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DFB-Chef Zwanziger: "Wahrheit kommt auf den Tisch"

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DFB-Chef Zwanziger: "Wahrheit kommt auf den Tisch"

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    DFB-Chef Zwanziger: «Wahrheit kommt auf den Tisch»
    DFB-Chef Zwanziger: «Wahrheit kommt auf den Tisch» Foto: DPA

    "Ein Sportverband ist absolut überfordert, organisierte Kriminalität, auch noch mit internationalem Charakter, allein zu bewältigen", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt/Main. Der 64 Jahre alte Jurist versprach: "Es wird die Wahrheit auf den Tisch kommen." Die Firma Sportradar, die im Auftrag des

    Zwanziger, DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach und Christian Seifert als Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung bemühten sich darum, Gelassenheit, aber auch Entschlossenheit auszustrahlen. Laut Staatsanwaltschaft Bochum stehen europaweit 200 Spiele im Verdacht, manipuliert worden zu sein, darunter 32 Begegnungen in Deutschland von der 2. Bundesliga abwärts. 15 Tatverdächtige wurden in

    Der DFB habe bei seinem Bundestag 2005 weitreichende Konsequenzen daraus gezogen. "Wir haben mit Sportradar ein Frühwarnsystem, wir haben die Lehren aus dem Fall Hoyzer. Und Deutschland ist so ziemlich das einzige Land, wo solche Manipulationen nicht als Kavaliersdelikt dargestellt werden", sagte Niersbach. Der DFB gelte bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) als Musterverband.

    DFB und DFL haben bei der Staatsanwaltschaft in Bochum den Antrag auf Akteneinsicht gestellt. "Kein Verband der Welt, keine Liga, kein Frühwarnsystem ist in der Lage, Spielmanipulationen zu 100 Prozent auszuschließen", sagte Seifert. Zur Krisensitzung der UEFA am 25. November in Nyon werden Niersbach und Robert Weise vom DFB-Kontrollausschuss fahren. Die Task Force führt der DFB-Chefjustiziar Jörg Englisch an, zudem gehören ihr Schiedsrichter-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich, DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus, Helmut Sandrock vom Spielbetrieb, Weise sowie Stephan Brause als Medienvertreter an.

    Seit 2005 unterstützt die Sportradar AG mit 200 Festangestellten und 1500 Mitarbeitern unter anderem den DFB und die DFL bei der Aufdeckung von Manipulationen. 200 000 Euro im Jahr kostet das die beiden deutschen Dachverbände. Das Unternehmen unterhält nach eigenen Angaben geschäftliche Verbindungen zu über 300 Wettanbietern und staatlichen Lotterien in 70 Ländern weltweit.

    Im aktuellen Wettskandal war Sportradar jedoch nicht als Gutachter in das Verfahren der Staatsanwaltschaft und Polizei Bochum eingebunden und verfügt "bislang auch über keine Detailkenntnisse aus Originalunterlagen". Eigene Erkenntnisse über Auffälligkeiten im letzten halben Jahr habe es nicht gegeben, sagte Carsten Koerl von Sportradar - was den deutschen Fußball angeht. Im Bereich der UEFA, wo das Überwachungssystem seit einem halben Jahr in 53 Mitgliedsländer tätig ist, allerdings schon. Diese würden sich teilweise mit denen der Staatsanwaltschaft decken.

    Der DFB hat Ex-Nationalspieler Mario Basler aufgefordert, nicht auf die Spiele seines Vereins Eintracht Trier zu wetten. Man habe mit dem früheren Profi von Werder Bremen und Bayern München Kontakt aufgenommen, damit es nicht zu Dingen komme, die gegen die Statuten des Verbandes verstoßen, erklärte DFB-Präsident Theo ZwanzigerTrainer Basler hatte im Vorfeld eines Pokalspiels seines Clubs gesagt, er würde auf seine Mannschaft wetten.

    Die Sache sei im beiderseitigen Einvernehmen geklärt worden, sagte Zwanziger. Sie zeige aber auch, wie ernst der Verband mit der Problematik umgehe. Im Mustervertrag des DFB, der auch für die Regionalligen gilt, ist ein Wettverbot für Spieler und Trainer verankert. Basler hatte mit dem Regionalligisten Trier im laufenden Wettbewerb für Furore gesorgt und den Bundesligisten Hannover 96 und den Zweitligisten Arminia Bielefeld ausgeschaltet. Erst im Achtelfinale war für die Eintracht gegen den 1. FC Köln Endstation.

    Basler wirbt für Digibetwetten. Bei einem Tippspiel dieses Wettanbieters können Dritte in der sogenannten "Basler-Wette" gegen den Trier-Trainer antreten. Der DFB-Kontrollausschuss schickte am 24. September einen Brief an den Trier-Trainer, in dem er aufgefordert wird, nicht auf Spiele seines Vereins zu wetten. Das Schreiben wurde mit Zustimmung des Trier-Trainers am 23. November veröffentlicht. Gleichzeitig wies der DFB darauf hin, "dass es für den DFB keine Hinweise darauf gibt, die werbemäßige Tätigkeit von Herrn Basler für das Wettunternehmen Digibetwetten.de AG zu beanstanden, noch ihn in Zusammenhang mit etwaigen Spielmanipulationen zu bringen".

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