Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
Fußball
Icon Pfeil nach unten

EM 2012: Helden und Versager

EM 2012

Helden und Versager

    • |
    Während Lukas Podolski eine eher mäßige EM spielte, darf sich Mats Hummels trotz seines Fehlers gegen Italien als Gewinner der EM fühlen.
    Während Lukas Podolski eine eher mäßige EM spielte, darf sich Mats Hummels trotz seines Fehlers gegen Italien als Gewinner der EM fühlen. Foto: dpa

    Manuel Neuer War oft unterbeschäftigt, und noch häufiger unterfordert; ist trotzdem nie eingeschlafen; eine echte Nummer 1, die dem Anhänger der deutschen Mannschaft ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, wie das sonst nur noch der Herr von der Hamburg Mannheimer geschafft hat; glänzte am Ende noch als Torhüter-Feldspieler, aber nicht einmal das hat die Italiener irritiert.

    Tim Wiese Ertrug sein Reservistendasein geduldig, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war; verkniff sich Interviews, in denen er mitteilte, dass eigentlich er der beste deutsche Torhüter sei; als Nummer 2 sportlich über jeden Zweifel erhaben; weil es bei Europameisterschaften kein Spiel um Platz drei gibt, blieb Wiese bis zum Schluss nur der Mann hinter Neuer.

    Ron-Robert Zieler Als dritter Torhüter am weitesten von einem Einsatz entfernt; sollte die EM als Sommertrainingslager zum gegenseitigen sich Kennenlernen abbuchen.

    Die Defensivanteilung hat überzeugt

    Holger Badstuber War als Innenverteidiger gesetzt und bleibt das auch; spielte seine Rolle zuverlässig und kompromisslos; wichtig als wachsames Allgäuer Gegengewicht zum tiefenentspannten Berliner Boateng.

    Jerome Boateng Der einzige Rapper im deutschen Team; mehr als einen solchen Kerl verträgt die DFB-Elf allerdings auch nicht; spielt in Ermangelung von Alternativen zuverlässig locker Außenverteidiger; kassiert die überflüssigsten gelben Karten, die es im Fußball zu verteilen gibt; sollte zukünftig, wenn ihn eine getunte Blondine vor Dienstantritt noch zur Taktikbesprechung mit aufs Hotelzimmer nimmt, darauf achten, dass kein Fotograf in der Nähe ist; andernfalls könnte er die Geduld des Bundestrainers überstrapazieren. EURO 2012: Katerstimmung nach EM-Aus

    Benedikt Höwedes Der Schalker kam als Notnagel für die Defensive zur EM; Pech für ihn, dass in der Abwehr keine Not herrschte; rückte kurzzeitig als Boateng-Ersatz nach dessen Gelbsperre in die Nähe der ersten Elf, musste aber Lars Bender den Vortritt lassen.

    Mats Hummels Kam als Alternative zu Mertesacker, verbrachte die EM als Stammkraft auf dessen Posten; Zweikampf- und Kopfballstark; variabel in der Spieleröffnung und klug in seinen Äußerungen; spielte in der Nationalmannschaft noch besser als Dortmund; ausgerechnet gegen Italien war er ein Klasse schlechter als in den vorausgegangenen Partien; darf sich dennoch als Gewinner dieser EM fühlen.

    Philipp Lahm Der Kapitän startete überraschend durchschnittlich ins Turnier; erreichte anschließend gewohntes Format und fiel im Halbfinale wieder ab; könnte später nahtlos in das Amt des Außenministers wechseln; hat gute Kontakte zu Angela Merkel. EURO 2012: Balotelli schießt Deutschland ab

    Per Mertesacker Kam als Innenverteidiger, verbrachte die EM wegen mangelnder Spielpraxis als Wasser- und Trostspender; verlor seinen Posten an den bärenstarken Hummels; „der Per“ sei unheimlich wichtig für die innere Balance der Mannschaft gewesen, betonte der Bundestrainer immer wieder; der Per möchte dennoch demnächst wieder spielen.

    Marcel Schmelzer Galt als Anwärter auf den linken Außenposten in der Viererkette; fiel jener Rochade zum Opfer, in der Lahm auf links wechselte und Boateng die Lahm-Position übernahm. Ist mit 24 noch jung genug, um im erweiterten Kreis der Nationalmannschaft zu bleiben.

    Götzes Zeit wird noch kommen

    Lars Bender Bekam eine Chance und hat sie genutzt; als Ersatzmann für den gelb-gesperrten Boateng debütierte der Leverkusener gegen Dänemark als Außenverteidiger und erzielte den wichtigen Treffer zum 2:1; musste die EM ohne seinen Zwillingsbrunder Sven bestreiten; könnte zum nächsten Turnier Sven schicken; würde keiner merken; vertreten beide den Typ des zähen, laufstarken Kämpfers, ohne besondere strategische Fähigkeiten; von solchen Spielern verträgt eine Mannschaft, die attraktiv nach vorne spielen will, allerdings immer nur einen von beiden.

