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EM 2016: Warum Deutschland gegen Frankreich Außenseiter ist

EM 2016

Warum Deutschland gegen Frankreich Außenseiter ist

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    Joachim Löw (l.) im Gespräch mit Marcus Sorg. Die Deutschen sind im Halbfinale nicht der Favorit.
    Joachim Löw (l.) im Gespräch mit Marcus Sorg. Die Deutschen sind im Halbfinale nicht der Favorit. Foto: Christian Charisius (dpa)

    Wenige Wochen vor der Europameisterschaft ist die Stimmung in Frankreich bescheiden. Die Regierung versucht, Arbeitsmarktreformen durchzuboxen, die Gewerkschaften rufen zum Streik auf und die Bürger sind genervt. Die Equipe Tricolore? Schweigen wir zu einem anderen Thema. Didier Deschamps fallen der Reihe nach drei Innenverteidiger aus. Kurt Zouma, Jeremy Matthieu und Raphael Varane müssen verletzungsbedingt absagen. Die drei spielen beim FC Chelsea, dem FC Barcelona und Real Madrid.

    Dazu noch diese unappetitliche Geschichte um Karim Benzema und Mathieu Valbuena. Benzema soll mitgeholfen haben, seinen Mannschaftskameraden in der Nationalelf mit einem Sex-Video zu erpressen. Deschamps verzichtet auf beide. Benzema wirft dem Coach daraufhin rassistische Beweggründe vor. Die Vorrunde gegen Rumänien, Albanien und die Schweiz sollte die Auswahl schon überstehen, recht viel mehr traut man ihr aber nicht zu.

    Die deutsche Mannschaft hingegen hat aus der Heimat den klaren Auftrag bekommen, mit dem Titel zurückzukehren. Schließlich ist man Weltmeister. Der Ausfall Ilkay Gündogans wird bedauernd zur Kenntnis genommen. Dass am Tag der endgültigen Kadernominierung Marco Reus gestrichen wird, weil er sich abermals kurz vor einem kurzen Turnier verletzt hat, ruft schon mehr Bedauern hervor. Im ersten Training in Frankreich reißt bei Antonio Rüdiger das Kreuzband.

    Der Innenverteidiger spielte in den Planungen des Bundestrainers eine größere Rolle als in der öffentlichen Wahrnehmung. Mats Hummels ist angeschlagen, Bastian Schweinsteiger hat seit fünf Monaten kein Spiel mehr über 90 Minuten bestritten. Langsam wird es eng. Hummels' Ersatzmann Shkodran Mustafi köpft das 1:0 im ersten Spiel gegen die Ukraine, der eingewechselte Schweinsteiger erzielt in der Nachspielzeit den zweiten Treffer.

    Deutschland gegen Frankreich am Donnerstag in Marseille

    Die Franzosen haben es im Eröffnungsspiel gegen biedere Rumänen schwerer. Dimitri Payet lässt das Stade de France erst in der 89. Minute mit dem 2:1 jubeln. Gegen Albanien treffen die Franzosen ebenfalls erst in der Schlussphase. Überzeugend ist das nicht, lässt aber den Glauben in die eigene Stärke wachsen. Im Achtelfinale drehen sie dann auch noch einen frühen Rückstand gegen die Nordiren. Mittlerweile sind die Streiks in Frankreich kein Thema mehr. Jetzt sind Les Bleus das Thema. Antoine Griezmann, der sich in Top-Form präsentiert. Olivier Giroud, der viel beständiger trifft als beim FC Arsenal. Sogar die Verteidigung macht trotz der ganzen Ausfälle einen passablen Eindruck. Statt anfänglichen britischem Wetter, strahlt nun die permanent die Sonne. Die Isländer werden im Viertelfinale mit 5:2 weggefegt.

    Die deutsche Mannschaft wird für ihren faden Auftritt beim 0:0 gegen Polen kritisiert. Einfallslos. Behäbig. Gegen Irland rückt Mario Gomez ins Team. Der Stürmer hat sich nach Jahren, in denen er hauptsächlich verletzt oder außer Form war, in den EM-Kader geschossen. Er trifft gegen Nordirland. Im Achtelfinale hat die Slowakei keine Chance. Wieder trifft Gomez. So ist Deutschland der absolute Titelfavorit. Das italienische Trauma - das für keinen der Spieler ein Trauma ist - wird mit einem Sieg im Elfmeterschießen hinter sich gelassen. Aber Hummels ist nun nach seiner zweiten Gelben Karte gesperrt.

    Für Gomez ist die EM mit einem Muskelfaserriss vorbei. Sami Khedira fällt mit Adduktorenproblemen für das Halbfinale aus. Drei wichtige Spieler. Dazu noch die Ausfälle von Rüdiger, Gündogan und Reus. 120 anstrengende Minuten gegen Italien, während sich sie Franzosen im Schongang durchgesetzt haben. "Die Franzosen sind der leichte Favorit", so Oliver Bierhoff. Rund 60000 Anhänger werden ihr Team im Stade Vélodrome nach vorne schreien (21 Uhr/live im ZDF). Außenseiter. Spiel gegen den Gastgeber. Das ganze Stadion gegen sich. Die Deutschen waren vor zwei Jahren in einer ähnlichen Situation. Wenig später kehrten sie als Weltmeister nach Deutschland zurück.

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