Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten
Fußball
Icon Pfeil nach unten

DFB-Team nach Enke-Tod bestürzt

Fußball

DFB-Team nach Enke-Tod bestürzt

    • |
    DFB-Team nach Enke-Tod bestürzt
    DFB-Team nach Enke-Tod bestürzt Foto: DPA

    "Wir sind alle geschockt, uns fehlen die Worte", äußerte Teammanager Oliver Bierhoff in einer ersten offiziellen Reaktion aus dem Mannschaftshotel in Bonn. Bundestrainer Joachim Löw und das Team um Kapitän Michael Ballack hatten nach dem ersten Training für die WM-Testspiele am 14. November in Köln gegen Chile und vier Tage später in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste von dem zunächst für niemanden zu erklärenden Unglück erfahren.

    Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger zeigte sich tief betroffen: "Wir sind fassungslos und voller Trauer. Unser ganzes Mitgefühl gilt der Frau von Robert Enke und seiner Familie." Wie die sportliche Leitung der Nationalmannschaft die nächsten Tage plant, blieb ungewiss. "Wir wissen noch nicht, was am Mittwoch ist", berichtete DFB-Mediendirektor Harald Stenger.

    Noch wenige Stunden zuvor waren Ballack und einige Teamkollegen in Herzogenaurach strahlend erstmals ins brandneue WM-Trikot für 2010 geschlüpft. Nach dem "bayerischen Frieden" hatte dabei auch Philipp Lahm eine Hauptrolle. Bei der aufwändigen Präsentation von DFB-Ausrüster Adidas am Firmensitz zog der neue Chefkritiker des FC Bayern alle Blicke auf sich - viel sagen wollte der Münchner vor seinem 26. Geburtstag an diesem Mittwoch aber nicht mehr. Nach Geldstrafe und Aussprache mit den Bayern-Bossen zog er für sich erst einmal einen Schlussstrich unter die heiße Interview-Affäre: "Dazu ist alles gesagt seit gestern."

    Erstmals hatte sich vor der schrecklichen Nachricht aus Hannover auch Löw zur Bayern-Kritik seines Führungsspielers Lahm geäußert. Und der Bundestrainer vermied ein Jahr nach der schweren Nationalelf-Krise wegen eines kritischen Interviews von Kapitän Michael Ballack eine Schelte. "Ich möchte mich in diese Angelegenheit nicht einmischen. Das ist eine Angelegenheit von Bayern München und Philipp Lahm. Sie haben das Ding aufgearbeitet. Das ist eine vereinsinterne Sache, die nicht an die Öffentlichkeit gehört", sagte Löw.

    Allerdings kündigte der Bundestrainer ein Gespräch mit dem von ihm geschätzten Abwehrspieler rund um die Länderspiele gegen die WM- Teilnehmer Chile und Elfenbeinküste an. "Wir werden sicherlich mal reden und das am Rande thematisieren." Denn auch Löw wünscht sich Aufklärung: "Die Beweggründe von Philipp Lahm weiß ich auch nicht."

    Der Bundestrainer steht aber auf jeden Fall zum Juniorchef der DFB-Elf. "Philipp Lahm ist nicht nur auf dem Weg zum Führungsspieler, er ist ein Führungsspieler", betonte Löw. Distanzierter bewertete Teammanager Oliver Bierhoff Lahms Weg über die Öffentlichkeit: "Das ist immer eine schwierige Situation. Philipp ist auf dem Weg, eine Persönlichkeit zu werden. Das ist so nicht ganz gelungen", meinte Bierhoff, unterstellte Lahm aber gute Absichten: "Er will etwas bewegen. Auf diese Weise wird er reifen." Franz Beckenbauer sehnt ein Ende der Münchner Unruhen herbei. "Der FC Bayern hat es geschafft, immer für Wirbel zu sorgen", sagte der scheidende Bayern-Präsident in Herzogenaurach: "Ich hoffe, das wird nicht zum Dauerzustand."

    Alle Konzentration sollte eigentlich auf einen gelungenen Jahresabschluss gerichtet werden. Das scheint unter dem Eindruck des tragischen Todes des beliebten Teammitgliedes Enke nun fast unmöglich zu sein. Die Mannschaft wird beim Spiel in Köln, für dessen Absage es keine Hinweise gibt, auf jeden Fall mit Trauerflor spielen.

    Franz Beckenbauer hatte bei der Präsentation des neuen Trikots mit seinen markanten schwarzen, roten und goldenen Längsstreifen durch Löws Stammkräfte Lahm, Ballack, Mertesacker und Schweinsteiger noch das höchste WM-Ziel formuliert. "Ein vierter Stern auf dem Trikot hätte noch Platz", sagte der "Kaiser" angesichts der Triumphe 1954, 1974 und 1990 und schickte den Bundestrainer umgehend an die Arbeit: "Joachim Löw soll sich auf die Socken machen und die Mannschaft in Südafrika zum Titel führen." Es wäre in acht Monaten auch ein Triumph für den jetzt verstorbenen Enke.

    Exakt sieben Monate bleiben bis zum Start der ersten WM-Endrunde auf afrikanischem Boden, bei der die DFB-Elf bis zum Ende dabei sein will. "Die Chancen stehen nicht schlecht, wieder im Finale zu stehen", sagte Kapitän Ballack. Löw hatte den Nationalmannschafts-Neulingen Aaron Hunt (Werder Bremen) und Thomas Müller (FC Bayern - nur beim zweiten Spiel dabei) bereits einen Einsatz in Aussicht gestellt: "Es ist gut vorstellbar, dass sie eine Chance bekommen."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden