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DFL-Chef Seifert: "Außergewöhnlich gute Saison"

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DFL-Chef Seifert: "Außergewöhnlich gute Saison"

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    DFL-Chef Seifert: «Außergewöhnlich gute Saison»
    DFL-Chef Seifert: «Außergewöhnlich gute Saison» Foto: DPA

    Wie fällt ihr Fazit zur Bundesliga-Saison 2009/2010 aus?

    "Ich denke, dass auch diese Saison für die Bundesliga, für ihre Fans, für die Sponsoren, aber auch für die Medienpartner eine außergewöhnlich gute und positive war. Und wenn alle zufrieden sind, ist es die DFL natürlich auch. Vor dem letzten Spieltag ist der Abstieg noch nicht entschieden, die Champions-League-Qualifikation nicht, und auch der letzte Europa-League-Platz ist noch nicht vergeben. Die Bundesliga ist unglaublich spannend in allen Tabellenregionen.

    Ist der FC Bayern verdient Meister?

    "Es gab ja schon Überlegungen von Playoff-Spielen, aber das ist eben der große Vorteil von 34 Spieltagen: Am Ende setzt sich die konstanteste Mannschaft durch, denn es hat sich alles über die Saison hinweg irgendwie ausgeglichen. Wer nach 34 Spieltagen an der Spitze steht, hat den Titel per se immer verdient. Da wird man nicht glücklich Meister. Deshalb herzlichen Glückwunsch nach München!"

    Früher hat die Bundesliga Weltstars gemacht, jetzt hat sie mit Ruud van Nistelrooy und Arjen Robben auch zwei geholt. Eine Trendwende?

    "Es gab Zeiten, da hätte auch keiner gedacht, dass ein Ersatzspieler vom FC Porto hier zum Weltstar aufsteigt - und dass der Star Diego hier geboren wird. Ich denke, dass diese Saison eine Besondere war - sowohl national als auch international. So hat der angebliche Nicht-Torjäger Robben aus Madrid in der Bundesliga ganz besonders eingeschlagen. Er hat der Bundesliga etwas Spektakuläres gegeben. Genauso erstaunlich war auch, dass Trainer Thomas Tuchel so erfolgreich in die großen Fußstapfen von Jürgen Klopp getreten ist und mit dem FSV Mainz 05 eine unglaublich gute Saison gespielt hat. Wenn man die Personalkosten pro Punkt ausrechnet, dann ist Mainz in dieser Tabelle ziemlich weit vorn. Aber auch dass es

    Der Fernsehvertrag hat neue Anstoßzeiten gebracht. Sehen das Modell als geglückt an - ist es eine Dauerlösung?

    "Unterm Strich hat sich der neue Spielplan bewährt. Es gab zwingende wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die zu diesen Anstoßzeiten geführt haben. Und natürlich war klar, dass wir damit auch manchen Clubs einiges zumuten. Die Einführung des 18.30-Uhr-Spiels in der Bundesliga am Samstag funktioniert. Und selbst die ARD hat keine Sportschau-Zuschauer verloren. Sky ist damit zufrieden, das ZDF profitiert auch davon. Der Spieltag ist aber kein Experimentierbaukasten, den wir alle zwei Jahre ändern wollen. Wir wollen, dass sich Anstoßzeiten und Strukturen von Spielplänen verankern lassen. Gleichwohl wird es immer wieder veränderte Rahmenbedingungen geben, unter denen man über diese Spielpläne möglicherweise wieder neu nachdenken wird. Grundsätzlich steht der Profifußball in der heutigen Zeit finanziell auf soliden Beinen: Etwa ein Drittel der Einnahmen kommen aus dem Fernsehen, ein Drittel aus Sponsoring und eines aus den Zuschauereinnahmen."

    Die 2. Liga soll 60 Millionen Euro Minus angehäuft haben. Ist die Wirtschaftskrise doch nicht so spurlos an den Vereinen vorübergegangen, wie man gehofft hatte?

    "Diese Zahl kann ich nicht bestätigen. Das deutsche Lizenzierungsverfahren ist vorbildlich - das gilt auch für die 2. Bundesliga. Grundsätzlich sind die Managements und Aufsichtsgremien der Clubs gut beraten, sich auch weiterhin an wirtschaftlichen Realitäten zu orientieren. Man muss sich klar darüber sein, dass Fehlentwicklungen irgendwann mal so weit gediehen sein könnten, dass sie nicht mehr korrigierbar sind. Wir als DFL werden in jedem Fall wachsam sein und das tun, was im Rahmen der Satzung möglich ist - und das sehr konsequent. Dazu gehört auch, dass wir frühzeitig darüber sprechen, wie es in der nächsten Saison weitergeht. Die Bundesliga hat aus 1,7 Milliarden Euro 30 Millionen Ergebnis nach Steuern gemacht und aus 2 Milliarden Euro, wenn man die 2. Bundesliga hinzurechnet, werden 11 Millionen Ergebnis nach Steuern. Da kannetwas nicht stimmen. Die Gründe, die dazu geführt haben, werden wir im Ligavorstand diskutieren."

