Die Sehnsucht nach Zuschauern in den Bundesliga-Stadien wächst mit jedem Geisterspiel, doch die Hoffnung auf die baldige Rückkehr der Fans schwindet.
Angesichts der weiterhin hohen Infektionszahlen ist bei der Bund-Länder-Schalte am 5. Januar kaum mit Lockerungen der verschärften Corona-Maßnahmen zu rechnen. "Insgeheim", sagte Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc, hoffe er auf die Zeit nach Ostern. "Aber das ist eine reine Spekulation, das ist nicht fundiert."
Nach zwischenzeitlicher Wiederzulassung zumindest einiger Tausend Fans in der Frühphase der Saison spielt der Profifußball seit Wochen vor trister Kulisse. "Mittlerweile deprimiert mich die Atmosphäre von Monat zu Monat mehr", sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dem "Kicker". Es fehle so viel von dem, was einen als Fußballfan ja auch ein Stück weit süchtig mache.
"Jetzt sitzt du in dieser sterilen Atmosphäre. Mit Abstand, mit Masken. Grauenvoll", sagte Watzke: "Als wir zwischendurch gegen Gladbach und Freiburg jeweils um die 10.000 Zuschauer im Stadion hatten, hatte ich vor Freude Tränen in den Augen – und viele andere auch."
Der BVB-Chef rechnet damit, dass die wirtschaftliche Dimension der Corona-Pandemie erst in den kommenden Monaten und Jahren sukzessive sichtbar werde. Dem BVB helfe es, dass er keinerlei finanzielle Verbindlichkeiten gehabt hatte, als die Pandemie begann. Anderen Clubs geht es schlechter.
"In dieser Saison müssen wir nahezu mit einem Gesamtausfall der Zuschauereinnahmen rechnen", hatte Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, Anfang Dezember gesagt. Das entspreche einem Verlust von 650 Millionen Euro. Die aktuelle Spielzeit soll mit dem 34. Spieltag am 22. Mai enden. "Wir haben unsere erste Kalkulation im Herbst aufgrund der Entwicklungen sehr schnell korrigiert und gehen aktuell davon aus, dass wir im Januar, Februar und März keine Zuschauer mehr haben werden", sagte Kölns Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle der "Bild".
Der Geisterspielbetrieb sichert dem Profifußball weiterhin den enorm hohen und überlebenswichtigen Anteil der TV-Gelder am Umsatz. Watzke wies aber darauf hin, dass es in Europa keinen anderen Verein gegeben habe, "dem im Schnitt 81 365 Zuschauer weggebrochen sind. Die Bemühungen, an die noch größeren Clubs wirtschaftlich näher heranzurücken, die sind erst einmal passé", räumte der Dortmunder Geschäftsführer ein.
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