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EM 2012: Nach dem Elfmeter-Krimi: Euphorie in Italien, Entsetzen in England

EM 2012

Nach dem Elfmeter-Krimi: Euphorie in Italien, Entsetzen in England

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    Andrea Pirlo brachte Italien mit einem spektakulären Elfmeter weiter. Foto: Fehim Demir dpa
    Andrea Pirlo brachte Italien mit einem spektakulären Elfmeter weiter. Foto: Fehim Demir dpa

    Größer könnten die Unterschiede in den jeweiligen Gefühlswelten nicht sein: In Italien herrscht große Euphorie, in England das blanke Entsetzen. Der Elfmeter-Krimi von Kiew hat beim deutschen Halbfinal-Gegner schon verblasst geglaubte Erinnerungen an den WM-Sieg von 2006 geweckt. Die Engländer dagegen hadern mal wieder mit ihrem Elfmeter-Schicksal. "Italia go!" forderte die "Gazzetta dello Sport" auf ihrer Titelseite und feierte die Mannschaft von Cesare Prandelli nach ihrem 4:2 nach Elfmeterschießen im EM-Viertelfinale als "schönste italienische Nationalelf seit der WM in Deutschland".

    "Sie haben mich an Berlin 2006 erinnert - was für eine grandissima emozione!", sagte Staatspräsident Giorgio Napolitano, als er seine Helden unmittelbar nach dem Sieg gegen England noch in der Kabine anrief. Am Donnerstag kommt es wieder zum Klassiker gegen Deutschland, und auch das ist aus italienischer Sicht eine der vielen Parallelen, die an den WM-Gewinn vor sechs Jahren erinnern. Damals gewann Italien im Halbfinale mit 2:0 nach Verlängerung.

    Unangenehme Italiener, biedere Engländer

    Der emotionale Abend von Kiew hat genau bestätigt, was Bundestrainer Joachim Löw und sein Stab schon immer vermutet hatten: Angstgegner Italien (schon 14 Siege und nur 7 Niederlagen gegen Deutschland) wird ein weitaus unangenehmerer Gegner sein, als es die biederen Engländer jemals hätten werden können. "Wir haben einen starken Teamspirit. Wenn wir heute ausgeschieden wären, wäre das eine Schande gewesen", sagte Daniele De Rossi.

    Der wichtigste Spieler der Italiener ist genau wie bei der WM 2006 Andrea Pirlo. Das bewies der große Stratege auch gegen England mit einer Weltklasse-Leistung. Er spiele "wie Beethoven und Mozart", sagte der frühere Weltmeister Christian Karembeu aus Frankreich, als er Pirlo zum "Spieler des Spiels" kürte.

    Pirlo erzählt von seinem Elfmeter

    Der 33-Jährige bestätigte das vor allem, als er den Ball beim Elfmeterschießen wie einst der Tscheche Panenka bei der Euro 1976 gegen Deutschland lässig und cool in die Mitte des Tores löffelte. "Ich sah, dass Hart richtig angespannt war. Den Elfer so zu schießen war leichter. Das hat den Keeper unter Druck gesetzt", sagte Pirlo.

    Während um ihn herum alle ausgelassen jubelten und feierten, blieb der Regisseur von Juventus Turin gewohnt ruhig und in sich gekehrt und blickte bereits sehr schnell wieder nach vorn. "Deutschland wird ein schweres Spiel", sagte er. "Sie sind ohne Probleme ins Halbfinale durchmarschiert. Aber das ist immer noch ein Halbfinale. Und wir sind auch noch da."

    Altbekannte Schwächen am Elfmeterpunkt

    Die Engländer sind das nicht mehr - auch weil sie niemanden wie Pirlo haben. Vor allem aber scheiterte das Mutterland des Fußballs mal wieder an seiner altbekannten Schwäche vom Elfmeterpunkt. England habe ein "Penalty-Trauma", stöhnte Trainer Roy Hodgson nach der sechsten Pleite im siebten Shootout bei einem großen Turnier. Nur im Viertelfinale ihrer Heim-EM 1996 hatten sich die "Three Lions" einmal in einem Elfmeterschießen gegen Spanien durchgesetzt.

    Der "Daily Telegraph" witterte am Montag ein "Spiel mit dem Teufel". Hodgson aber zeigte selbst nach dieser bitteren Niederlage Größe und erklärte ganz nüchtern: "Du kannst diese spezielle Atmosphäre und nervliche Anspannung im Training nicht simulieren. Sehen Sie die coole, abgeklärte Art, mit der Pirlo den Ball ins Tor gechipt hat. Das kann man nicht trainieren. Wir sind bei diesem Turnier in der regulären Spielzeit ungeschlagen geblieben und fahren jetzt nach Hause, weil wir wie so häufig ein Elfmeterschießen verloren haben. Das ist sehr enttäuschend."

    Nach dem erneuten Scheitern seiner Mannschaft bei einem großen Turnier will sich Hodgson nun ausgerechnet den Erzrivalen Deutschland zum Vorbild nehmen. "Schauen Sie, wo das deutsche Team 2006 stand. Sie hatten ein junges Team, das nicht jeder kannte, sie hatten einen neuen Trainer und sie hatten noch einige erfahrene Spieler", sagte der 64-Jährige. "Jeder hat gesehen, was sich daraus entwickelt hat. Daran müssen wir uns orientieren." (dpa)

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