    Worin sehen Sie die angesprochenen Fehlentwicklungen begründet?

    "Es gab seit 2005 drei Spielzeiten, in denen mit steigenden Einnahmen steigende Ausgaben einhergingen. Jetzt ist es so, dass die Einnahmen für die nächsten Jahre feststehen. Es wird also darum gehen, die Kostendisziplin zu wahren. Wenn die eine Kurve flacher wird, muss auch die andere Kurve flacher werden. Sonst würden die sich irgendwann an einem bestimmten Punkt kreuzen und das kann nicht in unserem Sinne sein. Unser Job ist es, darauf hinzuweisen, dass bei dem einen oder anderen Verein die Kurven heute drohen, aufeinander zuzulaufen. Ich läute nicht die Alarmglocken. Aber ein Signal muss rechtzeitig gesetzt werden, damit es kein böses Erwachen gibt."

    Ist das Geschäft heute härter?

    "Ich denke nicht, dass das Geschäft heute härter ist. Man muss aber bedenken, dass sich die Einnahmesituation in den kommenden vier Jahren nicht verändern wird. Die Bundesliga ist kein Schlaraffenland, wo jedes Jahr automatisch mehr Geld vom Himmel fällt. Das müssen vor allem Spielerberater, aber auch die Spieler verstehen. Man muss den Spagat finden zwischen der Emotionalität und der Irrationalität auf der einen und der wirtschaftlichen Vernunft auf der anderen Seite."

    Über die Spielerberater wird bei den Vereinen oft geschimpft. Bei der DFL auch?

    "Ich will Spielerberater nicht generell verdammen. Es gibt viele gute. Wenn sich deren Leistung jedoch darauf konzentriert, einen Musterarbeitsvertrag, den ich im Internet runterladen kann, auf den Tisch zu legen und ansonsten die Beteiligten Parteien finanziell in die Höhe zu treiben und dafür dann mit einer Million nach Hause zu gehen, würde ich mich als Spieler schon fragen, ob das so sein muss. Mir treiben die Summen auch Tränen in die Augen, wenn ich mir vorstelle, dass wir 10 bis 15 Prozent der Fernseheinnahmen sozusagen eins zu eins an die Berater überweisen. Denn wir müssen ziemlich hart daran arbeiten, dass dieses Geld reinkommt."

    Was muss sich ändern?

    Es wäre gut, wenn man sich auf Prozentsätze einigen könnte. Denn wenn ein Clubverantwortlicher, um einen Spieler zu verpflichten, mit einem Berater verhandeln muss und es dafür keine Honorarrichtlinien oder Standardsätze gibt, entsteht zwangsläufig ein grauer Markt. Als nationale Liga können wir in einem internationalen Geschäft die Regularien nicht ändern. Deshalb bräuchte es dazu ganz dringend Vorgaben der FIFA.

    Wo steht die Bundesliga aus Ihrer Sicht im europäischen Wettbewerb?

    De facto liegen wir heute auf Platz zwei hinter der Premier League, sowohl was die Umsätze angeht als auch die Verteilung der Gelder auf die Vereine, die international spielen. In Deutschland haben viele Clubs einen neunstelligen Umsatz - die ersten Sechs machen zusammen etwa 900 Millionen Euro. Selbst wenn man die Bayern mit rausnimmt, die rund 300 Millionen Euro Umsatz machen, bleiben bei den anderen Fünf noch 600 Millionen Euro. Das ist sehr ordentlich. In Spanien machen Real Madrid und der FC Barcelona zusammen 700 oder 750 Millionen Euro Umsatz. Würden wir wie in

    Sehen Sie eine Chance, Nummer 1 zu werden?

    Man muss sich realistische Ziele setzen. Wenn die Nummer 1 nur mit drei Milliarden Euro Schulden erreicht werden könnte, würde ich sagen: Auf so ein Ziel können wir gerne verzichten. Ich halte auch nichts davon, sich permanent in Relation zu den Anderen zu setzen. Erst einmal muss das Brot-und-Butter-Geschäft national funktionieren. Denn Fußball-Begeisterung und auch das Interesse der Medien entstehen immer aus der nationalen Liga heraus. Die Tatsache, dass es nicht nur zwei oder drei Top-Spiele im Jahr gibt und der Wettbewerb spannend bleibt, ist das, was eine Liga stark macht.

    Interview: Ulrike John und Eric Dobias, dpa

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