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EM 2012: Geduld gefragt gegen die Strafraumbesetzer

EM 2012

Geduld gefragt gegen die Strafraumbesetzer

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    Die griechische Nationalmannschaft wird auch im Viertelfinale der EM 2012 gegen Deutschlnd nicht von ihrem Defensivkonzept abrücken.
    Die griechische Nationalmannschaft wird auch im Viertelfinale der EM 2012 gegen Deutschlnd nicht von ihrem Defensivkonzept abrücken. Foto: dpa

    Handball ist athletisch, tempo- und torreich, manchmal artistisch, fast immer aber dramatisch – eine mitreißende Sportart. Dass

    Was an einer Stelle reizvoll ist, kann an einer anderen langweilen. Wenn Fußball aussieht wie Handball, pfeifen die Zuschauer, vorausgesetzt, sie sind vorher nicht schon eingeschlafen. Langjährige Besucher von Heimspielen des FC Bayern kennen dieses Phänomen. Die in der Regel übermächtigen Münchner breiten sich aus, was den tief beeindruckten Gast dazu veranlasst, Zuflucht vor dem eigenen Strafraum zu suchen. Das Spiel zieht sich daraufhin wie ein Kaugummi die 16-Meter-Linie entlang, ehe es irgendwann völlig zum Erliegen kommt. Die Zuschauer pfeifen oder holen sich eine Bratwurst.

    Dänen mauerten, obwohl sie einen Sieg brauchten

    Eine Entwicklung, die nun auch die EM in Polen und der Ukraine erreicht hat. Viele Spiele der Vorrunde sahen über lange Phasen hinweg nach Handball aus. Die einen verbarrikadierten sich vor dem eigenen Tor, die anderen schoben den Ball die Barrikaden entlang.

    Beispielhaft dafür war der deutsche 2:1-Sieg gegen Dänemark. Obwohl die Dänen einen Sieg benötigt hätten, um ins Viertelfinale zu gelangen, verwalteten sie lieber ihr Ende, als offensiv etwas zu riskieren.

    Ein ähnliches Spiel droht den Zuschauern und der deutschen Mannschaft heute Abend (20.45 Uhr/ ZDF) gegen Griechenland. „Darauf müssen wir uns einstellen“, gibt sich der Bundestrainer keinen Illusionen von einer offenen Begegnung hin. Löw ist als Trainer noch nie auf die Griechen getroffen, hat aber bei der EM genug von ihnen gesehen. „Die Griechen sind im Fußball Überlebenskünstler. Man schreibt sie ab und plötzlich sind sie wieder da“, warnt Löw. „Sie sind hartnäckig und ein Muster an Effizienz“, beschreibt er das Wesen ihres Spiels.

    Griechische Effizienz: Drei Chancen, drei Tore

    Tatsächlich hat der Weltranglisten-15. für seine drei Vorrundentore nicht viel mehr als drei Chancen benötigt. Die Abwehr zusammenhalten und darauf hoffen, dass vorne irgendetwas passiert, von dem noch keiner weiß, was es sein könnte – so sah bisher die Strategie der Griechen aus. „Ein unangenehmer Gegner“, warnt Holger Badstuber. „Die wissen“, so der Münchner Verteidiger Allgäuer Herkunft, „dass sie nur im Kollektiv bestehen können.“ Dieses Kollektiv gilt es zu bezwingen, wenn es für Deutschland weitergehen soll. „Wenn wir die Griechen ständig fordern, werden wir unsere Chancen bekommen“, prophezeit Löw und bittet die deutschen Fans im Stadion schon mal um Geduld, wenn der Ball, wie im Handball eben, über viele Stationen um den Strafraum herum läuft, ehe sich die Gelegenheit zum vertikalen Pass ergibt. Löw kann wieder einmal personell aus dem Vollen schöpfen. Griechenland dagegen muss ohne seinen Kapitän und Kopf, den gesperrten Giorgos Karagounis, auskommen. Für Sami Khedira ist das ohne Belang. „Ob mit oder ohne ihn, sie werden uns nicht in die Knie zwingen. Das werden sie definitiv nicht schaffen“, prophezeit er.

    Dass Khedira sich so weit aus dem Fenster lehnt, dokumentiert das Selbstvertrauen, welches die deutsche Mannschaft aus den 13 Siegen der EM-Qualifikation und der Vorrunde gezogen hat. „Wir sind weiter als bei der WM 2010, spielen ruhiger und cleverer“, sagt Khedira, und „wir haben ein starkes Bewusstsein dafür, was wir können und was wir tun müssen.“

    Weil das offenbar nicht nur der Spanien-Legionär von Real Madrid, sondern auch die anderen Spieler so empfinden, ist für Thomas Müller unverständlich, dass die Medien das deutsche Spiel nicht in ein freundlicheres Licht rücken, „als das derzeit der Fall ist“. Müller: „Das klingt so, als müssten wir uns schämen, wenn wir mit diesen Leistungen den Titel holen.“ Eine Sichtweise, die nicht jeder teilt, nicht einmal der Bundestrainer. Löw gestern vor dem Abschlusstraining, das bei strömendem Regen im Danziger Stadion stattfand: „Wir waren drei Spiele gut, können uns aber in manchen Bereichen steigern.“

    Müllers WM-Tore werden zur Last

    Müllers Medienschelte hat viel mit dessen eigenen Auftritten zu tun. Der Stürmer wird an seinen fünf WM-Treffern gemessen, die ihn in Südafrika zum Torschützenkönig gemacht haben. Bei der EM hat er noch nicht getroffen, was auch damit zusammenhängt, dass er sein Spiel fast komplett in den Dienst der Mannschaft stellt. Die fünf Tore aus 2010 sind ihm zur Last geworden. Müller sieht sich vor allem als Vorbereiter, weniger als Torjäger.

    Letzteres sind die Herren Gomez und Klose, die im Duell um die Poleposition wieder etwas zusammengerückt sind. Ähnlich eng geht es auch bei der Besetzung des rechten Verteidigerpostens zu. Zur Wahl stehen Jérôme Boateng, der seine Gelbsperre abgesessen hat, und dessen famoser Vertreter Lars Bender.

    Sollte die deutsche Elf Griechenlands verkappte Handballer bezwingen, träfe sie am Donnerstag (20.45 Uhr) in Warschau auf den Sieger des dritten Viertelfinales England gegen Italien (Samstag, 20.45 Uhr). Es wäre die letzte Hürde auf dem Weg ins Endspiel am Sonntag, 1. Juli (20.45 Uhr), in Kiew. Denselben Plan verfolgen auch die Griechen.

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