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Borussia Dortmund: Unwürdiger Abgang

Borussia Dortmund

Unwürdiger Abgang

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    Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl verletzte sich gegen Marseille am Auge, hatte aber im Endeffekt Glück.
    Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl verletzte sich gegen Marseille am Auge, hatte aber im Endeffekt Glück. Foto: dpa

    Die Rolltore bleiben verschlossen. Bis zum nächsten Bundesligaspiel am Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern sperrt Borussia Dortmund Fans und Medien vom Trainingsgelände aus. Sie wollen alleine sein, wenn es gilt, die Wunden zu lecken. Das ist die Paradedisziplin des deutschen Meisters nach Spielen in der Champions League geworden. Sebastian Kehl musste ihr nach dem 2:3 gegen Olympique Marseille, das die europäische Saison für den BVB beendete, sogar im Wortsinn nachgehen. Der Kapitän teilte noch am Mittwochabend mit: „Ich sehe aus wie nach einem Kampf gegen beide Klitschkos gleichzeitig.“ Zum Glück habe sich der zunächst befürchtete Jochbeinbruch infolge eines üblen Tritts in das Gesicht nicht bestätigt. Das war die gute Nachricht an einem so trostlosen Abend.

    Als der BVB Kehls Botschaft verbreitete, war Jürgen Klopp gerade aufgestanden. Die Pressekonferenz hatte dem Trainer zugesetzt. Die Frage, was er den Menschen entgegne, die der Ansicht sind, Borussia Dortmund habe den deutschen Fußball unwürdig vertreten, vereiste seinen Blick. Das müssten Bayern-Fans geschrieben haben. „Wir haben nicht vor, es der gesamten Menschheit recht zu machen.“ Schuldgefühle überkamen ihn dann aber doch: „Wir haben den BVB nicht so vertreten, wie wir es dem Verein und den Fans schuldig waren.“ Klopp plädierte für den Meister auf „nicht würdig“, und die Geschichte des letzten Gruppenspiels deckt seinen Eindruck.

    Der BVB spielte offensiv, aber kontrolliert, und effizient. Nach der 2:0-Führung durch Tore von Jakub Blaszczykowski (23.) und Mats Hummels (32., Foulelfmeter nach Tritt gegen Kehl) schien ein Sieg mit vier Toren Unterschied möglich, der wenigstens den dritten Gruppenplatz und damit die Qualifikation für die Runde der letzten 32 Mannschaften in der Europa League bedeutet hätte. Doch der Anschlusstreffer in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit raubte den Dortmundern Mut und Glauben. Zwei späte Tore der Franzosen (85., 87.) ließen „OM“-Trainer Didier Deschamps schwärmen: „Das war ein wichtiger Sieg in unserer Vereinsgeschichte. Wir standen am Abgrund, waren von einem 0:3-Rückstand nicht weit entfernt.“

    Der Weltmeister von 1998 scherzte und strahlte, als wolle er Jürgen Klopp nachahmen. Allerdings den aus der Bundesliga bekannten Klopp, dessen internationale Bilanz beim BVB äußerst dürftig ist. In seinem ersten Jahr scheiterte er in der Qualifikation zur Europa League, in seinem dritten in der Gruppenphase des kleineren Wettbewerbs. Nun, in seiner vierten Saison, verantwortet Klopp ein klägliches Aus in der Champions League mit nur vier von möglichen 18 Punkten. Der VfB Stuttgart war als Meister 2007 mit drei Punkten noch ein bisschen schlechter.

    Die ansprechende Leistung der ersten Halbzeit wurde überschattet von Fehlern, die den BVB auf dem europäischen Weg begleiteten. „Da waren schon ein paar außergewöhnliche Fehler dabei“, haderte Klopp und stellte zehn Gegentore in 15 Bundesligaspielen den zwölf Gegentreffern in sechs Champions-League-Partien gegenüber.

    „Wir werden daraus lernen“, sagte Mario Götze, der mit seinen 19 Jahren der jüngste Spieler in einer immer noch recht jungen BVB-Elf war. Der BVB will und muss allmählich zeigen, dass er nicht nur lernt, sondern auch die richtigen Schlüsse daraus zieht.

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