahnt. Aus Sicht von Ligapräsident Reinhard Rauball seien bessere Videokameras zur Überwachung sinnvoll. Auch bei Einlasskontrollen sei noch Spielraum zur Verbesserung. Zudem sollten die Mannschaften, wenn es zu Ausschreitungen komme, auf den Gang in die Kurve zu den Fans verzichten. Die Vereine ziehen bereits Konsequenzen: So will der 1. FC Köln nach mehreren Vorfällen mit einer "Arbeitsgruppe Fankultur" die Kommunikation zwischen Anhängern und Club verbessern, Hannover 96 in der kommenden Saison Fans mit einer neuen Videotechnik überwachen. Auch personalisierte Tickets wie bei der WM 2006 sind denkbar.

    Wie gehen die Anhänger mit diesen Szenarien um?

    Fangruppen warnen vor vermeintlich populistischen Schnellschüssen beim Sicherheitsgipfel und kritisieren die Zusammensetzung des Treffens. So waren zwar fünf Vertreter in die Arbeit der Task Force Sicherheit eingebunden, sitzen aber am Dienstag nicht mit am Tisch. Aus diesem Grund befürchten Organisationen eine weitere Distanzierung von Vereinen und Verbänden zu den Fans und luden ihrerseits zu einem Expertengespräch ein, das parallel zum Sicherheitsgipfel stattfinden wird.

    Wie groß ist das Gewalt-Problem in Zahlen?

    Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) veröffentlicht in ihrem Jahresbericht Fußball die polizeiliche Bilanz jeder Saison. Für 2010/11 gab es bei 612 Spielen der 1. und 2. Fußball-Bundesliga mit 846 Verletzten so viele wie noch nie seit Beginn der Erfassung. In den höchsten drei Spielklassen gehen die Behörden von rund 12 700 gewaltbereiten und gewaltsuchenden Fans aus.

    Ist das Thema mit dem Sicherheitsgipfel erledigt?

    Selbst die Beteiligten halten es für eine Illusion, dass am Dienstag alle Probleme gelöst werden können. Die Diskussionen werden dem Fußball auch in Zukunft erhalten bleiben - der Vorsitzende der Innenministerkonferenz Lorenz Caffier (CDU) will die Vorschläge am 23. Juli seinen Amtskollegen auf einer weiteren Konferenz in Berlin vorstellen, um sie gemeinsam zu bewerten. (dpa)

    ZIS-Bericht 2010/11

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