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EM 2016: Europameister Portugal: Zuerst der Schock, dann der Triumph

EM 2016

Europameister Portugal: Zuerst der Schock, dann der Triumph

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    Riesige Freude beim Team Portugal um Cristiano Ronaldo.
    Riesige Freude beim Team Portugal um Cristiano Ronaldo. Foto: Federico Gambarini dpa

    Portugal ist zum ersten Mal in der Geschichte Fußball-Europameister. Die Mannschaft von Trainer Ricardo Santos besiegte im Finale im ausverkauften Stadion von St.-Denis Gastgeber Frankreich mit 1:0 (0:0, 0:0) nach Verlängerung. In einem spannenden, aber nie hochklassigen Endspiel erwies sich Eder als Spielverderber. Der 28-jährige Stürmer erzielte mit einem Fernschuss in der Verlängerung das goldene Tor und dürfte damit in seiner Heimat ein Erdbeben ausgelöst haben. Für die Équipe Tricolore endete ihr drittes Heimfinale dagegen mit Tränen. Nach der EM 1984 und der WM 1998 reichte es nicht zum Titel-Hattrick.

    Zwölf Jahre nach dem verlorenen Heimfinale in Lissabon gegen Griechenland gelang den Portugiesen der ersehnte Titelgewinn, tausende von mitgereisten Fans sorgten in Paris für eine großartige Stimmung. Das Team widmete den Sieg seinem verletzten Kapitän Cristiano Ronaldo, der in der ersten Halbzeit nach einem üblen Tritt ausgewechselt werden musste und seine Mannschaft in der Verlängerung am Spielfeldrand als gestenreicher Motivator anfeuerte.

    v.l. Torwart Eduardo, Eliseu, Eder, Jose Fonte und Nani Portugal mit Pokal.
    v.l. Torwart Eduardo, Eliseu, Eder, Jose Fonte und Nani Portugal mit Pokal. Foto: Timgroothuis Witters

    Die Ouvertüre der Partie durften der unvermeidliche DJ David Guetta und Sängerin Zara Larsson mit ihrem EM-Song „This One’s For You“ unter einem aufgepumpten Riesenpokal geben. Ein Klassik-Orchester, eine Armeekapelle und hunderte Tänzerinnen bevölkerten dazu den Rasen. Als das Brimborium beendet war, begann die Équipe Tricolore ihr Heimfinale in bekannter Manier.

    Vom Anpfiff stürmten die Blauen drauflos und verbreiteten unter den Portugiesen so viel Hektik wie ein Löwe in einer Gnuherde. Es folgte eine verhängnisvolle achte Minute: Cristiano Ronaldo hielt den Ball im Mittelfeld einen Funken zu lange, und Dimitri Payet rauschte dem dreimaligen Weltfußballer mit Karacho in die Beine. Das rechte Knie des Franzosen krachte in Ronaldos linkes Standbein. Der Portugiese krümmte sich vor Schmerzen. Payet hätte für sein brachiales Einsteigen die Gelbe Karte verdient gehabt, Schiedsrichter Mark Clattenburg pfiff nicht mal.

    Der Gang bei Cristiano Ronaldo war unrund

    Der 31-jährige Starstürmer von Real Madrid machte nach einer Behandlungspause zwar weiter, doch sein Gang war unrund. Immer wieder belastete er prüfend sein Knie, und nach einer Viertelstunde sank er mit Tränen in den Augen auf den Rasen. Ronaldo weinte, als er von den Ärzten vom Rasen geführt wurde. Aber es schien, als wolle er seine Verletzung einfach nicht wahrhaben. Ronaldo erhielt einen Verband und eine Behandlung mit Eis, und dann kehrte er doch wieder aufs Feld zurück. Bei jedem Schritt war ihm jedoch anzusehen, wie sehr er litt. Wie sehr das Knie schmerzte. Der muskelbepackte Musterprofi, er konnte nur noch humpeln. In der 25. Minute musste der Stürmer, der dreimal bei diesem Turnier getroffen und mit insgesamt neun Toren Michel Platinis EM-Rekord eingestellt hatte, schließlich aufgeben. Wieder sank Ronaldo auf den Rasen von St.-Denis. Diesmal stand er nicht mehr auf. Ordner beförderten Portugals Hoffnung auf einer Trage in die Katakomben des Stadions – begleitet vom fairen Applaus auch der französischen Fans. Für ihn brachte Trainer Fernando Santos Ricardo Quaresma. Während Ronaldos Leidenszeit kamen die Franzosen zu einigen Chancen: Griezmann scheiterte mit einem Kopfball an Keeper Rui Patricio (10.) und Sissoko erneut mit einem strammen Linksschuss (21.).

    In der zweiten Hälfte wurde die Überlegenheit der Franzosen drückend. Portugal schirmte sein Tor mit zwei Viererabwehrketten ab und hoffte auf Konter. Mit der Hereinnahme von Kingsley Coman vom FC Bayern München für Payet erhöhte Deschamps die Durchschlagskraft. In der Nachspielzeit klatschte der vom eingewechselten André-Pierre Gignac getretene Ball an den Pfosten.

    Der Abnutzungskampf ging weiter, zum sechsten Mal in der Geschichte ging ein EM-Finale in die Verlängerung. Angefeuert von ihren frenetischen Fans, kamen die Portugiesen zu Kontern. Einen von ihnen nutzte der eingewechselte Eder zu einem fulminanten Fernschuss ins Herz der Franzosen. Es war das goldene Tor, das Portugal erstmals den EM-Titel sicherte. Am Ende weinte Ronaldo wieder. Diesmal waren es Tränen der Freude.

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