    Mario Götze Das größte Talent des deutschen Fußballs benötigte viel Geduld; mehr als einen Kurzeinsatz gegen Griechenland mochte ihm der Bundestrainer nicht gewähren. Die Konkurrenz in der Offensive ist groß; Müller und Reus stehen vor Götze, der über sein Reservistendasein zu grummeln begann. Wenn sich der 20-Jährige das abgewöhnen kann, wird er am Ende seiner Karriere mindestens 80 Länderspiele haben. EURO 2012: DFB-Team unterliegt 1:2

    Ilkay Gündogan Rückte über die Dortmund-Quote und eine starke Rückrunde beim Meister in den EM-Kader. War von einem Einsatz so weit entfernt wie der dritte Torhüter.

    Sami Khedira Großartige Auftritte des 25-jährigen Spanien-Legionärs; lief seinem Nebenmann Bastian Schweinsteiger zwischenzeitlich den Rang des „aggressive Leaders“ ab; vernüftiger, ernsthafter Vertreter des modernen Fußball-Profis mit der Fähigkeit seine Gedanken und Beobachtungen differenziert vorzutragen; daürberhinaus ist Khedira an seiner Freundin, der langbeinigen und extravaganten Lena Gercke zu erkennen.

    Toni Kroos Lehnte sich als erster gegen sein Reservistendasein auf; kam trotz ordentlicher Vorleistungen beim FC Bayern in den Gruppenspielen nicht über Kurzeinsätze hinaus; Löw hielt lieber am schwächelnden Schweinsteiger fest; gegen Italien tauchte Kroos plötzlich in der Startformation auf; war davon offenbar derart überrascht, dass er seine Chance verstreichen ließ.

    Thomas Müller Musste sich an seinem Status als WM-Torschützenkönig messen lassen, was ihm nicht gefiel; lauf- und einsatzstark, wie immer, allerdings glücklos im Torabschluss; musste deshalb seinen Platz zur K.o.-Runde seinen Platz in der Anfangself räumen; bleibt aber Stammkraft in der DFB-Elf.

    Mesut Özil Der große Künstler begnügte sich anfangs mit kleineren Werken; glich das durch vermehrten Einsatz aus; überraschte als Dauerläufer und Gelegentheitszweikämfper; sollte aber in keiner deutschen Startformation fehlen; niemand streichelt den Ball so schön wie er.

    Die Zeit arbeitet für Gomez

    Lukas Podolski Eine durchwachsene EM für den zukünftigen Legionär in seinem Geburtsland Polen; fiel nur selten durch Offensivaktionen auf, beackerte dafür die linke Außenbahn auch im Rückwärtsgang; durfte sein 100. Länderspiel absolvieren; für einen 27-Jährigen ist das einen Ehren-Oscar wert.

    Marco Reus Hat das Duell der beiden größten deutschen Talente gegen Mario Götze gewonnen; gegen Griechenland in der Anfangself und Torschütze; sorgte auch als Einwechselspieler gegen Italien für frischen Wind; ein Spaßfußballer, der größtes Vergnügen bereitet.

    Andrè Schürrle Die rührigere und laufstärkere Alternative zu Podolksi; als Fernschütze beinahe genauso effektiv; im Viertelfinale engagiert, aber auch glücklos; darf dennoch wiederkommen.

    Bastian Schweinsteiger Das Auf- und Ab der Saison beim FC Bayern mit Verletzungen und Rückschläge setzte sich auch bei der EM fort; wie stark ihn seine Knöchelblessur behindert hat - dazu gab es unterschiedliche Aussagen; hat schwach begonnen und stark nachgelassen; dazwischen zwei edle Zuspiele auf Mario Gomez, die das Treffen mit Holland entschieden.

    Mario Gomez Schien schon vor dem ersten Spiel, wieder einmal der Verlierer zu sein; die Experten sahen Klose in der Gunst des Bundestrainers vorne; aber Löw schert sich nicht um Experten und ließ Gomez spielen, der es ihm mit drei Toren in den ersten beiden Partien dankte. Als Gomez nicht mehr traf, kam

    Miroslav Klose Der 34-Jährige hat sich trotz Trainingsrückstands und fehlender Spielpraxis wieder an die erste Elf herangearbeitet; musste Gomez zunächst den Vortritt lassen, erwies sich bei seinen Einsatz aber weiter als präsentabel; lauf- und kopfballstark, noch immer überraschend schnell und kombinationssicher; darf ebenfalls wiederkommen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden